Vergangenen Sonntag erregte Harry Potter Autorin J.K. Rowling mal wieder mit trans*phoben Äußerungen die Gemüter auf Twitter. Erst löschte sie einen Tweet, in dem sie den Autor Stephen King lobte, dann blockierte sie ihn. Und das nur, weil er geschrieben hatte: „Ja. Transfrauen sind Frauen“.

 

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Bilder von Twitter

 

Seit Jahren gerät J.K. Rowling mit kontroversen Statements, mit denen sie das biologische Geschlecht als identitätsstiftendes Merkmal hervorzuheben versucht, immer wieder in die Schlagzeilen. Kritik an ihrer Argumentation nimmt sie persönlich und sie wehrt sich gegen den Vorwurf der Trans*phobie. Im vergangenen Juni veröffentlichte Rowling auf ihrer eigenen Internetseite eine Stellungnahme, in der sie beschrieb wie ihre Haltung zur Geschlechtsidentität durch persönliche Erfahrungen häuslicher sexueller Gewalt bestimmt seien.  

Rowling ist eine sogenannte TERF, Trans-Exclusionary Radical Feminist. Dabei handelt es sich um eine Strömung des Feminismus, die Trans*personen explizit ausschließt. TERFs meinen Transfrauen sind keine ‚richtige‘ Frauen. Auch sind Transmänner keine ‚richtigen‘ Männer, gleichwohl werden sie aber als geborene Frauen im Feminismus der TERFs akzeptiert. 

Rowlings Essay, in dem sie vorgibt Trans*personen zu respektieren, ist leider gespickt mit trans*phoben Statements und Vorurteilen.

Zitieren

"Wenn man die Türen von Toiletten und Umkleiden für jeden Mann öffnet, der glaubt eine Frau zu sein oder sich als Frau fühlt – und, wie gesagt, Geschlechtsbescheinigungen können jetzt ohne Operation oder Hormone ausgestellt werden, – dann öffnet man die Tür für alle Männer, die hineinkommen wollen." 

Rowling benutzt hier ein bekanntes trans*phobes Stilmittel, in dem sie gegen Trans*personen irrationale Ängste schürt, die sie zudem in den Kontext eigener persönlicher Erfahrungen mit häuslicher Gewalt und sexuellen Übergriffen stellt. Sieht man sich ihre Behauptung jedoch genauer an, erkennt man schnell, sie ist grundfalsch, und zwar auf jeder Ebene: 

  • Nicht Trans*personen sind Täter, sondern üblicherweise sind es Cis-Männer. 
  • Tatsächlich sind Trans*personen sogar viel häufiger Opfer sexueller Gewalt. 
  • Es gibt weder auf öffentlichen Toiletten noch in Umkleiden Zugangskontrollen. Wozu sollte ein Täter, der dort seinen sinistren Trieben nachgeben möchte, eine falsche Genderidentität vorgaukeln? Oder anders: Sexuell motivierte Gewalttäter lassen sich nicht durch Androhung hoher Strafen von ihren Taten abschrecken.  Warum sollte es einen Gewalttäter kümmern, ob er verbotenerweise eine Toilette betritt. 
  • Die große Mehrheit von Trans*personen vermeiden sowieso öffentliche Toiletten und Umkleiden aus Furcht vor Übergriffen und Schikane.  

Ein besonderes Schreckgespenst beschwört Rowling in einem eingeschobenen Nebensatz: „Geschlechts-Bescheinigungen können jetzt ohne Operation oder Hormone ausgestellt werden“.   Dies ist eine derart grobe Falschdarstellung, dass man bei einer Frau, die ihren Lebensunterhalt mit Schreiben verdient, von böser Absicht ausgehen muss – ergo haben wir es mit eindeutiger Trans*phobie zu tun. 

 

Trans*rechte – die traurige Realität 

Das in Deutschland übliche Verfahren, das einer geschlechtsangleichenden Operation oder Therapie vorausgeht, ist kompliziert und äußerst langwierig. Eine Überweisung zur Hormonbehandlung (sogar bei Pubertätsblockern) setzt psychiatrische Gutachten voraus, mit denen meist eine lange psychiatrische und psychotherapeutische Begleitung einhergeht. Danach gibt es bei den wenigen verfügbaren Fachärzten für diese OPs lange Wartelisten, teilweise bis zu mehreren Jahren.  

