Ohne ein Wort

[Yours84]

Sie schüttelt den Kopf. 
'Was mache ich nur hier?' geht ihr durch Selbigen.

Nervös sitzt sie an dem kleinen Tisch in der Ecke des unschuldig wirkenden Bistros in einem kleinen Ort nicht weit von ihrer Heimatkleinstadt. 
Hier hat sie sich mit ihm verabredet. Nicht im eigenen Ort, dort kennen beide zu viele Menschen. 
Doch wie ist es so weit gekommen? 
Es war eine harmlose Frage auf Social Media, es ging um nichts, was in irgendeiner Weise hätte verfänglich sein können.
Aus seiner einsilbigen Antwort darauf hatte sich nach und nach eine Konversation entwickelt, die durchaus als spicy zu betiteln wäre. 
Spicy. Und das, obwohl sie glücklich verheiratet war und er gerade in einer neuen Beziehung ankam. 

Und doch sitzt sie jetzt hier. 
Sie bemerkt, wie sie nervös mit einem Knie wippt. 
'Müsste er nicht so langsam durch die Tür kommen? Oder habe ich mich in der Zeit vertan?'
Sie schaut auf ihre Uhr und ärgert sich, dass die automatisierte Funktion ihrer SmartWatch nicht funktioniert und das Display dunkel bleibt. Und eigentlich weiß sie, dass sie zwar überpünktlich war, er aber nun auch eintreffen müsste. 

Das gibt ihr die Gelegenheit, nochmal darüber nachzudenken. 
Was es nicht einfacher macht! 
Er ist Unternehmer in ihrem Ort. Eigentlich kennen sie sich gar nicht. Eine flüchtige Begegnung nach einem Partyabend in der Absackerkneipe. Ein derber, leicht frivoler Spruch von ihrer Seite und darauf absolutes Skepsis seinerseits.
Umso überraschter war sie, dass er sie überhaupt angeschrieben hatte ob ihrer Frage. Und dass sich daraus dann eine aufregende, lebendig fühlen lassende Kommunikation ergeben hatte, war schier unglaublich.

Sie liebt das Gefühl, von ihm gesehen zu werden. Dennoch weiß sie nicht, ob er und sie überhaupt kompatibel sein könnten. 
Sie ist glücklich! Das einzige was ihr fehlt, ist sexuelle Erfüllung. Doch diese wird sie niemals im Vanilla finden. Und er wirkt so vollständig Vanilla! 

'Was ein Bullshit! Ich sollte gar nicht hier sein!'

Sie greift nach ihrer Tasche, die neben ihr auf der Bank steht und ist im Begriff, aufzustehen.

Als sie ihren Blick hebt, sieht sie ihn.

 

Er steht in der Tür und scheint nichts wahrzunehmen außer ihrer Person. 
Und dann ist da sein Blick! Ihr ist, als sähe sie ihn zum ersten Mal. Nicht nur den Blick, sondern auch den Mann.
Es ist wie ein Wasserfall der Verheißung, den sie ihren Rücken herunterlaufen spürt. Und der sie dazu bringt, sich wieder zu setzen und die Tasche wieder auf die Bank neben sich zu stellen.

Er durchschreitet den Raum und sie erwartet, dass er sich ihr gegenüber hinsetzt. Doch das tut er nicht. 
Er steht vor ihrem Tisch, sodass sie maximal zu ihm aufsehen muss. 
Streckt ihr wortlos seine Hand entgegen und sie weiß intuitiv, dass sie nun doch ihre Tasche nehmen und ihre Hand in die Seine legen sollte.

Und genau das tut sie. 

Kein einziges Wort hat er zu ihr gesagt. 
Etwas, das sie sowieso irritiert. Sie haben viel geschrieben, sie hat ihm Sprachnachrichten geschickt. Doch von ihm hat sie seitdem sie in eine Welt abgetaucht sind, wo sie weder komplette fremde, noch sich bekannte Personen sind, kein einziges Wort gehört. Seltsam. Wo doch gerade alles Gesagte, Tonfälle und Betonungen etwas sind, das ihr unglaublich wichtig ist.

