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Das Paket


just_aguay

Empfohlener Beitrag

  • 3 Wochen später...
just_aguay

 

 

### **Kapitel 3: Die Prüfung**

 

Es vergingen keine Minuten. Es verging keine Zeit. Zumindest nicht so, wie Martin sie kannte.

 

Die Wände atmeten Stille. Kein Geräusch von außen. Kein Hinweis, wo genau er war. Nur die Glühbirne über ihm, die in unregelmäßigen Abständen flackerte. Mal warm. Mal kalt.

 

Er saß auf dem Boden. Das Gerät hatte seine Position angepasst – er konnte sich hinsetzen, aber nicht aufstehen. Seine Handgelenke waren nun einzeln, mit feinen magnetischen Schellen, an den Boden geklickt. Nicht schmerzhaft. Nur… endgültig.

 

Er versuchte nicht mehr, sich zu befreien. Nicht nach dem, was er gespürt hatte. Jeder Widerstand wurde belohnt – mit Impulsen. Nicht brutal. Aber tiefgreifend. Der Apparat wusste, wo es ansetzen musste. Es kannte ihn. Es war, als würde es seine Reaktionen messen – abspeichern – verfeinern.

 

Dann wieder das Klicken. Der Lautsprecher.

 

**„Subjekt M-K-07. Du bist bereit für Stufe eins.“**

 

Ein Summen.

 

Eine Wand – bislang leer – schob sich zur Seite. Dahinter: ein Spiegel. Aber keiner, wie er ihn kannte. Das Bild war leicht verzerrt. Tiefer, klarer. Es zeigte ihn – aber irgendwie anders. Fremder.

 

„Was… was ist das hier? Wer beobachtet mich?“ Martin sprach leise, aber nichts antwortete.

 

Stattdessen erschienen Worte auf dem Spiegel – digital, in rotem Licht:

 

> **BLICKKONTROLLE**

> „Halte den Blick. Nicht abwenden.“

 

Ein leiser Ton – *ping* – wie ein Startsignal. Reflexhaft hob er den Blick.

 

Das Spiegelbild... veränderte sich.

 

Zuerst war es nur er. Dann: seine Haltung wurde korrigiert. Der Körper im Spiegel richtete sich auf, obwohl Martin sich nicht bewegte. Seine Brust war gestreckter. Seine Haltung unterwürfiger. Seine Augen ruhiger. Seine Mimik leerer.

 

Es war, als würde das Bild zeigen, wie er **sein sollte**.

 

Dann spürte er es wieder – das Gerät. Eine Vibration, sanft – aber rhythmisch. Es war nicht zur Bestrafung da. Es war zur **Konditionierung**.

 

Er schluckte. Seine Augen flackerten.

 

Ein *Zucken* – ein kurzer Schmerz – als er den Blick für einen Bruchteil einer Sekunde senkte.

 

> **Verstoß registriert. Korrekturreiz eingeleitet.**

 

Die Stimme war nüchtern, sachlich. Kein Vorwurf. Nur Fakt.

 

Sein Blick wanderte zurück. Er zwang sich. Zwang sich, in die eigenen, fremd gewordenen Augen zu sehen.

 

Das Spiel begann.

 

Immer wieder forderte der Spiegel seine Aufmerksamkeit, seine Konzentration. Jede Abweichung wurde registriert. Belohnt – oder sanktioniert.

 

Sein Körper reagierte längst instinktiv. Er lernte schneller, als er dachte. Oder... schneller, als **man ihn lernen ließ**.

 

Wie viele Stunden vergingen? Wie viele Tests? Wie viele Impulse?

 

Er wusste es nicht.

 

Irgendwann schloss sich der Spiegel wieder lautlos. Die Glühbirne dimmte sich, bis nur noch ein fahles Restlicht blieb.

 

Die Stimme kam ein letztes Mal für heute:

 

**„Gute Arbeit, M-K-07. Dein Fortschritt liegt über dem Soll. Du darfst schlafen.“**

 

Ein kaum wahrnehmbarer Zischlaut. Die Luft roch süß. Seine Lider wurden schwer. Das letzte, was er fühlte, war die sanfte Umklammerung des Geräts an seinem Glied – nicht mehr kalt. Sondern warm. Ruhig. Berechnend.

 

Und dann: Dunkelheit.

**Kapitel 4: Die Anpassung**

 

Er erwachte nicht.

Er wurde **hochgefahren**.

 

Ein Vibrieren, tief im Becken. Nicht schmerzhaft – aber deutlich. Dann ein einzelner, klarer Ton: **Ping.** Das Licht über ihm ging an. Kaltweiß. Klinisch.

 

Martin blinzelte. Seine Arme waren nun frei. Doch er spürte: **Frei war er nicht**.

