Zwei Leben und ein kleiner Unterschied

[Sklave184]

Manuel Magiera

Zwei Leben und ein kleiner Unterschied,  Seiten 50-61 im Buch

Im Taumel der Liebe

Im Internet hatte ich einige bizarre Kleidungsstücke erstanden. Lukas kam nun fast jeden Abend zu mir, es sei denn, er hatte Nachtdienst. Und auch dann fanden wir immer zwischendurch noch Gelegenheit für einen Quicki. Ich gefiel mir in meiner Rolle und spielte den fünfzehnjährigen Stricher vollkommen überzeugend. Wir konnten allerdings erst Anfang Februar für ein Wochenende nach Hamburg fahren. Die Straßen waren vorher verschneit gewesen. Wir hatten es nicht einmal zu Hause leicht gehabt, zur Arbeit durchzukommen. Aber dann setzte plötzlich Tauwetter ein und Lukas erzählte von einer SM-Party in einem Hamburger Club. Er mietete uns in St. Pauli in einem Stundenhotel ein. Wir reisten bereits am Freitagnachmittag an. Das Haus hatte sicher schon bessere Tage gesehen. Es war alt und machte einen verkommenen Eindruck. Niemand nahm von uns Notiz. Der Hotelmitarbeiter gab uns die Schlüssel, nachdem sich Lukas angemeldet hatte. Lukas wollte, dass ich mich nett anzog. Wenig später trug ich, wie von ihm gewünscht, eine knallenge helle Jeans, unter der sich ein schwarzer String abzeichnete. Vorne quoll schier meine Männlichkeit hervor. Er nickte, gab mir meine kurze Lederjacke und schickte mich dann runter in den Park. Ich sollte mir dort einen Standplatz suchen und so tun, als wenn ich auf Freier wartete. Er wollte nachkommen, an mir vorbeischlendern und nach dem Preis fragen. Mit gesenktem Kopf tat ich, was er verlangte. Es gab eine öffentliche Herrentoilette in dem kleinen Wiesen- und Waldgelände. Kein Mensch war zu sehen und ich stellte mich in die Tür. Auf diese Weise bekam ich etwas Schutz vor der Witterung. Es hatte angefangen zu regnen. Der Park war deshalb kaum besucht. Ein älterer Mann lief mit seinem Hund vorbei und warf mir einen geringschätzigen Blick zu. Der Himmel öffnete sich und es goss nun in vollen Schüben. Ein Junge, vielleicht sechzehn oder siebzehn Jahre alt, kam auf mich zugerannt. Ich machte stumm Platz. Er fror. Unruhig trat er von einem Bein aufs andere. „Ist heute nicht viel los“, meinte er nach einer Weile. „Wie heißt du?“, fragte ich ihn neugierig. Er tat mir leid. Er sah ziemlich abgerissen aus. Hoffentlich ist der arme Kerl nicht drogenabhängig, dachte ich voller Mitgefühl. Mein eigenes Rollenspiel mit Lukas wechselte in den Hintergrund. Der Lehrer nahm wieder von mir Besitz. Er antwortete: „Milan, und du, bist du neu hier? Ich hab dich noch nie gesehen.“ „Ich bin Christian und mein Freund hat mich hier hergebracht. Ich soll versuchen, ein wenig Kohle zu verdienen“, sagte ich wahrheitsgemäß. „Aber bei dem Wetter geht wohl keiner raus. Wollen wir drüben im Imbiss was Warmes essen? Ich spendiere eine Currywurst“, bot ich an. Ich spürte das dringende Bedürfnis, etwas für den Jungen tun zu müssen und dachte, ein Essen und vielleicht etwas Warmes zu trinken, wären nicht schlecht. Er lächelte. „Okay, Hauptsache, du bekommst mit deinem Freund deswegen keinen Ärger. Ich arbeite auf eigene Rechnung, da ist das egal. Aber wenn dich einer abkassiert und du dann keine Kohle hast, kennen die keinen Spaß.“  „Das ist mir heute egal“, meinte ich. „Ich kriege auch so schon genug Prügel von ihm. Da kommt es auf ein paar mehr oder weniger auch nicht mehr an.“ Wir lachten und liefen durch den Regen zur Straße. An der Ecke wartete ein trockener Dönerladen auf uns. Wir setzten uns an einen Tisch und ich bestellte Kaffee und etwas zu essen. Milan erzählte von sich. Er war bereits Siebzehn. Seine Eltern kamen aus dem Kosovo. Für seinen Vater gab es keine Arbeit in Deutschland und Milan hatte irgendwann auch keinen Bock auf Schule mehr gehabt. Die Chancen für Ausländer wie ihn stünden sowieso schlecht, erklärte er mir. Einen vernünftigen Abschluss schafften die wenigsten und Ausbildungsplätze wären zwar da, aber die meisten Jugendlichen besaßen die notwendigen Qualifikationen nicht. Als Milan überdies entsetzt feststellte, dass er schwul war, haute er sofort von zu Hause ab. Sein Vater würde ihn totschlagen, wenn er es wüsste, meinte er und zitterte, während er über seine Neigungen sprach. Über Freunde war er zum Strich gekommen und hielt sich damit mehr oder weniger schlecht über Wasser. „Kommen viele Freier in den Park?“, wollte ich wissen. „Ja klar. Bei gutem Wetter kann man schon ein paar hundert Euro die Nacht machen. Aber das wechselt leider.“„Nimmst du Drogen?“ „Nope, höchstens mal einen Joint. Sie kosten unnütz Geld.“ Milan schlief bei einem Freier, der ihn für den Sex umsonst in seiner Wohnung übernachten ließ. Er kaufte auch von Zeit zu Zeit für beide ein und sparte ansonsten sein Geld. Irgendwann wollte er in die Heimat, die er nur noch aus den Erzählungen seiner Eltern kannte, zurückkehren. Mit dem Ersparten wäre er dort ein wohlhabender Mann. Wir waren gerade mit dem Essen fertig geworden, als ich nebenbei bemerkte, dass der Regen nachgelassen hatte. Ich bezahlte und ging zur Toilette. Am Eingang dort hing ein Kondomautomat. Milan kam nach. Ich fragte, ob er Gummis brauchte. Er nickte. „Viele Freier bezahlen mehr, wenn sie es ohne bekommen“, meinte er. „Mach das nicht“, beschwor ich meinen neuen Freund, nicht auf solche Angebote einzugehen. Er sollte sich seinen Traum von der Heimat bewahren und nicht durch eine heimtückische Krankheit zerstören lassen. Lachend teilten wir danach die Kondome, die ich aus dem Automaten gezogen hatte, unter uns auf.

