Glitzern - Finger die nicht lügen (Kapitel 11)

[DKaay]

Ich liege noch auf seiner Brust, Atem an Atem, als er mit zwei Fingern mein Kinn hebt. Kein großes Reden. Nur ein Blick, der alles sortiert. Ordnung & Lust. Ich nicke. Grün.

Er setzt mich auf, zieht mir den Schal (nur Gewicht) sanft wieder über die Augen. Die Welt wird eng und süß. Mein Puls antwortet ihm, bevor ich es tue. „still“, sagt er — weich, aber unmissverständlich — und ich liebe, wie diese eine Silbe mich bündelt. Er führt mich an den Händen, nackte Füße über den Boden, ich kenne jeden Schritt in meiner Wohnung und doch ist alles neu, weil ich nichts sehe. Ein Knistern von Leinen. Meine Handgelenke gleiten in Schlaufen, so hoch, dass meine Schultern aufgehen, aber nie so weit, dass ich mich verliere. „Farbe?“ — „grün“, flüstere ich, und ich bin überrascht, wie hungrig meine Stimme klingt.

Seine Fingerspitzen schreiben meinen Umriss neu. Schlüsselbein — Halt. Übergang zu Brust — Verbotene Nähe. Bauch — Wärme, die sich sammelt. Hüfte — Besitzanzeige in Zeitlupe. Ich kippe instant nach vorn, suche ihn, will mehr. Er stoppt. Die Luft ist plötzlich Messerspitze und Honig zugleich. „ruhig… bei mir.“ Ich atme. Ich bleibe. Ich brenne.

Das kleine Rädchen — dieses feine, gemeine — rollt über Knöchel, Waden, die Innenseite meiner Knie. Es ist kein Schmerz. Es ist Elektrizität. Funken unter Haut. Er zeichnet Kreise, wechselt Richtung, die Zähne meines Willens lösen sich, ich bin ein Ton, der gestimmt wird. Ein sanfter Klaps setzt Betonung: Oberschenkel, Po — nie grob, nur genau. Ich keuche einmal, leise, und höre ihn lächeln. „Farbe?“ — „grün“, atme ich, tiefer als eben.

Seine Hand legt sich an meinen Bauch, nur das Gewicht, eine Ansage an mein Zittern. Dann senkt er sich, Mund an meine Seite, Küsse, kleine Bisse, die meinen Rücken hohl werden lassen. Ich ziehe die Hände in den Schlaufen, will aus dem Tuch heraussehen, nur um seinen Blick zu spüren — verrückt, ich weiß. Er weiß es auch. Er lässt mich genau bis an den Rand und dann… nichts. Leere. Stille. Ich fluche inwendig. Er hat mich.

„Sag es.“ Seine Stimme direkt an meinem Ohr. Ich bin altmodisch, ja. Aber ich kann frech. „Mehr“, presse ich, nicht bittend, eher fordernd. „So.“ Ein einziger Schlag mit der Gerte, federleicht, genau dort, wo meine Haut seine Handschrift will. Ein zweiter, weicher. Ein dritter, als Taktgeber. Ich schmelze und straffe mich gleichzeitig. Er weiß es. Er hört, wie mein Atem schneller zählt.

Er löst eine Schlaufe. Dreht mich. Meine Hände bleiben geführt, nur der Winkel ändert sich, Beine weiter, „so.“ Ein Knie zwischen meinen. Der Schal riecht nach uns. Er lässt das Rädchen in breiten Schleifen über meinen Bauch und tiefer kreisen, nie ganz dort, immer daneben, immer drumherum, bis ich unwillkürlich mein Becken suche. „still.“ Ich friere im Feuer. Ich könnte lachen vor Lust und tue es nicht, weil mein Mund offen bleibt für das nächste Atmen.

Wenn sein Finger endlich dort streicht — erster Kontakt, so sanft, dass ich fast weine — glitzert alles. Der Kommentar aus dem Chat blitzt auf, lächerlich und schön: Dann würden deine Finger glitzern. Ich schäme mich nicht. Ich will, dass er es sieht, auch wenn ich blind bin. „Farbe?“ — „grün… bitte hör nicht auf.“ Er hört zu. Er erhöht gerade so, reduziert wieder, lässt mich ziehen, hält mich, erhöht, reduziert, baut mich wie eine Welle, die er selbst reitet, während er am Ufer steht.

Ich schlinge meine Oberschenkel gegen sein Knie, finde seinen Rhythmus. Er küsst meinen Hals über dem Tuch, ein leiser Biss, das Rädchen setzt im gleichen Moment Punkte, mein Körper schreibt ein Ausrufezeichen. Ich esse seine Luft. Ich hätte nie gedacht, dass ich mich so gern führen lassen würde — altmodisch, ja, aber nicht brav — und er macht daraus Kunst.

„Farbe?“ — Mein „grün“ ist kaum noch Sprache. Er zieht mich nur mit Atem weiter: „ruhig… bei mir.“ Als er mich plötzlich ganz hält — Hand an der Hüfte, eine am Brustbein — und die Kreise zu Linien werden, gerade, zielstrebig, präzise, zerbricht die Hälfte meiner Welt in Licht. Ich komme schnell. Zu schnell, denke ich, und dann wieder und wieder, weil er genau weiß, wann er nachgibt und wann er nachsetzt. Ich zerfalle in kleine, helle Stücke und setze mich unter seinen Händen wieder zusammen.

Er löst die Schlaufe. Der Schal (nur Gewicht) gleitet. Die Welt kommt weich zurück. Ich zittere nach, unordentlich schön, und er ordnet mich mit Decke, Wasser, Stirn an Stirn. Keiner von uns redet, weil alles gesagt ist. Dann doch, dieses Eine: „Farbe?“ — Ich lache heiser. „grün“, sage ich, „und noch lange nicht fertig.“

Er hebt eine Braue, die Kante eines Grinsens. Ein Finger wischt demonstrativ über seine Handfläche. „Glitzert.“ — „Küss es weg“, hauche ich, und er tut es. Langsam. Mit Absicht. Mit dieser unerträglichen, perfekten Absicht.

Später: Couch. Ich halb auf ihm, Decke über uns, meine Beine um seine Hüfte, sein Herz unter meinem Ohr. Ich spüre, wie sein Atem sich wieder vertieft, wie seine Hand die Linien meiner Rippen zählt. Er braucht keine großen Worte. Ein „still“ reicht, und ich sinke. Ich denke — klarer, warm — dass ich mich selten so frei und so sicher in einem Satz gefühlt habe. Und dass es genau dieser Satz ist: grün.

[Tu****]

Wow, wunderschön.

[Eskimo64]

Neid, hoffe für dich das es nicht nur ein Wunschtraum

[DKaay]

Ist real (ich versuche es aus ihrer Sicht und empfinden darzustellen)

[Se****]

Schön geschrieben, mich stört allerdings dieses "Kapitel 11" wieso so mitten drin und die nächsten dann die Kapitel zuvor? Oder wurden alle gleichzeitig hochgeladen nur nicht in Reihenfolge geprüft und freigegeben? 🤔

[DKaay]

Ich hatte zuvor keine Zweitmeinung

[Sp****]

Ich bin auch etwas "durcheinander" ...

- ich vermisse die Kapitel 1 und 2

- Kapitel 9 gibt es zwei mal mit verschiedenem Inhalt

Kannst Du mich / uns aufklären?

 

[DKaay]

Das liegt daran das es erst kurze Storys waren und hatten mit einander jedoch nichts zutun, diese habe ich in einer zusammenhängenden Geschichte versucht zu stellen. Grüße