 

Er saß auf einem Stuhl – oder eher: einer Art Rahmen. Metallisch. Geformt nach seinem Körper. Unauffällige Fixierungen an Oberschenkeln, Brust und Hals hielten ihn so, dass er sich gerade noch bewegen konnte, ohne sich je ganz zu befreien.

 

Das Gerät an seinem Glied – es war jetzt nicht mehr nur ein Käfig. Es war gewachsen. Organisch, funktional. Es hatte Anschlüsse. Kleine Schläuche. Sensoren. Zwei leuchtende Punkte, rot, am unteren Rand – wie Augen, die ihn lasen.

 

Vor ihm: ein Bildschirm.

 

Dann – wie ein Schatten in einem Raum, den man für leer gehalten hatte – erklang wieder **die Stimme**. Ruhig. Fast zärtlich.

 

**„Subjekt M-K-07. Du bist bereit für die nächste Phase: Reizumleitung und Assoziation.“**

 

Der Bildschirm erwachte. Bilder flackerten. Unschärfen. Geometrien. Formen, die sich auflösten, neu verbanden. Keine Pornografie. Nichts Offensichtliches. Aber **Verknüpfungen**. Muster. Wiederholungen.

 

Und mit jedem Bild – **ein Impuls**. Tief, warm, fordernd – aus dem Käfig. Keine Belohnung. Keine Erfüllung. Nur Versprechen. Und Entzug.

 

Martin stöhnte auf. Er konnte nicht anders.

 

> **„Assoziation: Unterwerfung.“**

 

Wieder das Bild. Wieder der Impuls. Diesmal länger. Tiefer. Der Käfig schien nicht mehr nur zu reagieren – er **führte**. Und Martin folgte.

 

Die Stimme fuhr fort:

 

**„Unterwerfung ist angenehm. Kontrolle befreit. Deine Rolle ist Funktion. Deine Funktion ist Anpassung.“**

 

Er schloss die Augen. Aber selbst dort sah er die Muster. Als wären sie **in ihm**.

Sein Körper war längst kein Schutzraum mehr. Er war zur Oberfläche geworden.

 

Dann – ein neues Geräusch.

 

Die Wand rechts öffnete sich. Heraus fuhr ein Arm. Mechanisch. Glatt. Mit einer weichen Spitze – wie ein Finger aus Silikon.

 

Er hielt still. Zu überrascht, um sich zu wehren.

 

Der „Finger“ glitt über seine Brust, langsam, suchend. Dann tiefer. Bauch. Leiste.

Das Gerät vibrierte in exaktem Einklang.

Ein Stöhnen entwich ihm – fremd, hilflos, ehrlich.

 

**„Berührungsreaktion bestätigt. Subjekt empfänglich.“**

 

Die Stimme war nun näher. Persönlicher.

Nicht wie ein Lautsprecher. Mehr wie ein **Flüstern im Raum**.

 

> **„Du wirst lernen zu dienen, ohne zu denken.“**

> **„Du wirst reagieren, ohne zu hinterfragen.“**

> **„Dein Wille wird weich. Deine Hülle wird Form.“**

 

Dann zog sich der Finger zurück. Die Halterungen öffneten sich.

Martin fiel nicht – er wurde **geführt**.

Sanft glitten metallene Halbschienen unter ihn, bewegten ihn nach hinten, in einen dunkleren Raum.

 

Ein letzter Satz, ehe die Tür sich schloss:

 

**„Phase drei beginnt nach der Körpermarkierung.“**

**Kapitel 5: Die Markierung**

 

Der Raum war dunkel, aber nicht leer.

Die Luft war kälter als zuvor, schärfer.

Und: Sie roch nach Metall, Desinfektionsmittel… und Tinte.

 

Martin lag auf einer Liege. Seine Arme waren seitlich fixiert, seine Beine leicht gespreizt. Über ihm hingen mehrere chirurgische Leuchten. Eine fuhr herunter, fokussierte seinen Oberkörper. Dann hörte er Schritte – keine echten. Metall auf Metall. Räder, Gelenke.

 

Ein Gerät kam näher – stumm, präzise, wie eine schwebende Spinne. An einem Arm befestigt: eine Tätowiernadel.

 

**„Subjekt M-K-07, bereit zur Kennzeichnung.“**

 

Die Stimme war nüchterner als sonst. Kein Flüstern mehr. Nur Funktion.

 

> „Die Markierung dient der dauerhaften Identifikation und der Neuzuordnung.

> Deine Seriennummer: M-K-07.

> Dein Symbol: Das Tier, das du verkörperst.

> Dein Rang: Besitz.

