*** aus dem Alltag - Teil X

[Yours84]

'Gut.' Vernehme ich und kann es nicht als Anerkennung werten, dafür ist der Ton zu kalt. Der Große lässt meine Unterarme los, doch ich wage nicht, mich zu bewegen, bleibe vorgebeugt stehen, auch wenn mein Lendenwirbelbereich bereits anmerkt, dass das nicht seine Lieblingsposition ist. Meine Hände umklammern weiter meine gegenüberliegenden Ellbogen und meine Augen halte ich geschlossen. "Mist...was ist, wenn er nonverbal mit mir kommuniziert und ich hier gerade einen Fehler mache?" schießt es mir durch den Kopf und ich öffne blinzelnd meine Lider. Ich sehe meine Füße auf dem dunklen Boden, meine Waden und Knie. Bemerke den Hauch einer Bewegung in meinem Blickfeld. Es ist sein Sperma, das sich weiterhin seinen von der Schwerkraft geführten Weg entlang meiner Beine sucht. Ich versuche zu ergründen, was der Anblick mit mir macht, doch kann kein klares Gefühl, keinen Gedanken greifen. "Was ein Quatsch. War klar, dass der Große nicht in deinem Blickfeld ist!" gibt mir mein innerer Zeigefinger eine verbale Ohrfeige. Das bringt mich aber auch nicht weiter... was mache ich? Bewegen? Aufsehen? Abwarten? Nicht zu wissen, wie ich mich richtig verhalten soll, macht mich fertig. Ich wage nicht, mich zu bewegen, wende ausschließlich meinen Blick in Richtung Ledersessel. 

ER. Sitzt unbewegt dort und unsere Blicke treffen sich. Lodern. Ist alles, was ich sehe. Und auf unbeschreibliche Weise weiß ich, dass er mich nicht final weitergegeben hat - was meine größte Sorge ist seit der Übergabe des Halsbandes. Unser beider Band ist unverändert. Hat er mich verliehen? Verdammt ist das verrucht. Fast hätte sich mein Mundwinkel schmunzelnd nach oben gezogen.

Mit diesem neuen Wissen fasse ich den Mut zu sprechen: 'Sir, darf ich sprechen?' kommt es unerwartet klar und ruhig aus meinem Mund. 'Musst du nicht.' erwidert der Große 'Ich habe auf eine Aktion von dir gewartet. Den Weg hast du gut gewählt - keine Bewegung, klare Ansprache. Gut gemacht. Ab sofort gilt Sprechverbot. Du bewegst dich zudem nur, wenn ich es direkt anweise. Du hast mich verstanden!'

Ich stehe in meiner unbequemen Haltung, sage nichts und halte den Atem an, um WIRKLICH unbewegt zu sein. Klare Anweisungen, damit kann ich etwas anfangen.

'Richte dich auf und folge mir. Halte den Kopf gesenkt, Blick an meinen Fersen.' Ich gehorche. Er dreht sich um und setzt sich in Bewegung. Mein Blick ist fest an seine nackten Fersen geheftet und so folge ich ihm an den anderen Personen im Raum vorbei in Richtung einer schweren, beschlagenen Holztür. Hierdurch haben wir den Raum nicht betreten! Ich nehme Bewegungen wahr und vermute, dass die weiteren Personen uns folgen. Ich versuche, den Abstand zwischen dem Großen und mir immer gleich zu halten und konzentriere mich völlig darauf, mein Tempo an seins anzupassen, anzuhalten, als er stoppt um die Tür zu öffnen und dann in gleicher Geschwindigkeit wie der seinen hindurchzutreten.

Aus den Augenwinkeln nehme ich den angrenzenden Raum wahr. Er ist ... oval würde ich sagen und heller als der letzte. Wir bewegen uns auf einen massiven, ebenfalls ovalen Tisch zu, um den schwere hölzerne Stühle arrangiert sind und der festlich eingedeckt ist. Da das mein Metier ist, sehe ich sofort, dass ein Fünfgangmenü ansteht. Nein...Halt! Das ist kein Dessertbesteck, das oberhalb der opulenten Silberteller, die auf der Echtholztischplatte angeordnet sind, platziert ist! Fuck. Nadelräder. An jedem Platz eines, anscheinend in unterschiedlichen Größen. Das alles bemerke ich, während wir hintereinander her um den Tisch gehen. Mein Blick fällt auf die Mitte der Platte, die nicht etwa ein Blumengesteck verziert. Nein. Sie ist leer. Bis auf sechs hochstehende eiserne Halbkreise unterschiedlicher Größe. Ich schlucke, als ich erkenne, wofür diese sind. Als er anhält, fährt gerade ein zitternder Schauer durch meinen nackten Körper. Er dreht sich zu mir um, ich stehe stocksteif da und bin froh, dass der Schauer noch rechtzeitig abgeebbt ist.

'Sieh mich an, Cumslut!' wieder dieser kalte Ton. Ich blicke auf und meine Augen müssen riesig sein.

'Klettere auf den Tisch und befestige alle Eisenringe bis auf die für deine Hände.'

Ich zögere eine Millisekunde zu lange und seine Hand schnellt nach vorne an meine Kehle. Er drückt im Bruchteil einer Sekunde zu, hält meinen Kopf in Position, sodass die Ohrfeige, die meine Wange trifft, nicht abgefedert werden kann. Sie raubt mir den Atem und Tränen schießen mir in die Augen. Dennoch halte ich den Blickkontakt mit ihm, wenn auch jetzt durch einen Schleier. Sein Griff bleibt unverändert und jede Zelle meiner Lunge lechzt nach Luft. Ich presse die Zähne aufeinander und biete all meine Willenskraft auf, um regungslos zu bleiben. Eine gefühlte Ewigkeit vergeht und als er endlich loslässt, flutet Luft in meine Lungenflügel wie Wasser nach der Öffnung einer Schleuse. Im selben Moment setze ich mich in Bewegung, trete auf einen der Stühle und achte beim Klettern auf den Tisch pingelig darauf, nichts am Arrangement aus Silbertellern, filigranen Gläsern, schwer anmutendem Besteck, kunstvoll gebrochenen Servietten und eben den Nadelrädern zu berühren und verändern.

