Latex Metamorphose - Teil 3 – Übergang

[La****]

Die Luft im Raum war warm geworden, schwer von Latexduft und geregeltem Atem. Die beiden Frauen lagen eng aneinandergeschmiegt, ihre Körper noch immer umhüllt in glänzendem Schwarz, die MSA-Gasmasken spiegelten das schummrige Licht. Kein Tropfen Haut war mehr sichtbar, keine Stimme war mehr identifizierbar. Sie waren nicht mehr Mira und Selene.

Sie waren etwas anderes geworden.

Etwas Tieferes. Reineres.

Die Spiegelwand gegenüber dem Podest zeigte keine Menschen mehr. Nur zwei makellos geschwärzte Silhouetten, die sich bewegten wie Puppen aus Träumen – gelenkt von einer anderen Energie. Der Raum selbst schien sie zu beobachten.

Ein leises Klicken hallte plötzlich durch die Kammer. Hinter der Wand öffnete sich ein Panel, fast unmerklich – mechanisch, sanft. Licht trat hervor, kalt, fast klinisch. Dahinter ein weiteres Zimmer: weiß, leer, rund. Die Grenze war klar – eine Art Schwelle.

Sie spürten es gleichzeitig. Es war der Moment der Entscheidung.

Sie erhoben sich, stützten sich gegenseitig in ihren absurd hohen Ballet Heels, und schritten langsam auf den Durchgang zu. Ihre Bewegungen waren geschmeidig, fast wie programmiert. Jeder Schritt im Latex klang wie ein leises Schmatzen, jede Bewegung war von einem unterdrückten Zittern begleitet.

In der Mitte des neuen Raumes stand ein rundes Podest, eingelassen in den Boden. Über ihnen: ein ringförmiger Apparat mit feinsten Röhren, Sensoren, Schläuchen. Ein Symbol – wie ein Altar aus einer anderen Zeit.

Sie nahmen ihre Positionen ein – instinktiv. Rücken an Rücken. Hände an die metallenen Halterungen. Und dann: das Zischen von Druckluft. Der Ring über ihnen begann sich zu drehen, langsam, gleichmäßig.

Ein Summen erfüllte den Raum.

Miras Herz schlug schneller. Ihre Gedanken begannen zu flackern – nicht aus Angst, sondern aus Auflösung. Worte verloren ihre Bedeutung. Es gab keine Namen mehr. Kein „Ich“. Nur Präsenz.

Flüssiges Latex tropfte aus kleinen Düsen über ihnen. Es floss wie ein Segen über ihre Körper, schichtete sich über den bestehenden Anzügen, versiegelte alles. Selbst die Gasmaske wurde unter einem neuen Film glänzenden Materials überzogen – bis selbst das letzte Erkennungsmerkmal verschwand.

Ihre Atmung wurde langsamer. Tiefer. Das System übernahm.

Ihre Sinne wurden ersetzt: Geräusche wurden Vibrationen, Berührungen wurden Strom, Lust wurde zu Licht. Das Spiel war vorbei. Und doch hatte es erst begonnen.

Ein letzter Gedanke blitzte durch Miras Bewusstsein – oder war es Selenes?

„So fühlt es sich also an, wenn man aufhört, Mensch zu sein.“

Dann: Stille.

Der Raum dunkel. Die Kreaturen verharrten – perfekt, vollständig, schön.

Sie waren nicht mehr Frauen. Sie waren latexgewordene Ideen, schwebend zwischen Maschine, Kunst und Verlangen.

Sie waren vollendet.