Die ersten Leute spazierten wieder im Park umher. Es waren hauptsächlich Hundebesitzer, die uns denn auch von oben bis unten abfällig musterten. Ich stieß Milan an. „Wenn Blicke töten könnten“, sagte ich, als eine ältere Frau zusammen mit ihrer Promenadenmischung missbilligend an uns vorüberstolzierte. Milan grinste. Ich sah aus dem Augenwinkel, dass Lukas den Weg entlangbummelte. Er hatte uns ebenfalls gesehen. Sein Mund verzog sich zu einem spöttischen Grinsen. Ich stellte mich an die Mauer, ließ ihn meine Bereitschaft wissen. Milan schaute mich an. Wir waren im Augenblick zu Konkurrenten geworden. Lukas zeigte sich allerdings spontan an uns beiden interessiert. Er hatte gleich gemerkt, dass wir uns angefreundet hatten. Ob er mich eifersüchtig machen wollte, konnte ich nicht sagen. Aber ich spielte sofort mit. Wir verhandelten den Preis. Ich machte dann den Vorschlag, er könnte für fünfzig Euro auch uns beide haben. Das Klo war auf. Wir würden ihn abwechselnd verwöhnen und ihm nach Belieben zur Verfügung stehen. Lukas nahm das verlockende Angebot freudig an. Er fragte, ob wir es auch ohne Gummi machten. Ich verneinte und warf Milan einen festen Blick zu. Er schüttelte ebenfalls den Kopf. Wir gingen mit unserem Freier in eine Toilettenkabine. Ich bat ihn um das Geld. Er grinste, verlangte erst, dass ich ihm den Reisverschluss öffnete und seinen bereits ziemlich festen Schwanz begrüßte. Ich tat ihm den Gefallen. Das Geld sollte er danach Milan geben. Was folgte, war der reinste Wahnsinn für mich. Ich genoss seine Stöße, musste dann wieder Blasen und Milan wechselte sich mit mir ab. Am Schluss besorgten sie es mir beide. Ich erlebte mich in einer völlig neuen Welt. Die war verrucht und befand sich am Rande der Gesellschaft: Zwei versaute schwule Jungs, die für Geld ihre Körper an fremde Männer verkauften. Stärker konnte der Kontrast zu meinem biederen Leben als Gymnasiallehrer in einer Kleinstadt an der Nordsee nicht sein. Lukas bedankte sich bei uns und ging, ohne sich umzusehen. Wir wuschen uns notdürftig in einem schmutzigen Waschbecken. Milan wollte mir die Hälfte des Geldes geben. Ich wehrte ab. Das wäre mein Freundschaftsgeschenk an ihn, sagte ich. Er nahm es gerne an. Ich überlegte fieberhaft, was ich tun sollte, falls mich wirklich ein fremder Freier wollte. Es war ein komischer Gedanke, der aber jederzeit innerhalb der nächsten Minuten wahr werden könnte. Der Park wurde als üblicher Strichertreffpunkt gehandelt. Ich war noch nicht so weit, eine Entscheidung darüber fällen zu können. Ohne Lukas‘ Zustimmung lief bei mir eh nichts. Meine Gefühle waren zwiespältig. Der biedere Lehrer schrie natürlich um Gottes Willen, aber der versaute Bengel in mir meinte, warum eigentlich nicht? Solange ich Oberwasser behielt und bei den Gummis selbst Hand anlegte, konnte sicher nicht viel passieren. Ich machte neue Erfahrungen und Lukas ging nichts ab. Ihn liebte ich schließlich und die Freier bezahlten nur für meinen Körper. Ich dachte an das künstliche Glied in der Hose. Milan hatte anscheinend nicht gemerkt, dass etwas bei mir anders war. Aber würde ein richtiger Freier auch darauf hereinfallen? Wie reagierte so jemand, wenn er für einen echten Jungen bezahlt hatte und dafür eine Transe bekam? Ich wog die Situation ab. Das Risiko wollte ich nicht eingehen, zumindest nicht, ohne vorher mit Lukas entsprechende Absprachen getroffen zu haben. Zu spät! Als wir aus der Toilette traten, stand ein älterer Mann vor uns. Er strich mir zuerst übers Haar und sah sich danach Milan an. Milan ließ mir den Vortritt. Puh, jetzt saß ich in der Falle. Milan wollte sich natürlich für die Euros von vorhin revanchieren. Ich konnte nicht mehr anders und ließ mich von dem ungefähr sechzigjährigen Freier an die Hand nehmen. Der führte mich wie ein Vater fast liebevoll in die Toilettenkabine, gab mir die verlangten fünfzig Euro und küsste mich. Ich versuchte alles um mich herum auszublenden. Der Mann war wenigstens sauber gekleidet und roch angenehm nach Rasierwasser. Er führte meine Hand zu seiner Hose, so dass ich seinen festen Schwanz, den er gerade zuhause, extra für mich, wie er sagte, gewaschen hatte, fühlen konnte. Ich kam aus der Nummer jetzt nicht mehr heraus und tat alles, was er verlangte. Mit durchwachsenem Gefühl. Das hier war kein Spiel mit Lukas, sondern echter Sex im Strichermilieu. Er ließ aber sofort den Gummi zu, den ich ihm liebkosend drüberzog und erwies sich während unseres Beisammenseins als ein netter, zärtlicher Kunde. Ich konnte mit dem Ausgang meiner unplanmäßigen Dienstleistung zufrieden sein. Wir verabschiedeten uns freundschaftlich.

