Gelöschter Benutzer Geschrieben Dezember 29, 2020 Geschrieben Dezember 29, 2020 Psychosozial Ich selbst habe mir eine soziale Isolation und auch ,wahrscheinlich zum Leidwesen mancher Frau, eine Keuschheit auferlegt, denn ich habe festgestellt, ich bin unfähig meine Emotionen und zwischenmenschlichen Aktionen zu steuern. Der Grund ist wohl eine falsche Verdrahtung oder ein fehlerhaftes Bauteil in meiner Hauptplatine. Vielleicht ist es auch so gewollt, nur um meine Rechenleistung zu erhöhen und deshalb wurden meine Sozialkompatibilitätsprogramme nur rudimentär und extrem untergeordnet festgelegt. Jedenfalls komme ich mit Menschen viel weniger zurecht, als mit Maschinen -die ganz unkompliziert stur ihren Programm folgen- oder mit physikalischen Gleichungen -die, egal wie man sie berechnet, immer das gleiche kalte Ergebnis zeigen. Oft genug, oder auch zu oft, bin ich zwischenmenschliche Bindungen eingegangen. Ein deutliches Zeichen für des Irrsinn eines solchen Unterfangens, sollten wohl in 2 ½ gescheiterten Ehen und dutzenden zerbrochenen Kurz- oder Langbeziehungen zu erkennen sein. Leider nicht für mich und meine Sehnsucht -vielleicht ist es auch ein Zwang- nach einer festen Bindung und das möglichst unkomplizierte Zusammenleben mit einer Person. Jedes mal, nach einer weiteren gescheiterten Beziehung -die Narben waren noch frisch und mein Verstand bis zum Suizidgedanken gespannt- lernte ich sofort wieder jemanden kennen. Doch anstatt meinen eigenen Vorgaben gerecht zu werden und es nur als Spiel, Spaß und Freundschaft zu sehen, richtete sich mein Verstand sofort wieder auf mein Gegenüber aus und ehe ich es abwenden konnte, ging mein Herz -wieder einmal- eine tiefgehende, emotionale Bindung ein, die einer Abhängigkeit glich. Leider ist es in meinem emotionalen Haushalt und Wirrwarr so, dass ich weder meine Emotionen steuern kann, noch dass mein körperlicher Heißhunger auf mein Gegenüber besonders lange anhält. Auch komme ich eigentlich rein empathisch nicht mit Menschen zurecht und bin meist früher oder später von den Sorgen und Bedürfnissen einer anderen Person genauso vor den Kopf gestoßen, wie ich sie durch meine Empathielosigkeit verletze. Ja, ich muss sagen, ich bin das, was man allgemeingültig für einen aufbrausenden Menschen hält. Doch das stimmt nicht ganz. Ich diskutiere nicht, ich brülle nieder. Ich neige genauso zu Gewaltausbrüchen, wie zu depressiver Zurückgezogenheit. Ich streite nicht, um zu gewinnen. Ich streite, um zu vernichten. In der Summe gesprochen, ich bin ein Arschloch. Verstehe mich nicht falsch, ich will mich nicht selbst bedauern, ich will auch kein Mitleid heischen. Das ganze gehört zu mir, denn das bin ich und das macht mich aus. Klar, kann ich auch Gefühle zeigen, erlernte Gefühle. Manchmal berührt mich auch etwas tief und ehrlich. Klassische Musik, zum Beispiel, rührt mich zuweilen zu Tränen. Oder mein Sohn. Er ist wohl der einzige Mensch, zu dem ich eine pure, eine unverfälschte wahre Liebe empfinde. Aber er steht sowieso außen vor, vor jeder emotionalen Beurteilung. Ansonsten schwanke ich bei allen anderen Menschen zwischen Liebesschmerz, Egalsein und brennendem Hass, wobei ich es nicht zu steuern vermag. Ich bin quasi nur der Passagier in meiner Emotionsachterbahn und genauso wie ich das Auf und Ab meiner Emotionen erlebe, fällt eine jede bei mir, nachdem wieder einmal ein Stück meines Herzens gestorben ist, ins Vergessen. Ich bin gut im Vergessen, inzwischen. Irgendwann zog ich mir den Arschlochpanzer an und er passte, wie angegossen, er machte mich innerlich zur Maschine und äußerlich zum Stein. Mittlerweile liebe ich fast diesen Herzschmerz, der mich jedes mal fast zerbrechen lässt und dann doch auf den Panzer noch eine weitere Schicht aufträgt. Nicht so bei C, die ich kennen lernte, als ich ganz unten und dem Tod näher, als dem Leben war. Sie ist immer noch bei mir, obwohl ich wirklich nicht weiß warum. Wir führen, weiß Gott, alles andere, als eine harmonische