Keine Beziehung ist wie die andere, das gilt nicht nur für Mono-, sondern auch für Poly-Beziehungen. Was für den einen funktioniert, scheitert beim anderen schon im Versuch der Umsetzung. Was dir und deinem Poly-Partner hilft euren D/S-Poly-Beziehungen einen stabilen Rahmen zu geben, musst du schon selbst entscheiden.
Der Schlüssel ist die Kommunikation – in jeder Beziehung! Ganz besonders gilt das für eine Poly-Gruppe. Mehr oder weniger viele Menschen, die alle in einem Netz einer komplexen Poly-Gruppe sind – ohne eine f miteinander verknüpft ein abgestimmte Kommunikationsstrategie wäre dieses Experiment von vorneherein zum Scheitern verurteilt. In Poly-Beziehungen muss jede/r Beteiligte das Recht haben, gleichberechtigt mitreden zu dürfen, ganz egal, ob es sich beim Poly-Partner um Sub, Dom oder Switch handelt.
Für komplexe Beziehungen, wie sie in einer Poly-Gruppe herrschen, hat es sich bewährt, feste Kanäle einzurichten. Eine gute Möglichkeit ist es, einen Gruppenchat, wie zum Beispiel eine WhatsApp-Gruppe, zu haben, in der man sich über alle praktischen Themen austauschen und Fragen spontan klären kann.
Eine weitere Möglichkeit ist ein regelmäßig Treffen der Poly-Partner einer Poly-Gruppe. Ein fester und regelmäßiger Termin für ein physisches Treffen in der realen Welt – vielleicht einmal im Monat.
Solange alle in der Poly-Gruppe das Gefühl haben, jederzeit an benötigte Informationen zu kommen, läuft es richtig. Fühlen sich einzelne Mitglieder der Poly-Gruppe zurückgesetzt, gibt es ein Problem, das behoben werden muss.
Eine Poly-Gruppe auf der Toronto Pride 2018. Quelle: Shutterstock
Natürlich hat jede Person im BDSM eigene Tabus, Grenzen und Limits, die immer beachtet werden müssen. Doch innerhalb von Poly-Beziehungen kann es die Notwendigkeit weiterer Regeln geben. Wie geht man mit Spuren einer Strafsession bei einem Poly-Partner um? Wie verhält man sich, wenn ein Poly-Partner im Rahmen einer D/s-Dynamik Keuschheit und Orgasmusverweigerung oder anderen Regeln unterliegt? Wirken sich solche Spiele auf die gesamte Poly-Gruppe aus oder nur auf einzelne ganz bestimmte Poly-Partner?
Kein einfaches Problem, aber ebenfalls eines, das mit Kommunikation gelöst werden kann. Welche Spiele übernommen werden, muss von allen Mitgliedern der Poly-Gruppe gemeinsam diskutiert und ehrlich entschieden werden – dazu braucht es Zeit, Mühe und den Willen zur Verständigung. Wichtig ist, hierbei nicht zu vergessen, dass man in Poly-Beziehungen Kompromisse eingehen muss, sodass sich nicht ein einzelner Poly-Partner zum Nachteil der anderen durchsetzt.
Jede/r, die/der sich an Poly-Beziehungen versuchen will, sollte klar sein, dass es mehr Arbeit ist, sich mit mehr als einem Partner zu arrangieren. Wer beim Jonglieren mit den Mitgliedern einer Poly-Gruppe den Überblick behalten will, legt am besten einen Kalender an. Es ist egal, ob man den Kalender an seinem Kühlschrank der WG führt oder einen Online-Kalender im Internet.
Wenn Fehler passieren oder Probleme auftauchen, dann ist es unerlässlich, sie schnell und einvernehmlich zu lösen, bevor sie sich zu unüberwindbaren Hindernissen auswachsen. Dann muss man rasch entscheiden, welche Mitglieder der Poly-Gruppe Bescheid wissen müssen. Am besten ist es, niemanden zu übergehen, andererseits muss man nicht für jede Kleinigkeit den kompletten Kriegsrat einberufen. Hier ist Feingefühl gefragt. Nicht hinter dem Rücken einzelner Poly-Partner handeln, sondern allen Beteiligten ein Mitspracherecht geben. Jede/r muss das Gefühl haben, dass man ihn/sie wahrnimmt und akzeptiert.
Beispiele:
Ein Switch, der sich eher unterwürfig fühlt, verbringt viel Zeit mit seinem dominanten Partner, und ein unterwürfiger Partner fühlt sich deshalb übergangen. In diesem Fall könnten Switch und Sub arrangieren, dass sie BDSM-freie Zeit verbringen, sodass sie sich trotzdem noch sehen können.
Ein Dom möchte einer Sub ein Halsband anlegen, aber sie ist auch die Sub eines weiteren Doms. Das Anlegen eines Halsbands hat nicht für jeden Dom die gleiche Bedeutung. Hier wäre ein offenes Gespräch nötig, um herauszufinden, welche Kompromisse eingegangen werden können, z. B. dass das Halsband nur zu bestimmten Zeiten getragen wird.
Es gibt keine Universallösung für jedes Problem in jeder Poly-Gruppe. Wichtig ist, nicht den Spaß an Poly-Beziehungen und an BDSM zu verlieren. Eine Beziehung zu führen bedeutet immer Zeit in Kommunikation und Arbeit in Kompromisse zu investieren.
Sorge dafür, dass in eurer Poly-Gruppe immer Einvernehmen herrscht und beim BDSM die Regeln von SSC oder RACK beachtet werden. Teile deine Erfahrungen mit uns im Fetisch.de Forum. Dort findest du vielleicht auch einen Poly-Partner oder sogar eine Poly-Gruppe, mit der du deinen Kink teilen kannst.
Victoria Blisse ist Erotik-Autorin und Teil von Smut.UK. Smut.UK arrangiert Veranstaltungen für neugierige und aufgeschlossene Kinkster mit einem Hang zu Literatur.
Cover Foto: Poly-Gruppe auf der Toronto Pride 2018. Quelle: Shutterstock.
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