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Fortsetzung des Romans : Jugendsünden


Sklave184

Empfohlener Beitrag

Geschrieben

Manuel Magiera

Fortsetzung des Transromantischen Romans: Jugendsünden

 

Hamburger Nächte

 

„Das soll erst mal genügen. Das meiste ist nur für eure Eltern wichtig, doch ihr müsst natürlich auch über diese rechtlichen Sachen Bescheid wissen. Mit dem Gerichtsbeschluss über die Vornamens- und Personenstandsänderung dürft ihr euch an euer Geburtsstandesamt wenden und dann wird auf Antrag die Geburtsurkunde auf den neuen Namen umgeschrieben und natürlich wird auch das Geschlecht geändert. Wenn ihr später dazu etwas wissen wollt, hilft euch auch Herr Reimers gerne und ich bin ja ebenfalls hier ortsansässig. Nun, habt ihr Fragen an mich? Vor allem menschliche? Wie kommt ihr mit eurer Umgebung klar? Eltern, Geschwister, Freunde, Schulkameraden? Gibt es irgendwo Mobbing wegen eurer Andersartigkeit?“ Ich überlegte einen Moment. „Wir haben uns gestern über die sogenannten standards of care unterhalten, in denen Regeln aufgestellt werden, wie man uns ärztlich behandeln soll. Wie denken Sie darüber?“ Katharina richtete sich auf. „Gute Frage, ich habe nämlich von anderen gehört, die dadurch sehr schlechte Erfahrungen bei Ärzten gemacht haben“, sagte sie. Ich hatte wohl ihr Lieblingsthema getroffen. Wir saßen wieder in unserer Sofarunde zusammen. Dr. Reimers war jetzt nicht anwesend. „Ja, in der Tat, ich sehe schon, ihr seid bestens informiert. Das ist auch wichtig, denn ihr allein bestimmt über euer Leben. Nun, ich stehe diesen standards sehr verhalten gegenüber, um es mal vorsichtig auszudrücken. Die meisten Leute, die sie aufstellten, waren Ärzte und keine Patienten. Man kann sich zwar in andere Menschen hineinfühlen und das gelingt vielen Zeitgenossen sogar sehr gut, aber letzten Endes ist der Mensch selbst ausschlaggebend. Kleine Kinder wissen schon sehr früh, ob sie Junge oder Mädchen sind. Ich gehe davon aus, dass eine Stimme im Kopf es ihnen mitteilt, sobald sie die Welt bewusst wahrnehmen können. Einem Kind, die Fähigkeit, sein eigenes Geschlecht benennen zu können, abzusprechen, bedeutet schlicht eine Respektlosigkeit vor dem kleinen Wesen und die Nichtbeachtung seiner Persönlichkeit. Mit all den negativen Folgen, die so etwas für die kindliche Seele und seine Entwicklung hat. Wir müssen einander zunächst ernst nehmen. Warum soll ein Mädchen, das sich als Junge fühlt, keine Hosen tragen und mit Jungenspielzeug spielen dürfen? Und wenn es lieber mit einem Jungennamen gerufen werden will, was spricht dagegen? Kinder verkleiden sich gerne und spielen. Irgendwann beginnt er/sie ein neues Spiel, das da heißt, ich will ab sofort wieder ein Mädchen/Junge sein. So, und das ist der springende Punkt. Wenn dies nicht kommt, muss man das Kind genau beobachten und fragen, was anders läuft. Bleibt ein Kind bis zum Beginn der Pubertät in der gewünschten geschlechtlichen Rolle, ist davon auszugehen, dass möglicherweise eine transsexuelle Prägung vorliegen könnte. Und dann ist Fingerspitzengefühl gefragt. Der Körper wird sich dem biologischen Geschlecht gemäß entwickeln und die Unterdrückung der Pubertät ist dann eine Möglichkeit, diesem Kind alle Optionen offenzuhalten. Brüste müssten sonst operativ entfernt werden, bei Mädchen tritt ein irreversibler Stimmbruch ein. Ich halte es für besser, die körperliche geschlechtliche Entwicklung auszusetzen, denn der Patient will ja gerade diese Entwicklung verhindern, als darauf zu vertrauen, dass die meisten sich mit ihrem Geschlecht aussöhnen und Homosexuell werden. Die sexuelle Ausrichtung hat mit dem selbst empfundenen Geschlecht ja gar nichts zu tun und die weiblichen oder männlichen Körperteile, werden von Kindern, die sich dem Gegengeschlecht angehörig fühlen, abgelehnt. Warum muss man sie zwingen, diese Organe auch noch zur vollen Funktion zu bringen? Die Kinder sind ohnehin schon gestresst genug und leiden unter ihrem Geschlechtsfehler. Das ist dem Gedanken von Hilfe und helfen wollen doch völlig abtrünnig. Wann hast du festgestellt, dass du kein Mädchen bist?“ Sie sah mich fragend an.