Und der angeblichen Gefahr, dass eine nichtbinäre Trans*person den Geschlechtseintrag in ihrem Personalausweis nach dem Personenstandsgesetz streichen kann, hat der BGH erst im April 2020 einen Riegel vorgeschoben. 

 

Trans*rechte sind Menschenrechte!

Trans*phobie ist ein echtes Problem und meist ein Resultat aus Unkenntnis und trans*phoben Vorurteilen. Dabei ist eines klar: Trans*rechte sind Menschenrechte, die auch gegen J.K Rowling zu verteidigen sind. Wir müssen uns gegen Trans*phobie stellen und sie bekämpfen, egal in welchem Gewand sie daherkommt. Fetisch.de versteht sich als Teil einer wachsenden Kink- und Sex- und Trans*positiven Gemeinschaft und unterstützt als solche auch den Kampf gegen Trans*phobie. 

 

Was können wir gegen Trans*phobie und für Trans*rechte tun?

Trans*phobie ist bei Fetisch.de nicht akzeptabel. Fetisch.de ist ein Trans*positiver Raum, in dem jede*r alle Freiheiten genießen kann, ohne Angst vor Anfeindungen haben zu müssen. 

 

Gehörst du selbst einem Cis-Gender an, beherzige folgende Tipps:

  • Verwende die richtigen Pronomen! 
  • Es ist eine einfache Sache, die jede*r leisten kann, und Trans*personen hilft sich wohlzufühlen. Bist du dir unsicher, dann frag einfach nach.  
  • Informiere dich! Unwissenheit führt zu Angst und Angst führt zu Hass. Beseitige deine Unwissenheit und werde ein aktiver Verbündeter.  
  • Wende dich gegen Trans*phobie.
    Zwei von fünf Trans*-Personen (41 Prozent) und drei von zehn nicht-binären Personen (31 Prozent) waren laut Trans*Report im Jahr 2018 Opfer eines Hassverbrechens. Hassreden und Verbrechen müssen aufhören. Um der Trans*phobie die Stirn zu bieten, müssen wir alle zusammenarbeiten. Wo es dir auffällt, korrigiere Menschen, die falsche Pronomen oder einen ‚toten Namen‘ verwenden (den Geburtsnamen einer Trans*Person).  

 

Menschenrechte sind Trans*rechte! 

Zu den klassischen Menschenrechten gehört die Freiheit, das Recht auf Leben, Sicherheit und darauf frei von Diskriminierung leben zu können. Selbstverständlich gilt das auch für alle Trans*Personen, deshalb sind Menschenrechte auch Trans*rechte. 

Dieses Anliegen kannst du unterstützen, indem du Petitionen zu Trans*rechten unterzeichnest. Diskutiere über Trans*rechte in den sozialen Medien und wende dich gegen jeden, der trans*phobe Ansichten äußert. Entfolge oder (je nach Vorliebe) blockiere solche Personen. Nutze jede Möglichkeit, dich gegen Trans*phobie zu stellen. Konfrontation ist unbequem und Veränderung kann hart sein, aber sie ist notwendig. Es ist unerlässlich, für Trans*rechte einzutreten. Ganz besonders gilt das der trans*postiven Gemeinschaft von Fetisch.de. Hier müssen wir zusammenstehen.  

Bei Fetisch.de ist jede*r herzlich willkommen. Hier treffen Transgender Personen auf Transsexuelle, ebenso wie auf Heteros und Gays. Bei uns ist das komplette regenbogenbunte Spektrum vertreten und darauf sind wir sehr stolz.  🌈

 

Wir freuen uns über eure Rückmeldungen und Vorschläge, was wir noch tun können, um unsere trans*positive Gemeinschaft aufblühen zu lassen. Lass uns wissen, wie wir unseren Feldzug gegen Trans*phobie und für Trans*rechte am besten führen können. 

 

Tomasz Bordemé ist Autor und Blogger, der über BDSM und Erotik schreibt. Außerdem versorgt er unsere kinky Community auf Fetisch.de mit News und Einsichten aus der Szene.

 

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