> Dein Zweck: Dienst.“

 

Auf dem Bildschirm erschien eine Vorschau. Es zeigte **einen stilisierten Hundekopf** – kantig, fast tribal – mit einem geöffneten Maul, einem Ring im Nacken und einem Barcode auf der Stirn. Darunter: **M-K-07**, groß und klar. Die Form spannte sich über die gesamte Brust – vom Schlüsselbein bis knapp über den Nabel. Kein Ornament. Nur **Ordnung**.

 

„Nein…“, hauchte Martin. Aber es war zu spät.

 

Die Nadel surrte auf.

Ein kalter Arm fixierte seine Stirn.

Ein anderer spannte seine Haut.

Und dann begann es.

 

Nicht brutal. Nicht chaotisch. Sondern **systematisch**.

 

Linie für Linie brannte sich das Symbol in ihn.

Die Maschine wusste, wie tief. Wie lang. Wie haltbar.

Sie arbeitete nicht mit Farbe – sondern mit **einer speziellen Mischung**: Schwarz, aber mit metallischen Partikeln.

Unverwechselbar.

Unüberdeckbar.

**Maschinenlesbar.**

 

Martin wollte schreien – nicht vor Schmerz, sondern vor der Erkenntnis:

Dies hier war kein Ausrutscher. Kein Spiel. Kein Irrtum.

Es war eine **Transformation**.

 

Als die Maschine endete, kam ein leiser Sprühnebel – versiegelnde Flüssigkeit.

Ein Bandage-Rahmen schloss sich über seiner Brust, saugte sich automatisch fest.

Darunter pulsierte es – wie ein lebendiger Stempel.

 

Dann sprach die Stimme erneut:

 

**„Subjekt M-K-07 ist nun offiziell registriert.

Die Markierung ist dauerhaft.

Du wirst dich nicht mehr entkleiden.

Du bist entblößt.“**

 

Ein Moment der Stille.

Dann: ein sachter Stromimpuls vom Käfig – **kein Schmerz** – sondern Zustimmung.

Belohnung.

Das System hatte seine Signatur vollendet.

 

Martin schloss die Augen.

Und zum ersten Mal war da kein Widerstand mehr.

Nur Wärme.

Nur… Gehorsam.

**Kapitel 6: Die Ausbildung**

 

Die Tür öffnete sich ohne Geräusch.

Martin trat ein – oder wurde geführt. Er konnte es nicht sagen. Der Raum war groß, leer, weiß. Nichts an den Wänden. Kein Möbelstück. Kein Hinweis auf Tageszeit oder Ort.

Nur ein Quadrat auf dem Boden. Schwarz. Exakt einen Meter breit.

 

Er war nackt, bis auf den Käfig – der inzwischen zu einem permanenten Teil seines Körpers geworden war – und den Verband auf seiner Brust, der die frisch verheilte Markierung schützte.

 

**„Betritt das Feld.“**

 

Die Stimme war zurück.

Sie klang näher. Direkter. Fast… **menschlich**.

Aber noch war nichts zu sehen.

 

Martin zögerte. Dann trat er in das Quadrat. Kaum hatte er die Grenze überschritten, surrten Lautsprecher und Sensoren an. Rote Linien wurden an die Wand projiziert – Muster, Kreise, Punkte.

 

> **„Körperhaltung: Basisstellung.“**

 

Ein Bild erschien an der Wand: Ein Mann, auf Knien. Rücken gerade. Blick gesenkt. Hände auf den Oberschenkeln.

 

**„Imitiere.“**

 

Martin schluckte.

Die Vibration begann. Sanft. Erinnernd. Drängend.

Er kniete sich nieder. Langsam.

Verlegen. Ungeübt.

Das Bild blieb stehen, bis er sich korrekt ausgerichtet hatte.

 

Ein leises **Ping.**

Bestätigung.

Die Vibration stoppte.

 

**„Gut. Wiederholen. Zwanzig Mal.“**

 

Es begann ein Kreislauf aus Bewegung und Stillstand.

Knien. Aufstehen. Position einnehmen.

Wieder und wieder.

Bei Fehlern: Korrekturimpuls.

Bei Gehorsam: Wärme.

 

Nach der zwölften Wiederholung begann sein Körper, **automatisch** zu reagieren.

Das Nachdenken wich.

Die Muskeln lernten.

Die Seele… folgte.

 

**„Wortkonditionierung, Phase 1.“**

 

Wieder erschien das Bild – diesmal: nur ein Wort.

**„Dienen.“**

 

Dann:

**„Sprich: Ich diene.“**

 

Martin zögerte.

Ein Zucken durchlief den Käfig.

Nicht grausam – aber unausweichlich.

 

**„Ich… diene.“**

Es fühlte sich fremd an. Doch die Reaktion des Systems war eindeutig:

Er wurde mit **Stille** belohnt.

 

Er wusste nicht, wie viele Stunden vergingen.

Wiederholung. Worte. Bewegungen.