„So mit dem dritten oder vierten Lebensjahr. Ich wusste es einfach. Da waren mein Vater und Gerhard, unser Chauffeur, Hartmut Berger, der Förster, und Robert, mein Reitlehrer. Frauen gab es auf dem Schloss auch, aber ich war wie mein gleichaltriger Freund Jacob und die erwachsenen Männer. Ich brauchte das auch nicht zu hinterfragen. Was sollte ein Mädchen eigentlich sein? Ich war jedenfalls keines. Es gab jedes Mal einen riesen Aufstand, wenn meine Mutter mich als Mädchen herausputzen wollte. Meine Eltern ignorierten in dieser Hinsicht meine Wünsche und meinen Willen und ich musste tun, was sie bestimmten. Das war sehr schwer, denn ich wollte sie ja nicht verlieren und auch nicht, dass sie böse mit mir sind. Wobei, irgendwann hab ich dann mein eigenes Ding durchgezogen und mir war es egal, ob ich ihnen Scherereien mit meinem Geschlechtsproblem machte. Als ich meine erste Regel bekommen hatte, wäre ich am liebsten gestorben. Das Gespräch mit meiner Mutter fiel an dem Tag sehr heftig aus und setzte wohl ein Umdenken bei ihr in Gang. Gottseidank ist sie mit einer Psychologin befreundet, die ihr dann die Telefonnummern von Herrn Reimers und Frau Michelsen gab. Das war die Kehrtwende in meinem Leben.“ Die Mädchen begannen sich zu unterhalten. Sie erzählten ihre eigenen Geschichten. Den meisten war es ähnlich ergangen. Frau Wagner lächelte. „Das hatte ich mir gedacht. Es wäre wichtig gewesen, dich mit deiner Aussage ernst zu nehmen, um dir auf diese Weise nicht nur geschlechtliche Sicherheit zu geben, sondern auch Selbstwertgefühl. Aber deine Eltern haben dann doch rechtzeitig die Kurve bekommen und dafür kannst du ihnen dankbar sein. Ich sehe, wie gesagt, nicht ein, warum man Kinder quälen soll, eine geschlechtliche Entwicklung durchzumachen, die sie aufs tiefste ablehnen, nur damit vielleicht ein paar andere später schwul oder lesbisch leben können. Die werden das ohnehin. Jeder weiß, was er /sie ist. Und wer den transsexuellen Weg nicht mehr weiter gehen will, wird das im heranwachsenden Alter ganz sicher wieder ändern. Meine Aufgabe als Psychologin ist es, auf das zu achten, was der Mensch vor mir, anbietet. Das respektiere ich und dadurch entwickelt sich Selbstvertrauen und Selbstsicherheit beim Patienten. Davon können wir gar nicht genug haben. Natürlich dürft ihr nicht alles. Ein paar Regeln, vor allem die Strafgesetze und den Straßenverkehr, müsst ihr schon beachten. Aber das tut doch auch jeder vernünftige Mensch. Ihr könnt das umso besser, umso sicherer ihr euch in euch selbst erlebt.“ Bis auf ein Mädchen namens Bärbel, erzählten alle der Reihe nach von sich und den eigenen Erfahrungen. Bärbel saß still neben uns. Ich tauschte mit Rene den Platz und stupste sie an. Sie war sehr zart im Körperbau und machte den Eindruck, als würde sie jeden Moment zerbrechen. „Hey, was ist mit dir. Du warst gestern Abend schon so traurig, gefällt es dir nicht bei uns?“, fragte ich sie. Auch Melanie horchte auf und Kerrin blickte sofort zu uns. „Doch, es,  es ist schön bei euch zu sein. Ich habe Schwierigkeiten mit meinen Eltern und den Geschwistern. Zwei meiner drei Brüder sind schon älter und sie drohen mir immer Prügel an. Ich bin eine Schwuchtel und kein normaler Mensch, wegen meiner Sache, sagen sie. Wenn es nach meinen Eltern ginge, wäre ich gar nicht hier. Sie wollten, dass ich in die Psychiatrie komme, weil bei mir eine Schraube locker ist.“ Frau Wagner beendete sofort ihr Gespräch mit Rene. „Bärbel, wie alt bist du?“, fragte sie. „Ich bin jetzt Fünfzehn.“ „Gut, damit bist du auch alt genug, um dein Leben selbst in die Hand zu nehmen. Ich werde mit Herrn Reimers sprechen, damit er versucht, an deine Eltern heranzukommen. Sie sind natürlich auch der Schlüssel zu deinen Brüdern. Andererseits müssen wir möglicherweise sehen, ob wir dich woanders unterbringen können, damit du frei von Zwang und Gewalt deine Entwicklung abwarten kannst. Du bist nicht geisteskrank und du bist kein Fall für die Psychiatrie. Das muss deinen Eltern erklärt werden. Meistens machen sich die auch Gedanken und glauben, sie haben bei ihrer Erziehung etwas falsch gemacht. Oder ihre eigenen Gene sind schuld an deiner Ausprägung. Das ist alles Quatsch und ich hoffe, Herr Reimers kann deinen Eltern helfen.“ Bärbel kuschelte sich an mich. „Danke, ich bin nicht so stark und manchmal habe ich schon daran gedacht, dass es besser wäre, tot zu sein.“ Nein, um Gottes Willen. Der Schreck traf mich sehr. Melanie, Kerrin und Katharina standen spontan auf und knieten sich vor sie hin. Melanie nahm sie in den Arm, Kerrin umschloss ihre Hände. „Liebes, daran darfst du nicht einmal im Traum denken. Du bekommst jetzt alle Hilfe der Welt, und ich verstehe, was der Doc gestern gemeint hat. Wir müssen zusammenhalten und uns gegenseitig helfen. Wir sind für dich da. Und wenn du nicht mehr zu Hause wohnen willst, finden wir eine Lösung. Wir können auch zusammen eine WG gründen“, sagte Katharina. Frau Wagner atmete laut aus und machte sich zufrieden Notizen. „Das müsst ihr auch. Ihr braucht den Kontakt zu anderen Transsexuellen. Später rate ich euch, die Erwachsenen in ihrer Gruppe zu besuchen. Natürlich erst, wenn ihr selbst erwachsen seid. Jetzt reichen eure Beziehungen völlig aus und Herr Reimers koordiniert euch. Er konnte euch nur so zusammenbringen, denn er muss ja das Arztgeheimnis wahren. Wir haben lange überlegt, wie wir es am besten anstellen, damit ihr einander kennen lernt. Manchmal klappt es im Wartezimmer, wenn die Spritzen- und Behandlungstermine gleich liegen, aber es erschien uns besser, ein solches Seminar ins Leben zu rufen.“

