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Die Novizin (5)


Empfohlener Beitrag

Geschrieben

Als sie zu Hause ankam, ging sie auf ihr Zimmer, legte sich ins Bett und weinte etwa zehn Minuten. In ihrem Kopf surrte es. Die Eindrücke waren enorm gewesen. Ihre Eltern hatten sie nie geschlagen. Sie war nie mit Gewalt konfrontiert worden. Ihre Sexualität war Quelle ihrer Subjektivität und ihr am besten gehütetes Geheimnis. Sie hatte ihre ersten Schritte abseits der Wege gemacht, und nicht die Schürfwunden waren das Problem, sondern die mentale Barriere aus dem, was sie glaubte, das ihre Bezugspersonen von ihr erwarteten. Das zu ignorieren fiel ihr schwer – sie war eben keine Aussteigerin, sondern die typische Zweier-Kandidatin mit Tendenz zur eins, wenn sie sich jenseits ihrer Neigungsfächer anstrengte, wie ihre Zeugnisse immer behauptet hatten. Hier sprintete sie tief hinein das Unterholz ihrer Neigungen. Was würde aus ihr werden?

Andererseits – als sie sich beruhigt hatte, nahm sie ein Plüschtier zwischen ihre Beine und befriedigte sich. Das gab ihr Kraft. Sie duschte, wusch sich die Haare und da der Badezimmerspiegel zugedampft war, ging sie in den Korridor, wo ein großer Spiegel hing. Sie schaute kurz aus dem der Straße zugewandten Fenster, ob sich dort Beobachter angesammelt hatten – natürlich nicht – und ließ ihr Handtuch fallen. Rosarote Striemen zogen sich quer über ihren Oberkörper, ihre Brüste und ihren Rücken. Das war Opales Werk gewesen. Auf den Brustwarzen hatte sie bläulich-rote Druckstellen – das war Martha. Im Hals kratzte es ein wenig – das war der Dildo-Gag, den sie etwa eine halbe Stunde getragen hatte. Etwas Muskelkater in den Knien – das war die halbe Stunde gewesen. Die Spuren erschreckten und erregten sie zugleich. Fasziniert beobachtete sie die kleinen Schwellungen. Sie war in ihrem Fantasiereich angekommen – die Barbaren hatten die Römerin bestraft, die Sklavenhändler hatten ihre großbrüstige Sklavin gezüchtigt. Sie fasste sich zwischen die Beine, da klingelte das Telefon. Ihre Eltern. Warum sie abnehme – ihre Freundestouren seien gecancelt worden. Die Eltern kämen in zehn Tagen nach Hause. Ja, sie komme zurecht.

Vor dem Abendbrot setzte sie sich in die Küche und studierte Google Maps. Das Sexshop-Sterben hatte ihre Stadt noch nicht völlig erfasst. Eine Online-Bestellung kam nicht in Frage, da die Bezahlmodalitäten zu wenig diskret waren, außerdem konnte sie nicht wissen, wie die Verpackung aussehen würde; am Ende übergab der Bote, der sie nicht zu Hause antraf, ein lasziv aufgemachtes Paktes bei ihren braven Nachbarn! Barzahlung. Drei Shops standen zur Auswahl. Zwei fielen automatisch weg, weil sie mitten in der Fußgängerzone lagen, einer davon in der Universitätsstraße, direkt vor dem Campus! Ein dritter lag weit draußen, in einem Gewerbegebiet. Es war 17 Uhr, er schloss morgens um zwei, weil offenbar ein Pornokino angeschlossen war. Jede Menge Zeit. Nach dem Essen schwang sie sich auf Rad und fuhr hin. Je weiter sie sich vom Zentrum entfernte, desto sicherer fühlte sie sich. Sie hatte Freunde und Bekannte in der Nähe der Stadtausfahrten, aber sobald diese Gefahrenzone hinter ihr lag, streifte sie ihre Kapuze zurück und fuhr frei. Der Shop war leer. Wie konnten sich diese Läden bloß halten, fragte sie sich. Der Mann an der Kasse grüßte nicht – sehr diskret, das beruhigte sie. Sie schlenderte durch die Abteilungen und fand, was sie suchte. Dildos waren offenbar in eine naturalistische Phase eingetreten. Hautfarbe statt Transparenz, manche mit zurückschiebbarer Vorhaut. Sie fand einen mit Saugfuß. Bezahlbar waren sie außerdem, etwa in der Preissparte von handgroßer Sportaccessoires oder gehobenen Schreibwaren. Die Verpackung ließ sie zurück und transportierte ihren Erwerb im Rucksack nach Hause, geplagt von der Vorstellung einer zufälligen Freundesbegegnung, die in Herumblödelei und Rucksackausleerung enden würde, oder einer Polizeikontrolle wegen einer Verwechslung mit demselben Ergebnis, oder der Entdeckung des frühzeitig zurückgekehrten Autos ihrer Eltern an der Stadteinfahrt. Doch natürlich passierte nichts.