Beziehung. Streit ist bei uns an der Tagesordnung, aber das war von Anfang an abzusehen und wir waren uns darüber von vorne herein im Klaren, dass bei uns auch mal Teller fliegen würden. Aber unsere disharmonische Beziehung ist zum Großteil mein Verdienst. Ich habe sie angebrüllt, geohrfeigt, rausgeschmissen, betrogen, ja sogar einmal mit einem Messer -ein gewaltiges Bowiemesser- bedroht. Trotzdem steht sie immer zu mir und verwandelt meinen Panzer in Glas. Irgendwie schafft C es immer wieder, mich aufs Blut zu reizen und mich genau so, durch ihre Art wieder zur Vernunft zu bringen. C -sie ist eine Generation jünger als ich, was sie allerdings nicht lebensunerfahrener macht- kontaktierte mich damals, als ich nichts weiter wollte, als ein letztes mal Spaß zu haben, um dann auf Nimmerwiedersehen von hier und von diesem Kontinent zu verschwinden, um Böses zu tun. Offensichtlich war C heiß auf mich, wie ich genauso auf sie. Schnell wurden wir vertraut miteinander und der einfache Kontakt über den PC reichte uns nicht mehr. Ich spielte mit offenen Karten, denn zu verlieren hatte ich nichts. Meine Bedingungen waren, keine Beziehungskiste, kein Zusammenleben und schon gar keine Kinder haben, einfach nur zwangloser Sex. Ein knappes viertel Jahr später, packte ich meine paar Habseligkeiten und zog spontan -und davon 70 Kilometer zu Fuß- zu ihr. Nach unserem ersten Treffen, einem Wochenende voller Sex, damals, war ich froh, dass sie die ersten Worte über Liebe und Zuneigung aussprach und so erwiderte ich diese Liebe nur zu gerne. Ich hatte wieder eine Zukunft und einen Grund weiter zu machen. Schnell wurden wir zukünftige Eltern und ein Ehepaar, Das war so ungefähr der Zeitpunkt, an dem die ganze Harmonie etwas Schieflage bekam, denn mein alter Ego als Einzelgänger meldete sich wieder. Dazu kam dann auch noch die Zeit, aus BDSM wich dem Alltag, Sex wurde zu Fernsehen und Kinderbetreuung, Dominanz wurde zum Ehestreit und Frustration ersetzte die Lust aufeinander. Eben das klassische Eheszenario, wie man es kennt, nur hoch zehn, kam doch unsere gegenseitige Aggression dazu. Mehr und mehr wich mein menschliches Ich der Maschine in mir und ich begann merklich abzukühlen. Die alte Gewohnheit zwang mich wieder zur Jagd nach der nächsten zukünftigen Ex. Es war C`s Vorschlag, eine zu suchen, mit der wir beide Spaß haben können, um alte Themen wieder zu entdecken und ihre, neu entdeckte Dominanz, auszuleben. Ja, ich fand potenzielle Kandidatinnen und hatte auch so manchen Spaß und so einigen, lange vermissten Herzschmerz. Aber irgendetwas lief gewaltig schief. Sie zog sich zurück und die Maschine registrierte es nicht, oder sie wollte es nicht registrieren. Der Stress wurde immer gewaltiger, 24 Stunden zusammen sein ohne Streit, war schon fast eine Unmöglichkeit. Mehr, als oft dachte ich, so wie schon früher immer, daran einfach zu gehen, dem Ganzen den Rücken zu kehren. Ich merkte, wie mein Verstand, wie ein kaputtes Uhrwerk, allmählich anfing zu ruckeln und zu haken. In einer Welt zwischen Hass, Verzweiflung und Depression lebte ich vor mich hin, bis ich zum Nosferatu ihrer Lebensenergie wurde. Doch, obwohl sie es wie keine andere schafft mich zur Raserei zu bringen, wann immer mein Ich anfing, die Kontrolle zu verlieren, war ihre Hand und ihre Stimme da, um mich zurück zu holen. Ich stehe ohne Panzer vor ihr, in meinem selbst erschaffenen Käfig aus Isolation und Keuschheit und hoffe, von ihr zu lernen, wie man fühlt. Warum ich nicht einfach weglaufe? Ich kann nicht vor der Maschine weglaufen und sie tut es nicht, denn sie liebt mich und die Maschine.
Gelöschter Benutzer Geschrieben Dezember 30, 2020 Autor Geschrieben Dezember 30, 2020 Kleine Anmerkung meinerseits: Die Personen, deren Geschichten ich hier teile, sind rein fiktiv und existieren in einer anderen Welt. Ich bin nur das Medium, das sie hier manifestiert und für euch eine Brücke zu ihnen baut.
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