Ich fühlte eine innere Wärme in mir aufsteigen und kämpfte kurzzeitig vor Rührung mit den Tränen. Diesen Moment der Anteilnahme und des Geborgenseins im Kreise meiner neuen Freunde, aufgefangen durch Ärzte wie Frau Wagner und Herrn Reimers, würde ich niemals vergessen und ich wusste, ich könnte mich später immer daran erinnern, wenn es einmal Schwierigkeiten in meinem Leben gab. Ich dachte daran, anderen Transsexuellen zu helfen, wenn ich erwachsen war. Ich wollte etwas von diesen schönen Augenblicken weitergeben, an jene, die es vielleicht noch mehr brauchten, als ich. Es war Mittag geworden. Frau Wagner gab jedem von uns ihre Karte. Wir sollten sie anrufen, wenn wir Probleme hatten. Sie würde dafür nichts nehmen, solange sie nicht von unseren Eltern einen entsprechenden Auftrag bekam und natürlich dann über die Krankenkasse abrechnen konnte. Sie verabschiedete sich. „Wenn also irgendjemand Dummheiten plant, bitte ruft erst an. Blödsinn könnt ihr danach immer noch machen, aber wir sollten vorher drüber reden.“ Wir brachten sie mit viel Beifall zur Tür. Es gab Essen. Herr Reimers war wieder anwesend und führte während der Mittagspause einige persönliche Gespräche. Rene und ich machten uns Fußballfertig. Wir schwelgten in Vorfreude auf unser Spiel und wollten uns auf jeden Fall einen HSV Schal besorgen. Kerrin neckte uns. Sie stand auf Dortmund. Es wurde ein gelungener Nachmittag, den am Abend der König der Löwen noch einmal toppte. Ich hatte ihn somit zum zweiten Mal gesehen. Die Baronin hielt damals nämlich Wort und schickte meiner Mutter drei Eintrittskarten für die Ehrenloge. Aber die Aufführung jetzt inmitten von ‚Leidensgenossen‘ sehen zu dürfen, war einfach toll. Wie selbstverständlich besuchten Rene und ich die Herren- und die Mädchen die Damentoilette. Wir fielen nicht auf. Niemand nahm Notiz von uns. Wir gehörten in unserer selbst erlebten Geschlechterrolle zur normalen Gesellschaft dazu. Es war ein grandioses Gefühl. Nach der Hafenrundfahrt am nächsten Tag saßen wir zum Abschlussgespräch noch einmal bei Kakao und Kuchen im Seminarraum zusammen. Alle wollten ein weiteres Treffen und baten Herrn Reimers, im nächsten Jahr wieder etwas zu organisieren. Rene und ich knutschten zum Abschied öffentlich und versprachen, einander zu besuchen. Ich hatte ein schlechtes Gewissen Andy gegenüber und überlegte, wie ich ihm meinen Fehltritt am besten beibringen konnte. Auf dem Rückflug grübelte ich. Mir war nicht gut, aber ich musste da wohl durch. 