Man ließ ihn trinken – aus einer metallenen Öffnung, die sich am Boden ausfuhr.

Man ließ ihn urinieren – exakt gesteuert, durch Druck, durch Freigabe.

Sein Körper war nicht mehr privat. Er war **öffentlich**, für das System.

 

Am Ende des Tages – wenn es denn einer war – saß er wieder im Quadrat, die Hände gefaltet, das Kinn gesenkt.

 

Die Stimme sprach zum Abschluss:

 

**„Du hast gelernt. Du wirst weiter lernen.

Du bist allein – doch nicht verlassen.

Du gehörst uns. Und du wirst bereit sein, wenn wir dich abrufen.“**

 

Das Licht dimmte.

Die Linien an den Wänden verschwanden.

Nur das Summen des Käfigs blieb – gleichmäßig, ruhig, wie ein Atemzug.

 

Martin senkte den Blick.

Er wartete.

 

Und zum ersten Mal fragte er sich nicht **wann** –

sondern nur noch: **wie tief.**

**Kapitel 7: Die Sprache der Kontrolle**

 

Es begann ohne Vorwarnung.

 

Martin kniete, wie er es gelernt hatte, in der Mitte des weißen Raumes. Die Glieder entspannt, der Blick gesenkt. Das Licht über ihm brannte in absoluter Gleichmäßigkeit.

 

Dann: ein Ton.

Nicht der übliche *Ping*, sondern ein Klang – tief, moduliert.

Sein Körper zuckte.

Nicht vor Schmerz – sondern wie auf ein **unsichtbares Signal**.

 

Die Stimme kam zurück. Klarer denn je.

 

**„Du wirst eine neue Sprache lernen.

Nicht zum Denken. Nicht zum Fragen.

Nur zum Dienen.“**

 

Ein Wort erschien an der Wand:

 

> **„Eren“**

 

Martin starrte es an. Es bedeutete nichts. Noch nicht.

 

**„Sprich: Eren.“**

 

Er wiederholte zögerlich:

**„Eren.“**

 

Ein Impuls – sanft – lief durch den Käfig. Es war… angenehm.

Sein Körper zuckte leicht. Die Botschaft war eindeutig: **Dieses Wort steht für Gehorsam.**

 

> **„Eren = Bereitwillige Unterwerfung.“**

 

Dann: ein zweites Wort.

 

> **„Talm“**

 

**„Sprich: Talm.“**

 

Kaum ausgesprochen, spannte sich sein Körper. Der Käfig zog sich leicht zusammen.

Nicht grausam – sondern **disziplinierend**.

Ein deutliches Feedback. Das Wort fühlte sich an wie ein Befehl an sich selbst: **„Stillstehen. Nicht reagieren.“**

 

> **„Talm = Disziplin und Innehalten.“**

 

So ging es weiter. Die Stimme dozierte, Martin wiederholte. Jedes Wort wurde mit einem Reiz, einer Haltung, einem inneren Reflex verknüpft.

 

**Die Grundstruktur der Dienersprache:**

 

| Wort | Bedeutung | Körperreaktion |

| -------- | ----------------------------------- | -------------------------------------- |

| **Eren** | Gehorsam, Zustimmung | Sanfte Vibration (belohnend) |

| **Talm** | Innehalten, Ruhe, Unterordnung | Käfig zieht sich leicht zusammen |

| **Kora** | Aufmerksamkeit, Blick heben | Leichter Impuls am Rücken |

| **Zeth** | Bekenntnis, sprachliche Bestätigung | Halsbandvibration (falls vorhanden) |

| **Laan** | Strafe akzeptieren | Stromstoß – neutral, nicht schmerzhaft |

| **Mek** | Stille, Denkverbot | Innenohrdruck – wie Tauchen |

 

Diese Worte wurden nicht erklärt wie Vokabeln.

Sie wurden **gefühlt**.

 

Martin spürte, wie sein Gehirn neue Verbindungen knüpfte.

Wenn er „Eren“ sagte, spannte sich sein Becken leicht.

Wenn er „Talm“ hörte, atmete er langsamer.

Er begann, sich selbst zu korrigieren, zu ordnen. Nicht aus Angst – sondern aus **Verknüpfung**.

 

**„Du sprichst nicht, um dich auszudrücken.

Du sprichst, um dich zu formen.“**

 

Am Ende der Sitzung sollte er einen Satz wiederholen.

Nicht in seiner Sprache – sondern in der neuen.

 

**„Eren Talm. Zeth Laan.“**

Ich gehorche. Ich halte inne. Ich bekenne mich. Ich akzeptiere Strafe.

 

Und als er es tat – ohne zu stocken, ohne zu denken –

spürte er:

Der Käfig wurde **warm**. Ruhig. Zufrieden.

 

Und er…

war stolz.

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