Das Thema Golden Shower hat es dank Donald Trump sogar bis in internationale Nachrichten geschafft und irgendwie können wir alle darüber lachen, weil wir alle mit einem mehr oder weniger stark ausgeprägtem Humor für Badezimmer-Witze aufgewachsen sind. Nett ist das allerdings nicht, denn viele Leute stehen auf Golden Shower und Kink-Shaming ist eigentlich nicht wirklich cool.

 

Was ist eigentlich eine „Golden Shower“? 

Fangen wir – wie immer – mit der Begriffserklärung an. Als Golden Shower (goldene Dusche) bezeichnet man es, wenn eine Person von einer anderen Person angepinkelt wird. Ein anderer in Kinksterkreisen bekannter Begriff ist Natursekt, der analog zum Begriff „Wassersport“ (Water sports) alles umfasst, was irgendwie mit Urin zu tun hat. Wenn man den Partner nicht anpinkelt, sondern sich selbst oder im Beisein des Partners oder wenn man sich einfach in die Hose macht, zählt das ebenso zum Wassersport, wie die Golden Shower. Es gibt hier keine festen Regeln, außer der, dass es mit Urin zu tun haben muss.

 

Warum mögen manche Menschen Wassersport? 

Viele betreiben Natursektspiele als Teil von BDSM, denn zum BDSM gehört für viele Paare ein Machtgefälle, bei dem ein Partner unterwürfig und der andere dominant ist. In diesem speziellen Szenario pinkelt der dominante normalerweise auf den unterwürfigen Partner. Natürlich hat es auch einen stark erniedrigenden Effekt, sich anpinkeln zu lassen und damit bedient es folglich auch den Erniedrigungsfetisch. Weiterhin kann Natursekt als Bestrafung oder zur Objektifizierung im BDSM eingesetzt werden. 

Ein anderer und viel einfacherer Grund, warum jemand Natursektspiele ausprobiert, ist das Tabu. Spiele mit Urin sind verboten, dreckig und versaut und das Brechen von Tabus lässt die Säfte von vielen Spielern und Spielerinnen einfach fließen.  

Gemeinsam einen Tabubruch zu begehen fördert auch Vertrauen und Intimität. Auch wenn es widersprüchlich klingt, aber man liefert sich aus und gesteht eine gewisse Verletzlichkeit ein, sowohl wenn man einen Partner in seiner Gegenwart pinkeln lässt, als auch wenn man sich selbst anpinkeln lässt. 

 

Wie verbreitet ist das Interesse an Natursekt? 

Dieser Kink ist ziemlich gewöhnlich, wenn man den Experten glaubt. Bei Urophilie (oder Undinismus) wie der Fachbegriff für den Fetisch lautet, liegt der Anteil der Erwachsenen, die es schon mal mit Natursekt probiert haben, bei knapp unter 5%. Fragt man allerdings danach, wie groß das Interesse daran ist, etwas Neues auszuprobieren, nennen 20-30% Natursekt. Jedenfalls sind die Suchanfragen auf Pornhub nach Inhalten mit Golden Shower um fast 300% angestiegen, nachdem Gerüchte aufgekommen waren, dass Donald Trump Wassersportspiele in einem Moskauer Hotel genossen habe. 

Im Forum von Fetisch.de gibt es dutzende Threads zum Thema Natursekt und viele viele User geben Natursekt und Wassersport in ihren Profilen oder Gesuchen als Interesse an. 

 

Ok, also wie gebe (oder bekomme) ich richtig einen Natursekt? 

Zur Vorbereitung empfehlen wir auch eine Umstellung der Ernährung. Alkoholische Getränke, Kaffee, aber auch viele an sich gesunde Produkte wie etwa Spargel, geben dem Urin ein äußerst unangenehmes Aroma. Am besten ist es, wenn die Person, die den Natursekt spenden will, vorher viel Flüssigkeit aufnimmt. Empfehlenswert ist es, hier auf klares Wasser zurückzugreifen. 

Zur Vorbereitung gehört auch die Auswahl des richtigen Orts für Aktivitäten mit Natursekt. Das Bett und die Polstercouch eignen sich ganz sicher nicht. Zum Ausprobieren eignet sich die Badewanne oder die Dusche, wo man es gleich wieder wegspülen kann.

 

Kommunikation und Konsens ist das A und O 

Sobald festgelegt wurde, wo es passieren wird, muss man sicherstellen, dass alle Parteien wissen, was der Plan ist und voll und ganz einverstanden sind. Das Einverständnis ist schließlich der wichtigste Teil eines jeden Sexualakts. Haltet alles, was ihr zum Aufräumen braucht, in der Nähe bereit, und jeder sollte auch ein Safeword vereinbaren. 

Was für den einen heiß ist, ist es vielleicht nicht unbedingt für den Partner. Vergewissert euch also, dass alle Teilnehmer auf der gleichen Seite stehen, bevor du fortfährst. Mach einen Plan und halte dich auch an den Plan, denn nur so ist sichergestellt, dass jemand auf eine Art und Weise überrascht wird, auf die er oder sie überhaupt nicht vorbereitet ist.

 

Ist Urin wirklich steril?  

Den älteren unter uns wurde sogar beigebracht, dass man kleinere Wunden mit Urin desinfizieren kann. Mit moderner Medizin lässt sich dieses Mythos hingegen nicht vereinbaren. Urin kann Krankheiten verbreiten, einschließlich bakterieller, pilzartiger und viraler Infektionen, und das passiert am häufigsten, wenn der Empfänger eine offene Wunde hat. Das bedeutet andererseits, dass Urin beim Hautkontakt normalerweise keinen Schaden verursacht, wenn es keine Risse, gebrochene Haut oder offene Wunden gibt.  

Generell sollte man auf jegliche sexuelle Aktivitäten verzichten, wenn der Gesundheitszustand des Partners unsicher ist, und auf Natursekteinlange soll man auf jeden Fall verzichten, wenn der Partner einen erkennbaren Infekt hat.  

Andererseits muss man sich aber auch nicht verrückt machen. Man stirbt auch nicht an einem toxischen Schock, wenn versehentlich mal ein Schlückchen Urin in den Mund gelangt. 

 

Was sollte ich noch wissen, wenn ich es ausprobieren möchte? 

Abgesehen von der Reinigung und den potenziellen Risiken des Flüssigkeitsaustauschs musst du mit deinem Partner oder den Partnern darüber sprechen, bevor du dich daran machen kannst, diesen Kink auszuleben. 

 

Tomasz Bordemé ist Autor und Blogger, der über BDSM und Erotik schreibt. Außerdem versorgt er unsere kinky Community auf Fetisch.de mit News und Einsichten aus der Szene. 

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