Zuhause überraschte mich mein Vater damit, dass er mich zum nächsten Termin in Hamburg, der Mitte Februar anstand, begleiten wollte. Er sollte Geschäftspartner treffen. In etwas mehr als drei Monaten würde er mit mir fliegen und sich ein Männerwochenende mit mir gönnen, wie er augenzwinkernd meinte. Mum sollte nicht allzu viel erfahren. Ich dachte mir meinen Teil. Ich war ja in sexueller Hinsicht wesentlich weiter als mein Vater ahnte. Trotzdem freute ich mich darauf. Die Zeit verging. Andy kam eines Nachmittags zu mir aufs Schloss. Er müsste dringend mit mir reden. Oh je. Mein Mut rutschte in die Hose. Wir hatten uns seit meiner Rückkehr geliebt wie immer und ich brachte es nicht übers Herz ihm von Rene zu erzählen, dem ich in der Zwischenzeit fleißig Mails schickte.  Auch Jenny schrieb. Ich hatte also drei Beziehungen am Laufen. Andy trat etwas zusammengesunken zu mir ins Zimmer. Sonst rannte er immer die Stufen hinauf, aber heute war es anders. Er sah nicht gut aus. Wir küssten uns wie sonst auch. „Max, ich muss dir etwas sagen. Bitte, du darfst mir nicht böse sein. Ich liebe dich, aber es ist wie verhext. Max, ich hab da jemand kennengelernt, beim Fußballlehrgang. Und, ich,…oh Schitt.“ Er druckste. „Ein anderer Junge?“, fragte ich. „Und du hast mit ihm geschlafen?“ Mein bester Freund nickte blass mit dem Kopf. Mir fiel ein Stein vom Herzen und ich schrie erleichtert auf. „Freut dich das etwa? Ist dir unsere Freundschaft so wenig wert?“, empörte er sich. Ich nahm ihn in die Arme. Dann presste ich meinen Mund auf seinen und unsere Zungen verschmolzen, wie wir es gewohnt waren. Meine Hand schob sich derweil in seine Unterhose und stimulierte sein bestes Stück. Ich zog ihm die Hosen runter und drehte ihn herum. Die Gleitcreme lag im Nachttisch.  „Einen Augenblick“, sagte ich und stand auf, um meine Zimmertür abzuschließen. Normalerweise klopften alle an, die zu mir wollten, aber man konnte nie wissen. Andy war irritiert. Eigentlich lag er stets oben und das er plötzlich seinen Hintern hinhalten sollte, war ihm neu. Aber er ließ es geschehen. Zärtlich schmierte ich die Creme ein und meine Finger bereiteten ihn vor. Er stöhnte auf, schien es zu genießen. Langsam nahm ich meinen Dildo und schob ihn rein. Ich begann zu stoßen und zu reiben und kam nach ein paar Minuten. Andy drehte sich vollkommen heiß um, steckte sich mir in den Mund und …spritzte ab.  Ich hatte zum ersten Mal den Mund voller Sperma, aber es gefiel mir. Ich sah es als Strafe an, weil ich mit Rene geschlafen hatte. „He, das war geil, ich bin noch nie von einem anderen gefickt worden. Wo hast du das plötzlich gelernt?“ „In Hamburg, auf dem Transkidstreffen“, antwortete ich und zeigte ihm Rene auf dem Handy. „Er heißt Rene und weiß über dich Bescheid. Wir waren die einzigen Jungen und als wir uns zusammen im Bett meinen Laptop ansahen, passierte es einfach. Er wird mich im Sommer besuchen kommen und möchte dich kennen lernen. Er sagt, du darfst ihn auch ficken, zur Strafe. Er will mich nicht heiraten, das überlässt er gerne dir.“ Andy warf sich gespielt wütend auf mich. Wir rauften und rangen auf meinem Bett. „Weißt du, wie viel Blut und Wasser ich geschwitzt habe, weil ich nicht wusste, wie du meinen Ausrutscher mit Thorsten aufnimmst?“ „Ich habe nächtelang nicht geschlafen, weil ich Angst vor dir hatte und nicht wollte, dass es aus zwischen uns ist, wegen Rene“, konterte ich. „Oh, wie sind wir doch bescheuert!“ Andy sah mich mit zusammengekniffenen Augen an. „Ja, wir sind schon dämliche Schwuchteln, wobei: Bist du noch mit Jenny zusammen?“ Ich bejahte. „Aber an uns wird sich nie etwas ändern, Andy. Du bist mein Freund und wenn ich zweimal heiraten könnte, dann wärst du auch mein Mann. Aber ich brauche irgendwann eine Frau, damit wir Kinder kriegen können.“ „Wieso, du hast doch deine Eizellen einfrieren lassen. Wir können auch als schwules Paar Kinder bekommen. Deine Eizellen und mein Samen, das meiste hast du ja eben schon geschluckt, und eine Leihmutter. Das wird sich finden lassen. Ist vielleicht nur eine Frage des Geldes oder wir suchen uns ein lesbisches Mädchenpaar. Die eine kriegt deine Kinder und die andere meine. Das heißt, von mir sind sie ja dann alle.“ „Ach, Andy, woher nimmst du deine überragende Intelligenz. Ich weiß nur nicht, ob meine Eltern dich gerne als Gräfin Wildenstein haben wollen.“ Andy starrte mich an. „Andere Version. Ich lass mich zur Frau operieren, mein Sperma wird vorher eingefroren und zu deinen Eiern gepackt. Wir ziehen mit einer geburtswilligen Lesbe zusammen und leben glücklich zufrieden bis an unser Lebensende hier auf dem Schloss.“ „Und wenn wir nicht gestorben sind, dann leben wir noch heute!“ Ich konnte nicht mehr vor Lachen. Andy meinte es tatsächlich ernst. Wir waren beide bald Siebzehn und die Welt lag uns zu Füßen. Was eines Tages aus uns werden würde, wusste auch ich nicht. „Du, ich fahre nächsten Monat mit meinem Dad nach Hamburg zur Spritze. Er will Geschäftspartner treffen und hat so komische Andeutungen gemacht, von wegen Männerweekend und so. Ich glaub, der will mich aufklären. Hihi. Ich weiß doch dank Hubis Website seit ich Dreizehn bin, bestens Bescheid und mit Jenny probiere ich nach der OP meine Pumpe aus. Sie hat mich durch die Blume wissen lassen, dass sie es auch will. Ich erzählte ihr von Melanie und von unserem Treffen. Die Mädels mailen inzwischen miteinander, aber ich hab manchmal das Gefühl, die machen sich einen Spaß mit mir und wollen mich nur verarschen.“ Andy lachte sarkastisch auf. „Warum, glaubst du, fange ich mit dem Weibervolk nichts mehr an? Ich will mich doch nicht dauernd zum Affen machen lassen. Die sind alle gleich und wollen von uns nur das eine. Ne, ein Junge ist da viel unkomplizierter. Der macht keinen Beziehungsstress und so. Du, ich könnt schon wieder.“ Ich gab ihm einen Kuss auf seine Arschbacke und drehte mich auf den Bauch. „Tu dir keinen Zwang an. Mein Arsch ist zu allen Schandtaten bereit.“ Wir schmusten und ein paar Minuten später spürte ich Andys Finger die Creme bei mir verteilen. Unwillkürlich musste ich stöhnen. Er kam wirklich noch einmal. Wir gehörten einander und kannten zusammen kein Gummi. Das war einfach ein geiles herrliches Gefühl. Ich freute mich, dass mein Fehltritt unserer Beziehung keinen Abbruch getan hatte. Erschrocken sah ich auf die Uhr. Ich musste in den Stall. Die tägliche Reitstunde stand auf dem Programm. Mein Freund lachte. „Die hast du doch gerade mit mir gehabt, mein Guter.“ Wir zogen uns schnell an. Ein rascher Kuss und ich rannte in Reithosen die Treppe zum Stall hinunter.