Die ersten Tests waren gar nicht so gut. Ihre Möse wollte nicht so recht. Ihn richtig mit dem Mund zu befeuchten, um ihn sich anal einzuführen, fiel ihr schwer. Sie hätte Gleitmittel mitnehmen sollen! Also wusch sie ihn ab und stellte ihn neben sich auf den Beistelltisch. Etwas abgetörnt griff sie ein Buch und begann auf dem Bauch liegend zu lesen. Aber sie musste die Seiten mehrmals lesen, ihre Gedanken rutschten zu dem Objekt auf ihrem Beistelltisch. Sie holte ihn heran, stellte ihn unter ihr Kinn. Schließlich öffnete sie die Lippen und begann ihn zu lutschen. Das Buch verließ ihre Welt. Sie bemühte sich, einen deep throat zu üben, kam aber meistens nicht bis zum Anschlag und wenn, nur mit Mühe. Aber die Größe und Form – 16 cm und leicht nach oben gebogen – passten wunderbar. Zugleich rieb sie sich am Bett. Als sie gekommen war, schlief sie ein.

Den nächsten Vormittag verbrachte sie mit Ulrike. Den Vorschlag eines Badetages am See hatte sie abgelehnt. Sie besaß keinen Ganzkörperbadeanzug. Sie fragte sich, was Ulrike wohl zu ihrer Erfahrung sagen würde. Einige Leute waren unmöglich sexuell zu lesen. Bei Ulrike war nicht einmal klar, ob sie sich befriedigte. Ihr Körper schien in ihren Bewegungen, Äußerungen, Kleidung und Schmuck eher ein Träger ihres Geistes oder gelegentlich eine Quelle von Besorgnis zu sein, kein Quell der Freude, wie bei Anna. Sie dachte an ihren Dildo in der Schublade.