Bislang hatte ich noch keine schlechten Erfahrungen zu machen brauchen. Doch es gab sicher auch gefährliche Situationen, dachte ich und wollte meine Zelte erstmal abbrechen.„Ich werde kurz zu meinem Freund rüber gehen und ihm die Kohle bringen“, sagte ich deshalb zu Milan. Der nickte. „Kommst du wieder?“ „Weiß nicht, kommt auf meinen Freund an. Wenn nicht, dann mach‘s gut Milan und vergiss bloß nie deinen Traum!“ „Ganz bestimmt nicht. Tschüss Chris.“ Entspannt ging ich in unser Hotel, klopfte gegen die Tür. Lukas sah fern und öffnete mir gleich. Er nahm mich in den Arm, küsste mich fordernd. Einen Moment später lagen wir auf dem Bett. Ich genoss es, mit ihm allein zu sein. Als wir aneinandergekuschelt danach zusammen entspannten, erzählte ich von Milan. Lukas bestärkte mich. „Du hast alles richtig gemacht. Man kann die Jungen nicht von heute auf Morgen aus der Szene holen, aber man kann ihnen mit dem Hinweis auf Gummis helfen, nicht auch noch ihre Gesundheit zu ruinieren. Die Welt retten, arme Jungenseelen einfangen, das ist ein utopischer Anspruch, der im Desaster endet.“ „Na ja, man kann vielleicht mehr Beratungsstellen für die Kids einrichten. Und ihnen auch in Programmen Wege vom Strich zurück in ein geordnetes Leben, in Berufe, aufzeigen.“ „Das tun doch bereits viele Organisationen und ehrenamtliche Helfer, aber es ist doch auch eine Frage der Finanzierbarkeit. Außerdem, solange es sogar in den höchsten Gesellschaftskreisen Freier gibt, die für jugendliche Stricher bezahlen, wird sich daran auch nichts ändern.“Ich musste ihm wohl oder übel Recht geben. „Du hast auch bezahlt, du Schuft“, neckte ich ihn dann. „Vorsichtig, kleiner Stricher, ich bin dein Zuhälter, du spielst gerade mit deinem Leben“, lachte er und zog mich an sich. Ich nahm meine Jeans und holte den fünfzig Euroschein heraus. „Apropos, hier, mein Zuhälter. Hab ich für dich verdient.“ „Kannst du behalten, hast du ja auch bei mir erarbeitet. Aber, ich dachte, du hättest Milan die Kohle gegeben?“ „Hab ich auch. Die hier ist von einem echten Freier. Ich konnte nicht zurück. Ein älterer Typ kam auf mich zu und Milan ließ mir den Vortritt. Was sollte ich machen? Er war aber sehr nett, der Freier. Nur, ich weiß nicht, ob die anderen nicht vielleicht doch etwas bei mir merken. Mein Schwanz ist ja nun einmal nicht original und eventuell krieg ich mal Ärger deswegen. Außerdem liebe ich dich und ich will nicht mit fremden Kerlen für Geld rum machen, wenn du nicht damit einverstanden bist.“ Er starrte mich an. Schluckte. „Okay, das war zu erwarten. Wer mit dem Feuer spielt, muss damit rechnen, sich zu verbrennen. Eigentlich hatte ich immer feste Beziehungen gehabt und wir waren uns in der Regel treu. Aber, wenn es dich aufgeilt, hab ich nichts dagegen. Das Geld können wir auf ein besonderes Konto einzahlen und vielleicht davon in Urlaub fahren oder einen Teil nehmen, um anderen Jungen zu helfen. Ich denke gerade daran, dass du auf diese Weise erstklassigen Zugang zu den Jungs bekommst. Wahrscheinlich ihr Vertrauen viel stärker gewinnen wirst, als es ein Street Worker je könnte. Sie glauben dir. Wir schlagen zwei Fliegen mit einer Klappe. Du lebst deine Neigungen aus, solange du es kannst, und wir versuchen den einen oder anderen wirklich zu retten. Zumindest vor einer HIV-Infektion zu bewahren. Als Arzt geht es mir natürlich am meisten um die Gesundheit der Jungen.“