Andy sah mir noch einige Augenblicke beim Training zu und deutete einen Luftkuss an, als er ging. Er war auch erleichtert gewesen. Am Abend erfuhr Rene von mir alles und ich gab ihm Andys Mailadresse. Die zwei verabredeten sich tatsächlich im Sommer und schickten sich anzügliche Angebote. Das Leben war doch schön, dachte ich bei mir. Die Wochen vergingen schnell. Es war Ende Februar. Am Freitag startete unser Flieger nach Hamburg. Vater wusste natürlich von Rene und lud ihn zu Samstag ein. Wir wollten zum Fußball und am Sonntag zum Eishockey. Am Freitag früh um halb zehn Uhr hatte ich meinen Termin in der Praxis. Doktor Reimers verhielt sich abwartend. Das kam mir irgendwie komisch vor. So war er sonst nie. Ich sollte im April, also in gut zwei Monaten, Siebzehn werden. Womöglich war dies die letzte Spritze, die meine weibliche Pubertät herauszögerte. Würde er Wort halten und mir dann das erste Testosteron geben? Er sprach zunächst lange mit meinem Vater, welcher sehr ernst aus dem Sprechzimmer kam. Ich ging hinein. „Doc, kann ich was fragen?“ „Aber immer, Max. Spuck aus!“ „Ich hab im April Geburtstag.“ „Oh, das ist schön für dich. Aber vorher gratulieren, bringt Unglück.“ „Doc, wir kennen uns schon so lange und bitte, das ist keine Verarschung. Wann darf ich mit der Hormonbehandlung anfangen?“ „Max, wenn ich dich jetzt verarschen wollte, würde ich sagen, du bekommst seit deinem dreizehnten Lebensjahr bereits Hormone, aber das ist es nicht. Es ist auch für mich immer ein besonderer Moment, wenn ihr das Erwachsenenalter erreicht habt. Auch ein banger Moment. Die erste Testosteronspritze ist nicht schlimm, aber nach der zweiten treten meistens irreversible Veränderungen an der Stimme auf. Ich denke dann immer an euch und ob wir die richtige Entscheidung getroffen haben. Ich fühle mich bei euch wie ein Vater, dessen Tochter das erste Mal ein Date mit einem Jungen hat und bei dir ist es so, als wenn mein eigener Sohn vor mir sitzt. Ich fühle und leide mit jedem von euch mit und ich will das richtige tun, verstehst du?“ Ja, ich verstand ihn nur zu gut. Ich war mir der Bedeutung des Augenblicks bewusst. Dies gehörte zu einem Weg, der mich unabänderlich in die Welt der Erwachsenen führen würde. Wie ich mich auch entschied, ich müsste für immer damit leben. Aber ich war mir sicher. All die Gefühle aus frühen Kindertagen und meine Erlebnisse als Jugendlicher konnten nicht mich nicht getäuscht haben, es konnte kein Irrtum sein. Ich war ein Mann und würde in meinem weiblichen Körper, wenn er entwickelt wäre, als Frau nicht leben können. Ich sagte es dem Doc, der mich seit fünf Jahren wirklich wie ein Vater durch die Höhen und Tiefen der Jugendzeit begleitet hatte. Ich war mir sicher, ganz sicher. Er drückte auf die Gegensprechanlage und bat die Sprechstundenhilfe, meinen Vater aufzurufen. Der kam erwartungsvoll ins Zimmer und setzte sich auf den Stuhl, der neben mir stand. „Max!“ Der Doc forderte mich auf, zu wiederholen, was ich ihm gerade erzählt hatte. „Ich würde mich freuen, wenn wir mit der Hormonbehandlung beginnen könnten, ich bin mir ganz sicher, dass ich ein Junge bin und als Mann leben möchte und ich bin mir auch sicher, dass ich als Frau gar nicht leben kann.“ „Gut, ich respektiere deine Entscheidung und bin einverstanden, denn du bist ja noch minderjährig“, hörte ich meinen Vater sagen. Doktor Reimers stand auf und zeigte mir den Weg zur Liege, auf der ich sonst meine Spritze bekam. Er ging an seinen Medikamentenschrank und zog eine Kanüle auf. Ich sah aus dem Augenwinkel, dass es eine andere Schachtel war. Ich musste mir die Hosen ein Stück herunterziehen und ihm den Po zeigen. „Es wird intramuskulär gespritzt, tief in den Muskel und dazu ist am besten der Hintern geeignet. Die Spritze wird jetzt alle drei Wochen gegeben. Nach der Operation alle sechs bis zehn Wochen, je nachdem, wie sich der Patient damit fühlt. Lebenslang, Max. Es wird dir schlecht gehen, wenn dein Testosteronwert zu niedrig ist und vor allem, du kannst Osteoporose bekommen. Es ist wichtig für dich, endokrinologisch gut eingestellt zu bleiben. Ich hatte deine Werte letztes Mal bereits kontrolliert und wir werden uns schon in zwei Monaten wiedersehen. Die Spritzen schreibe ich dir jetzt auf und telefoniere mit deinem Hausarzt. Er wird sie dir in Zukunft geben. Du musst dir selbst den Turnus auf dem Kalender notieren. Das ist ab sofort deine Aufgabe.  Aber du bist ja sehr pflicht- und verantwortungsbewusst und es geht um deine eigene Gesundheit.“ Den Einstich spürte ich nicht. Es war ein so bedeutungsvoller Moment und ich konnte an gar nichts mehr richtig denken.