Ihr fehlt die Zeit, weiter darüber nachzudenken.
Wie nachdrücklich er ihre Hand hält und sie in Richtung Ausgang zieht, tut etwas mit ihr.
Die Aufregung, die die ganze Zeit schon da war, potenziert sich und sie fragt sich, worauf sie sich gerade einlässt. 
Doch dass sie sich darauf einlässt, steht außer Frage! 
Wann hat sie sich das letzte Mal so lebendig gefühlt? Sie erinnert sich nicht und genießt schlichtweg das Gefühl.

Bestimmt zieht er sie aus dem Lokal und über die Straße. Hält auf einen dunklen Wagen zu und öffnet ihr eine der hinteren Türen. Sie steigt ein und wünscht sich, er würde etwas sagen. Doch das tut er nicht. 
Auch er steigt ein und startet den Wagen. 

Sie kann sich nicht konzentrieren und beobachtet seinen Hinterkopf. 
Die klar ausrasierte Kante seine Haare im Nacken. Den Puls der Hauptschlagader, auf den sie nur blicken kann, wenn er den Kopf bewegt, wenn der Verkehr das verlangt. 
Sein männliches Profil, das ausdruckslos zu sein scheint. Nicht einmal hat er zu ihr geschaut, seit er losgefahren ist. 

'Was verdammt mache ich nur hier?'

Doch wieder dieses Gefühl, zum ersten Mal seit langem lebendig zu sein. 

Sie erkennt wo sie hinfahren und erschreckt sich fast, als sie realisiert, dass er in die Richtung ihrer gemeinsamen Heimatstadt fährt.
Ihre Augen weiten sich und in diesem Moment schaut er nach rechts und greift auf den Beifahrersitz.

Sein Arm schiebt sich zwischen den Sitzen hindurch und er reicht ihr eine Stofftasche. Diese könnte nicht unschuldiger aussehen. Als wäre sie vom normalen Wocheneinkauf. 

An der nächsten Ampel schaut er über die Schulter und nickt ihr zu. Weiterhin kein Wort. 

Sie schaut in die Tasche und beißt sich auf die Unterlippe. 
Lingerie. 
'Ernsthaft??'

Er sieht ihren Blick. Rückspiegel und nickt erneut. 
Also schnallt sie sich ab. Ignoriert den Ton, den das Auto daraufhin von sich gibt. 

Sie beginnt sich auszuziehen und blickt dabei immer wieder in Richtung des Rückspiegels. 
Doch er schaut sie nicht an. 
Sie weiß nicht, was sie davon halten soll und fühlt sich dennoch dadurch sicherer, als sie Kleidungsstück um Kleidungsstück nackter wird auf seinem Rücksitz.

Die filigrane, dunkellilane Spitze formt ein wunderschönes Set aus federleichtem BH und Brazilian Slip und als sie beides angelegt hat, zieht sie einem Instinkt folgend ihren Mantel darüber und schnallt sich wieder an.

Als das Klicken zu vernehmen ist, treffen sich ihre Blicke im Rückspiegel. 
Da ist etwas in seinen Augen, das sie tief in ihrem Inneren trifft. 

Verlangen. Wie sehr hat sie sich danach geseht!

Der Wagen wird langsamer und erst jetzt wird ihr bewusst, wo sie sind. Sie wendet ihren Blick ab und schaut durch die verdunkelten Scheiben. 
Es ist die Einfahrt zur Tiefgarage des Gebäudes, in dem sich sein Laden befindet. 

Mit Sicherheit gibt es einen Zugang von der Garage in die Geschäftsräume. 
Und dass heute Vormittag der Ruhetag ist, das weiß sie. 

Sie schluckt und hat einfach keine Ahnung, was als nächstes passieren wird. Ein Gefühl, das sie normalerweise hasst, das sie jetzt aber auf eine ganz unbekannte Weise genießt.

Als er den Motor abstellt, fühlt sie sich anders als sie sich jemals gefühlt hat. Ein wenig so, als müsste sie genau hier, genau jetzt sein. Ohne Kontrolle. Aber sicher. 