Ich öffne den größten der Ringe, klappe ihn auf und setze mich auf den so entstandenen Platz. Auch die kleineren am Ende des Tisches öffne ich, lege meine Fesseln in Position und schließe sie wieder. Meine Beine sind gespreizt. Ich drehe mich nach hinten, stütze mich mit einem Unterarm ab und öffne alle drei übrigen, am oberen Ende des Tisches befindlichen Ringe. Nun lege ich mich auf den Rücken, schließe den großen Eisenbügel um meine Taille und bin fixiert. Auch der Ring um meinen Hals wird von mir selbst geschlossen. Meine Arme strecke ich nach oben aus und fädle sie durch die Öffnungen, die die Halbkreise aus Eisen freigeben. Ich schiele nach oben und sehe, dass die Blonde und die Dunkelhaarige jede einen Bügel schließen.

Ich liege wie ein Kreuz auf dem Rücken auf einem massiven Holztisch und bin mal wieder bewegungslos ausgeliefert.

Beim Fixieren konnte ich den Blick durch den Raum schweifen lassen und habe sehen können, dass uns alle gefolgt sind. Bis auf einen. Bis auf IHN. Die schwere Tür ist geschlossen. ER ist nicht da und wird nicht kommen. Was das für eine Leere in mir kreiert, lässt mich sprachlos zurück.

Die Stimme des Großen reißt mich aus meinen Gedanken. 'Du wartest hier auf uns. Wir werden uns für's Dinner zurechtmachen und wiederkommen. Nutze die Zeit und sammle Kraft.'

Widersinnigerweise nehme ich wahr, wie er sich zu mir herabbeugt und mir einen Kuss auf die Stirn gibt. Echt? Was ist das denn jetzt? Völlig verwirrt bleibe ich zurück und bekomme bloß schemenhaft mit, wie alle den Raum durch einen anderen Ausgang verlassen.

Ich bin das erste Mal seit langem wieder allein. Mir ist kalt. Meine Stirn brennt und meine Pussy ebenso. What the hell wird wohl als nächstes passieren?

[Ro****]

Wenn du das als gebundene Version raus bringst, bekomme ich ein Exemplar mit einer persönlichen Widmung... wiedereinmal kann ich mich nur vor dir und deiner Phantasie verneigen. Verdammt gefühlvoll und detailreich geschrieben.

[Yo****]

Toll geschrieben

[Yours84]

vor 11 Minuten, schrieb Rot_SU:

Wenn du das als gebundene Version raus bringst, bekomme ich ein Exemplar mit einer persönlichen Widmung... wiedereinmal kann ich mich nur vor dir und deiner Phantasie verneigen. Verdammt gefühlvoll und detailreich geschrieben.

Aber sehr sehr gerne. Nur glaube ich nicht, dass das passiert. 😉

Vielen Dank für dein unermüdliches Feedback.

[Ro****]

Vor 8 Minuten , schrieb Yours84:

Aber sehr sehr gerne. Nur glaube ich nicht, dass das passiert. 😉

Vielen Dank für dein unermüdliches Feedback.

Drei, vier Kommentare meinerseits sind im Vergleich zu deiner Serie noch nicht einmal erwähnenswert.

[Tobi-1824]

Höre bitte nie auf zu schreiben, bitte bitte bitte ……😉

[Yours84]

vor 7 Minuten, schrieb Tobi-1824:

Höre bitte nie auf zu schreiben, bitte bitte bitte ……😉

Auch dir ganz herzlichen Dank für deinen Support und die unermüdlichen Kommentare. Das freut mich ungemein 😌

[Ma****]

Ich nehme auch ein Exemplar!
Der nächste Teil der mich ganz wuschig macht.
Da wünsche ich mir direkt Teil der Geschichte zu sein.
Leider geht jetzt das Warten auf die Fortsetzung wieder los^^

[Gelöschter Benutzer]

Fuck, meine Cumslut in ihrem reinen und puren Element. Du bist einmalig. Dich will ich nie missen. Deine Art zu schreiben, Deine Gedanken und Fantasien zeigen von Deinem Naturell als die ideale Sub. Kein anderes SM-Buch, kein ähnlicher Roman ist in der Lage diese Intensität
zu vermitteln. Ich freue mich auf alles, was mit Dir folgt.

[Leatherfan-79]

Ich kann mich wieder nur anschließen - wie immer steigt auch durch diesen Teil die Lust auf mehr… großartig!

[Wrdlbrmpft]

Am 10.1.2024 at 20:20, schrieb Yours84:

Aber sehr sehr gerne. Nur glaube ich nicht, dass das passiert. 😉

Vielen Dank für dein unermüdliches Feedback.

Ganz ehrlich schöne Frau, Du solltest es drucken lassen. Nimm dir einfach einen Künstlernamen, denkst Du Pauline Reage hätte es tatsächlich gegeben? Die Autorin ist auf den Pariser Hurenfriedhof gegangen, und hat sich auf den Grabsteinen die angemessensten Namen herausgesucht. Ja, Paris hatte früher einen eigenen Friedhof für Huren.