Ich hatte doch seit der Kindheit von dieser Spritze geträumt und nun? Was fühlte ich? Im Augenblick nichts. Leere. Vielleicht gehörte dieses Nichts, dieses Loch, tiefschwarze Loch, dazu? War es der Anfang, der gleichzeitig das Ende markierte? Ich sagte kein Wort, konnte es auch nicht, denn es fiel mir nichts ein. Vater sprach mit der Sprechstundenhilfe, machte den nächsten Termin ab und ich gab Doktor Reimers die Hand. „Danke, ich werde das hier nie vergessen.“ Wir sahen uns an. Ich spürte den kräftigen Druck seiner Finger. „Max, wir sehen uns. Ich wünsche dir alles Glück der Erde.“ Es war die richtige Entscheidung gewesen, wir wussten es beide. Vater ging mit mir in die nächste Apotheke und gab mir die Tüte mit den fünf Ampullen darin in die Hand. Ich würde gut darauf aufpassen. Das Päckchen war meine Lebensversicherung und ich musste immer einen Vorrat davon bei mir haben. Im Hotel simste ich Rene. Er rief mich gleich auf dem Handy zurück. „Ich gratuliere dir. Ich hatte meine vorgestern. Doch es bringt noch nichts. Erst die zweite oder dritte macht den Stimmbruch. Aber wir sollten morgen schon mal Vorfeiern.“ Er musste heute Abend zu einer schulischen Veranstaltung und hatte erst am Samstag Zeit. Wir verabredeten uns für elf Uhr im Hotel. Mein Vater wollte dabei die Führung übernehmen, hatte drei Fußballtickets bestellt und mich nicht umsonst in ein Doppelzimmer einquartiert. Wir waren in einem anderen Hotel abgestiegen. Dieses hier lag direkt an der Reeperbahn. Vater schmunzelte, als wir mit dem Taxi vom Doc kamen und an der Großen Freiheit und der Davidswache vorbeifuhren. Ich hatte die Leuchtreklame in mich aufgesogen und Ausschau nach den berühmten Mädchen von Sankt Pauli gehalten. Als Vater an meine Tür klopfte, packte ich gerade meine Sachen aus. „Max, es ist Mittag. Bist du fertig? Ich nehme dich jetzt zum Geschäftsessen mit.  Mr. Henson und Mr. Blake sind, wie du weißt, Briten, und wir werden uns mit ihnen zum Lunch treffen. Du kannst deine Englischkenntnisse beweisen und hörst bitte zu, wie ich verhandle. Eines Tages wirst du für die Firma selbst unsere Auslandskunden betreuen.“ Er lächelte aufmunternd. Einem gelungenen Auftakt meiner Karriere als Geschäftsmann schloss sich ein ebenso schöner Nachmittag in Stellingen auf der Eisbahn an. Wir blieben noch etwas länger, weil es ein Eishockeyspiel für Jugendliche gab. Nach dem Spiel bekam ich mein Abendbrot an der Pommesbude. Vater musste um acht Uhr noch eine weitere geschäftliche Veranstaltung besuchen, zu der er mich aber nicht mitnehmen konnte. Er würde erst spät in der Nacht wiederkommen, sagte er. Mir war es recht. Ich wollte ausgiebig mit Andy telefonieren und das Hotel verfügte über ein Hallenschwimmbad und einen Fitnessraum. Internet und Kabelfernsehen boten genug Abwechslung, dachte ich. Um neun Uhr abends war mein gesamter Colavorrat leer und alle Süßigkeiten hatten ebenfalls ihren Weg in meinen Magen gefunden. Ich zappte durch die Kanäle. Langweiliges Programm. Die Fernsteuerung flog aufs zweite Bett. Ich zog mir ein frisches dunkles T-Shirt an und stellte fest, dass mir meine Jeans zu eng geworden war. Irgendwie bekam ich den Reißverschluss nur noch halb zu. Muss eben ein Stück offen bleiben. Auf meinen Dildo wollte ich nicht verzichten. Die Beule da vorne sah geil aus. Ich griff mir meine Jacke, steckte etwas Geld in die Tasche und die mahnenden Worte meines Vaters, abends nicht ohne ihn aus dem Hotel zu gehen, waren Schall und Rauch von gestern. Ich war ja Hamburg langsam gewohnt und dachte mir nichts dabei, als ich vor dem Hotel stand und ein paar Schritte in die Richtung spazierte, aus der ich laute Musik hören konnte. Grelles Neonlicht empfing mich, hüllte mich ein und betörte meine Sinne. Gerüche von Bier, Zigarettenrauch und Schweiß drangen auf die Straße. Countrymusik, Jazz, Techno und die Lieder aus dem Musikantenstadl vermischten sich. Autos hupten, eine Menschenmenge kam auf mich zu, ich wurde mitgerissen, noch ehe ich verstand, was geschah und blickte mich um. Überall ein Meer von Lichtern, noch mehr Menschen und ein Mädchen, grell geschminkt, in Moonboots und mit riesiger Oberweite, nahm mich in den Arm. „Hey, Kleiner, wollen wir zu mir gehen, du bist aber süß“, sagte sie. Ich ahnte, dass ich mich von ihr losmachen musste, bekam Panik und antwortete nur: „Danke, du auch. Aber ich bin noch keine Achtzehn.“ „Na, dann komm wieder, wenn du soweit bist“, lachte sie mir schallend hinterher. Es klang wie eine Ohrfeige. Puh, das war knapp gewesen und ich gerade noch einmal gerettet. Wo war ich hier gelandet? Ich taumelte ein Stück weiter in die Dunkelheit. Eine Kirche, ich las die Inschrift. Was? Auf der Reeperbahn gab es eine katholische Kirche? Wie konnte so etwas sein, hier, auf der sündigsten Meile der Welt? Ich glaubte meinen Augen nicht zu trauen. Neugierig und in der Hoffnung, dass mir dort oben nichts passieren würde, stieg ich die Stufen hoch. Die Tür war natürlich verschlossen. Klar, am Abend, das musste sicher auch so sein, dachte ich. Eine Gruppe japanischer Touristen zog unten auf der Straße an mir vorbei. Von hier oben hatte man einen guten Ausblick. Langsam wurde ich ruhiger und sicherer. Rechts verlief die Hauptstraße, ich musste also noch einmal durch die Menschenmenge zurück und zwischen die Bordelle entlang gehen. Dass ich fast geradezu in einen Puff  hineingelaufen war, hatte ich inzwischen herausgefunden. Die Aufschrift auf der Tür war nicht zu übersehen.