Er steigt aus und tritt neben ihre Tür. 

Als er sie öffnet, treffen sich ihre Blicke und der Seine fixiert den Ihren. 

 

 

"Steig aus dem Auto, leg den Mantel auf den Rücksitz und greife unter den Vordersitz. Dort findest du Schuhe, die du anziehen wirst. Sobald sie deine Füße kleiden, gehst du auf die Knie. Verstanden?"

Sie schaut ihn einen Moment weiter an, hält sich an dem soeben neu entdeckten Gefühl fest und nickt mit einer Überzeugung, die ihr eine bisher nicht gekannte Sicherheit gibt.

Sie tut wie ihr geheißen, nimmt wahr, wie ungewohnt sich die schwarzen, glänzenden Stilettos an ihren Füßen anfühlen und findet Heimat in dem leichten Schmerz, den ihre Knie melden, als sie den rauhen Beton des Tiefgaragenbodens berühren. 

Während ihrer letzten Bewegungen stand er unbeweglich da und hat sie beobachtet. 
Sie blickt in sein Gesicht und schmilzt förmlich unter dem zufriedenen Ausdruck dahin.

 

Und dann ist es, als würde ein Schatten seine Züge verdunkeln. 
Er greift in die Tasche seines Mantels und zieht ein farblich zu ihren Dessous passendes Halsband mit glänzender Metallkette heraus.
Sein Blick ist fest auf ihren gerichtet, als er den letzten Schritt, der sie noch trennt, geht und durchs Anlegen des Halsbandes besiegelt, was als nächstes passieren wird.

 

Ein Nicken seinerseits reicht und sie denkt ihren Oberkörper ab, spürt den Boden nun auch unter ihren Handflächen und geht so bereitwillig auf alle Viere.

 

Als sie den Zug an der Kette spürt und sich wie ein Haustier in Bewegung setzt, ist es, als sei sie nicht mehr die Person, die noch vor weniger als einer Stunde nervös in der Ecke eines Bistros saß...

[der_Professor]

Vielversprechend. Sehr schön geschrieben und erotisch erzählt. Gerne mehr.

[Schattenmeister]

Wunderbar verheißungsvoll.

[Gelöschter Benutzer]

Klingt nach mehr 🤗😍

Schön, aber Du weißt, dass ich Fan bin.

Ich liebe die Filme in deinem Kopf ❤️

[Tobi-1824]

Gespannt wie es weitergeht

[Gelöschter Benutzer]

Da freut man sich auf die Fortsetzung 👍

[Ki****]

Und jetzt geht es in den dunklen Raum mit dem entsprechenden Equipment, Strapse und Strümpfe hätte ich ihr noch verpasst.

[Ak****]

Wie immer wunderschön geschrieben☺️👌🏼

[Yours84]

vor einer Stunde, schrieb Kilonewton:

Und jetzt geht es in den dunklen Raum mit dem entsprechenden Equipment, Strapse und Strümpfe hätte ich ihr noch verpasst.

Wer weiß, wer weiß... 

Vielleicht muss es ja nicht IMMER das volle Programm sein. 😉

[Yours84]

Danke euch. 

Eure Reaktionen und Antworten sind mein Leuchtturm. 

❤️

[Dr****]

Eine tolle Erzählung und ich liebe Deinen Schreibstil. Bitte mehr davon 🥰

[Becks-1978]

Mal wieder eine sehr schöne Geschichte von dir und ganz toll geschrieben.

[Ro****]

Gewohnt, phantasievoll Geschrieben. Ich freue mich auf den nächsten Teil.

[Sp****]

vor 6 Stunden, schrieb Rot_SU:

Gewohnt, phantasievoll Geschrieben. Ich freue mich auf den nächsten Teil.

... den gibts schon ...

[Ro****]

Vor 2 Minuten , schrieb Spieler:

... den gibts schon ...

Danke, ich weiß. Habe ihn nur noch nicht gelesen. Aber nächste Woche wird es auch wieder ruhige Abende im Hotel geben, da sind Your's Texte immer eine tolle Abwechslung.