Nachmittags um vier kehrte sie in das Haus am Hügelweg zurück. Sie staunte nicht schlecht – die beiden Sklaven knieten auf allen Vieren vor der Wand im unteren Korridor auf dem Weg zum Altar, mit dem Hintern zur Wand. Sie trugen Gags und schienen an der Wand befestigte Dildos anal ficken. Sie blickten grüßend zu ihr auf. Nach ihrem Gebet standen auch die beiden auf, gingen zum Altar opferten der Göttin ihren Saft. Man umarmte sich und ging hinauf, in das Zimmer des Sklaven. Die Herrschaft war unterwegs, und Martha hatte ihnen etwas frei gegeben, damit ihre ihnen gestern zugefügten Wunden Zeit zum Verheilen hatten. Sie fragten, wie es ihr seit gestern ging, ob sie geweint habe. Überrascht bejahte Anna und es begann ein Gespräch über das Überschreiten der Schwelle. Anna fühlte sich aufgefangen. Man bondete. Während des ernsten, aber lockeren Gesprächs legte schnürte der Junge die Sklavin in verschiedene Brustbondagen ein. Schließlich kamen sie auf Annas Dildokauf und sie erzählte von dem Sexshop in der Universitätsstraße. „Ja, da geht nie jemand rein. Frage mich, wer so doof ist, an so einem indiskreten Ort einen Sexshop aufzumachen. Und wie der sich eigentlich hält.“ Seien die Studenten nicht sexuell total aktiv? „Das denkt man.“, sagte Jakob und straffte das Bondageseil hinter dem Rücken der Sklavin, was ihre unterbundenen Brüste etwas anhob. „Meine Beobachtung ist eher“, fuhr er fort, „dass wir eine neue Prüderie erleben. Alle reden über Sex und alle führen große Reden über sexuelle Selbstbestimmung und wie man das Patriarchat überwinden muss. Die heterosten Heteros laufen beim CSD mit. Aber im Bett geht wenig. One night stands nehmen ab, die Leute suchen Beziehungen.“ Damit zog er den Knoten fest und griff um die Sklavin herum, um die Straffheit ihrer Brüste zu testen. „Und öffentlich in einen Sexshop gehen – no way. Nach all den Machtmissbrauchs- und Sexskandalen und der Entdeckung ganzer Netzwerke pädophiler Dreckschweine ist heute schon der Ruch von sexueller Abweichung gefährlich für Leute, die denken, ihre Umwelt interessiere sich ernsthaft für sie. Was lustig ist, denn eigentlich kannst du im geilsten Kinkoutfit die Straße runtergehen, und die wenigsten drehen auch nur den Kopf.“ Das stimmt, dachte Anna, die am liebsten Amateur-Pornos schaute. Solange eine Kamera dabei war, fiel die derbste Nacktheit in der Öffentlichkeit offenbar unter die Kunstfreiheit. „Die Leute haben Angst vor Shitstorms, Angst vor dem ewigen Gedächtnis des Internets, Angst vor schlechter Reputation, Angst, keinen Job zu finden. Bei unserer Demografie und einem brummenden Arbeitsmarkt!“ Die Sklavin quiekte – der Junge hatte ihre Brustwarzen gequetscht. Als er abließ, stimmte sie ihm zu. „Die Studis können in jedem Mist das Patriarchat entdecken und sich damit wichtig machen“, sagte sie. „Aber mit einem Dildo patriarchale Normvorstellungen am eigenen Arsch zerficken und stolz drauf sein, vergiss es.“ Das war mal eine Meinung. Anna sagte nichts, sie musste drüber nachdenken. In ihrem Bekanntenkreis war des Geredes über Sex viel, aber Kink und Fetische waren nur ganz selten Thema. Allerdings rechnete sie damit, dass das nur eine Frage der Zeit und des Alters war. „Während du weiter grübelst“, sagte die Sklavin, die dem Jungen zum Dank und als Signal, dass ihre Brüste nun genug gehabt hatte, einen Kuss und dann einen derben Schlag auf den Hintern gegeben hatte. Sie ging auf Anna zu und ließ sich von ihr den Dildo geben. „ –  wollen wir vielleicht an deinem Deep throat arbeiten.“ Damit stellte sie den Dildo auf den niedrigen Couchtisch, fasste Anna am Nacken und zog ihren Mund zur Silikoneichel. Er machte es sich auf dem Bett gemütlich und streichelte seinen Schwanz.

(Fortsetzung folgt)

Geschrieben
Diese Geschichte versüßt echt den Tag. Danke, dass Du Dir immer so viel Mühe gibst. Steckt echt Herz drin.
Geschrieben
vor 12 Minuten, schrieb Neta_Kyu:

Diese Geschichte versüßt echt den Tag. Danke, dass Du Dir immer so viel Mühe gibst. Steckt echt Herz drin.

haha, danke! Das freut mich!

Geschrieben

Und wieder ein gut geschriebener Teil der einen ungeduldig auf den nächsten warten lässt  😀

Geschrieben
Wir warten voller Sehnsucht auf den nächsten
Geschrieben
Stark, dass Du auch Gesellschaftskritik mit einbringst. Ich beobachte das nämlich ähnlich.
Geschrieben
Gerade eben, schrieb PeterDarker:

Stark, dass Du auch Gesellschaftskritik mit einbringst. Ich beobachte das nämlich ähnlich.

Ah das würde mich interessieren, ob ihr Jakobs Gedanken teilt

Geschrieben
Also, ich finde schon, dass sich eine neue Prüderie breitmacht. Wenn ich mir überlege, wie normal es vor 30 Jahren war, dass Frauen einfach oben ohne am See lagen. Heute sehe ich das wesentlich seltener. Und na klar, kann ich nachvollziehen, dass es unangenehm ist, wenn man dann von Typen angestarrt wird. Allerdings finde ich, dass sich auch eine Stärke herausbildet, wenn man sich damit abfinden kann, bzw. die eigene Nacktheit nicht als Verletzlichkeit versteht.
Außerdem finde ich, dass Nacktheit heute fast nur noch im sexuellen Kontext stattfindet. Für mich war es als Kind selbstverständlich, dass unser Gartennachbar sich nackt gesonnt hat und sich nicht extra bekleidete, wenn er zum Plausch an den Gartenzaun kam. Heute gehen die Jungs nach dem Sport in Unterhose duschen. Was ist da los?
Und obwohl Pornografie allzeit verfügbar ist, ist es dennoch schwer in einer Beziehung offen über Sex zu reden. So jedenfalls meine Erfahrungen.
Geschrieben
Finde das gut wie du das schreibst und freue mich auf die Fortsetzung
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