Ich dachte an meinen Vater. Es schien doch etwas an den Warnungen dran zu sein, hier abends nicht allein herumzustromern. Wo lag nun das Hotel? Das war jetzt die Preisfrage und von der richtigen Antwort hing einiges für mich ab. Ich atmete durch. Langsam setzte ich mich in Bewegung und versuchte mich bewusst durch die Menschenansammlung zu manövrieren. Es klappte. Ich stand plötzlich wieder an der lichtdurchfluteten funkelnden lauten Straße und sah nach oben. Das Straßenschild gab mir den Rest. Große Freiheit, las ich und schluckte. Da hatte ich wieder einmal meinem Vater eine Erfahrung voraus, wobei, der war sicher schon mal hier gewesen, aber halt nicht mit mir. Ich beschloss, mein Geheimnis für mich zu behalten. Langsam schlenderte ich an den Kneipen und Sexlokalen vorbei. In einer dunklen Nische stand ein Junge, ungefähr so alt wie ich und starrte vor sich hin. Ich ging weiter. Das Bild hielt mich auf geheimnisvolle Weise fest. Abrupt machte ich wieder kehrt, ging auf den Jungen zu. Hey, den könnte ich nach dem Weg fragen, dachte ich, gab damit meinem merkwürdigen Verhalten einen vernünftigen Grund. „Du, entschuldige, wo liegt das Mercator Hotel?“  Er sah müde aus. „Hier nicht, bist du Tourist?“ Er grinste. „Ich bin mit meinem alten Herrn da, aber der trifft Geschäftsleute und ich hab mich wohl verlaufen. Ich heiß Max.“ „Conny, bist du aus Bayern, du klingst so anders?“ Ich musste lächeln. „Das ist mir aber ziemlich unangenehm, eigentlich versuche ich ordentliches Hochdeutsch zu sprechen. Ich war heute Nachmittag im Eisstadion und morgen wollen wir den HSV sehen. Wenn nicht gerade Bayern spielt, steh ich auf Hamburg.“ Er lächelte nun auch. „War lange nicht mehr dort. Ist sehr teuer und ich muss Geld verdienen.“ „Hier?“, fragte ich ihn irritiert. „Ja, du nimmst mir gerade die Kundschaft weg. Ich warte auf Typen, die für einen Jungen bezahlen.“  Geschockt und verblüfft über seine direkte Antwort starrte ich ihn an. Gehört hatte ich davon. So wie es Frauen gab, die auf den Strich gingen, so gab es auch Jungen, die das taten. In München war das keine Seltenheit, aber ich hatte noch nie Kontakt zu solchen Jungen gehabt. „Verdienst du viel und wie läuft so etwas ab? Ich hab davon gehört, aber es noch nie gesehen, geschweige denn, selbst erlebt?“, fragte ich. Meine Neugierde siegte. Die Vorsicht flog gerade mit dem nächsten Luftzug um die Ecke. Was konnte mir schon passieren, Conny war nicht viel älter als ich. „Ich bin Siebzehn und du?“, setzte ich nach. „Ich auch, und ich mach das seit meinem vierzehnten Lebensjahr. Meine Mutter hatte einen Typen nach Hause gebracht, der vermöbelte mich und da bin ich abgehauen. Aber von irgendwas musst du leben. Ein Freund hat mir den Tipp gegeben. Ich bin schwul, weißt du, sonst kann man das auch nicht.“ Whow. Das war ehrlich. Ich fühlte mich ihm sofort wie einem Freund verbunden. Ein unsichtbares Band hatte sich spontan um uns beide geschlungen. „Wahnsinn. Das bin ich auch, obwohl ich zusätzlich eine Freundin hab. Aber ich kann mit ihr noch nichts anfangen. Ich muss erst operiert werden.“ Wir sahen einander in die Augen, er verstand mich nicht. Ich erzählte ihm meine Geschichte. „Deshalb sprichst du noch wie ein Knirps. Du siehst auch aus, wie einer. Die Freier stehen auf so etwas. Was ist das in deiner Hose, das ist doch nicht echt?“ Ich schüttelte den Kopf. Stellte mich dicht neben ihn in die Dunkelheit. „Nein, ist ‘n Dildo, aber ein guter. Ich zieh ihn wie eine Unterhose über und er hat ein Reservoir zum pinkeln, das kann ich im Stehen ablassen. Das weibliche Teil, die Klitoris, liegt darunter und bleibt auch nach der OP am Platz. Da krieg ich meine Orgasmen draus. Nur der Dildo kommt weg und die Innereien. Aus dem Unterarm bauen sie mir einen Schwanz an die Harnröhre und dann kommt da eine Pumpe rein, damit das Ding steht. Ich hab heute meine erste Testosteronspritze bekommen. In drei Wochen ist die nächste fällig und danach krieg ich auch einen Stimmbruch.“ Conny schaute mich fasziniert an. Er legte wie von selbst seinen Arm um meine Hüfte. Eng schmiegte ich mich an ihn. Schweigend standen wir so nebeneinander. Er hatte sich an die Mauer gelehnt, ein Bein nach hinten angewinkelt. Ich tat es ihm gleich. „Hey, du stehst jetzt wie’n Stricher. Wenn ein Freier vorbeikommt und dich anmacht, bin ich die Kohle los. Du wirst garantiert nachgefragt.“ Ich gluckste. „Ich will gar keine Konkurrenz für dich sein, ich hab genug Taschengeld. Hier, was kostest du für so einen Freier?“ Ich zog meinen fünfzig Euro Schein hervor. „Das reicht dicke, komm“, lachte er und schob mich in den Hausflur. Ich gab ihm das Geld. „Ich will nicht mit dir poppen, oder doch, aber nicht für Knete“, wehrte ich ab.

„Okay, lass es uns anders machen. Ich kenne einen Typen, der ist ganz geil auf so einen Babyarsch wie dich. Du hast sicher auch noch kein einziges Haar auf der Brust. Lass uns zu ihm gehen. Er bezahlt gut. Du gibst mir das Geld. Vielleicht ruft er auch noch ein paar Freunde an. Du hast deinen Spaß und wenn ich genug mit dir verdient habe, nimm ich dich mit zu mir.“ Das hörte sich so verrückt an, dass es nicht wahr sein konnte und doch war vielleicht etwas Wahres dran. Ich dachte nicht weiter nach, sondern gab ihm meine Hand. Wir liefen einfach fort in die Nacht hinaus, über dunkle Hinterhöfe. Ich stolperte, als Bordsteinkanten und Äste mir den Weg versperrten und fiel dabei fast über eine Mülltonne. Es existierte plötzlich nur noch dieser eine Augenblick. Ich war ein Junge und ließ mich von einem anderen Jungen immer weiterziehen. Unbekanntes. Fremdes. Pass auf, dir droht Gefahr, flüsterte eine Stimme in mir. Ich ignorierte sie. Vater, Mutter, ihre mahnenden Worte, sie verschwanden allesamt hinter den Silhouetten der Häuser. Vor einem Hinterhof hielten wir an. An die Dunkelheit gewöhnte ich mich langsam und erkannte schemenhaft ein altes mehrstöckiges Haus. Wir betraten den Flur. Es roch fürchterlich nach Pisse. Conny schob mich die Treppe hoch, klingelte dann an einer Tür. Ein Mann im schmutzig grauen Unterhemd und mit Alkoholfahne öffnete. „Hallo, Kai, ich bring dir Frischfleisch“, hörte ich Conny sagen. Der Mann war untersetzt, sah schmierig aus und besaß einen Bierbauch. Er musterte mich von oben bis unten, strich mit der Hand über meine Wange und fasste auf meine Hosenwölbung. „Er ist ‘ne Transe und noch nicht operiert. Aber schwul und hat schon mit Jungen gepoppt“, erklärte mein Kumpel. Es war, als bot er mich dem anderen an. „Kommt ‘rein“, meinte der und duldete keinen Widerspruch. „Willst du etwas trinken?“, fragte er mich und noch ehe ich antworten konnte, goss er mir ein Glas voll. Ich mochte nichts sagen. Eigentlich schmeckten mir die harten Sachen immer noch nicht und ich trank nur Bier und Cola. Aber ich wagte nicht abzulehnen. Brr. Eklig. Der Schnaps war Fusel und mein Magen brannte, als er die Speiseröhre runter lief. Kai streichelte über meinen Kopf, sah mich verklärt an und zog mich an sich. Ich saß plötzlich auf seinem Schoß. Seine Hände fuhren vor meinen Dildo und danach drehte er mich so, dass ich halb über seinem Arm auf dem Bauch lag. Ich war wie versteinert, aber auch geil. Ich fühlte meine Klitoris anschwellen. Seine Hand steckte in meiner Hose und seine Finger streichelten die Arschbacken. „Geh ins Bad und pinkel und dann kommst du ins Schlafzimmer“, raunte er mir leise ins Ohr und küsste meine Wange. Ich tat wie in Trance, was er wollte. Als ich mich aufs Bett legte und mir die Jeans auszog, sah ich, wie er Conny dreißig Euro gab. Kai kam und zog mir die Unterhose runter. Sein Atem roch nach Bier, als er mir die Zunge in den Mund steckte. Ich hätte eigentlich spätestens jetzt aufwachen müssen, aber die Situation erschien so abstrus, sie konnte nicht real sein, ich lag bestimmt in meinem Bett und träumte dies alles nur. Ein starker Schmerz holte mich in die Welt zurück. Ich wurde ziemlich heftig auf den Bauch gedreht. Conny stand auf einmal im Zimmer und zog einen Gummi aus der Hosentasche. Kai steckte seinen Schwanz zuerst in den Gummi und dann, während Conny mich beruhigend aufs Bett drückte und mir über den Kopf streichelte, in meinen Arsch. Das tat weh. Er stieß hart zu. Sein ganzes Gewicht drückte schwer auf meinen Rücken. „Entspann, dich“, hörte ich Conny flüstern. Ich versuchte es. Kai kam. Einen Moment später war alles vorbei.

„Na also, war doch ganz easy“, sagte Conny und küsste mich. „Wann kommt dein Vater ins Hotel zurück?“ „Gegen Mitternacht oder etwas später, hat er gesagt. Ich soll nicht auf ihn warten.“ Ich stöhnte leicht vor Schmerz. „Das tat so weh, Conny.“ Er saß über mich gebeugt auf dem Bett und seine Küsse ließen meinen Nacken erzittern. „Pscht, ich weiß, daran gewöhnst du dich. Ich bring dich nachher zum Hotel. Ich lüg auch für dich, wenn dein Vater fragt. Vielleicht merkt er gar nicht, dass du weg gewesen bist. Ich brauch die Kohle und du hast genug davon. Hilf mir ein bisschen. Ich liebe dich, Max.“ Seine Stimme klang weich und ich entspannte mich tatsächlich unter seinen liebevollen Händen. Er gab mir ein Bier. Als ich getrunken hatte, führte er auch das Schnapsglas selbst an meine Lippen. „Trink, Max. Das tut gut. Es macht dich frei. Komm, ich besorg es dir, bevor die anderen da sind.“ Er küsste meine Pobacken, öffnete sich die Hose und ließ mich lecken. Ich versank dabei in Ektase. Den Druck, den er auf meinen Darm ausübte, nahm ich als starke Erregung wahr und rieb mich auf dem schmutzigen Bett. Es stank nach Müll, nach Schweiß, nach Alkohol, aber ich kam zusammen mit ihm. „Ich hab einen Gummi genommen, das ist sicherer. Es kann sein, dass ich Aids habe, und ich will dich nicht anstecken. Hier ist ein ganzes Paket. Du musst das immer griffbereit legen. Behalte die Oberhand, wenn sie dich benutzen wollen. Erst die Bezahlung, dann der Gummi. Darauf musst du bestehen. Es ist deine Lebensversicherung.“ Ich schluckte. „Ja, okay, wie viele sind es?“ „Ich weiß nicht. Kai telefoniert. Er hat ein paar Pädofreunde, die auf kleine Jungs stehen. Die meisten kennt er aus dem Knast. Kai hat schon mehrfach deswegen gesessen. Aber er ist dadurch auch eine feste Einnahmequelle für uns. Entspann dich jetzt. Mach den Arsch locker und auch dein Becken. Komm, trink das Bier aus und hier ist noch ein Korn. Spül ihn mit dem letzten Rest Bier einfach runter.“ Dankbar nahm ich ihm das Glas aus der Hand. Der Korn oder was es auch immer war, half tatsächlich. Ich hielt noch einmal hin. Er lächelte und schenkte ein. „Prost“, sagte er. „Ich lass dir die Flasche hier stehen.“ Es klingelte an der Tür. Ich hörte leise Männerstimmen. Ich wollte mich umdrehen und sehen, wer da kam. Aber Conny führte seine Hand vor meine Augen. „Bleib ruhig liegen, dann ist es bald vorüber. Es kann noch mal etwas wehtun. Einige von denen sind nicht gerade zimperlich. Sieh nicht hin. Dann kannst du sie auch nicht beschreiben und sie tun dir später nichts.“ Ich nickte und schob meine Hand in die Richtung in der die Flasche stand. „Kein Problem, ich geb‘ dir, trink nur“, sagte Conny und hielt mir wieder ein volles Glas an die Lippen. Ich kippte gierig. Die Tür öffnete sich, Kai kam mit mehreren fremden Männern herein. „Von jedem dreißig.“ Conny kassierte, während er mir sanft über den Kopf strich. „Bis gleich“, flüsterte er mir zu. Dann ging er raus. Ich war allein mit meinem Freier und nahm einen Gummi aus der Packung. Bewusst vermied ich Blickkontakt und zog ihm zielstrebig das Kondom über. Willig begann ich zu lecken und zu blasen, bis er mir signalisierte, dass er soweit war.

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