Ich hatte mich wieder an ihn geschmiegt und ließ meiner Phantasie freien Lauf. „Es sind ja auch nicht nur die Jungen. Wenn sie sich erst fest an die Regeln halten, dann werden auch nicht mehr so viele Freier krank. Viele von denen sind verheiratet und haben Kinder. Ich denke, wir sollten aus der Not eine Tugend machen. Aber da wäre immer noch mein unvollständiger Körper.“ Lukas überlegte. „Ich bleibe in deiner Nähe, wobei ich natürlich nicht dabei bin, wenn du in ein Auto steigen musst. Du solltest es dem Freier beim Verhandeln sagen und im Preis etwas runtergehen. Zeig ihm, was du hast und was du bist und er kann entscheiden, ob er es haben will. Wenn du gut bist, und du bist verdammt gut, spricht sich das rum und wir haben nichts zu befürchten. Es sollte nur im Geheimen bleiben. Von unserem Tun hier darf nichts zu Hause durchsickern. Aber dem können wir auch begegnen, indem wir die Städte wechseln. Du kannst mal in Köln arbeiten, mal in Frankfurt oder in Berlin.“ „Beratung und Hilfe von Strichern für Stricher“, sagte ich. „Eventuell richten wir uns auch eine Wohnung ein. Wir könnten ein männliches SM-Studio etablieren. Nur für Kerle. Frauen haben keinen Zutritt. Lediglich Frau zu Mann Transsexuelle mit entsprechender Neigung dürfen dort arbeiten.“ Wir genossen unsere Zweisamkeit noch eine Stunde und packten freudig erregt unsere Sachen für die Nacht auf der SM-Party. Ich staunte gewaltig, als wir bei dem Club im anderen Stadtteil ankamen. Es war ein großes Haus mit vielen Räumlichkeiten, die extra für SM-Spiele eingerichtet worden waren. Unten im Foyer bezahlten wir, tranken dann etwas an der Bar, um uns gestärkt im Stockwerk höher umzuziehen. Ein Mitarbeiter bot eine Führung an und zeigte uns alles. Lukas war als strenger Master schwarz gekleidet. Mit der Peitsche in der Hand sah er aus wie ein Sklavenhalter. Er hatte mir erlaubt, meine hinten offenen Chaps anzuziehen. Ansonsten musste ich nackt bleiben. Nur meine Penisprothese war fest mit mir verschnallt und lag in einem halb durchsichtigen Säckchen. Nach außen war sie wie ein Dildo anzuschauen. Lukas meinte, als Sklavenjunge gehörte ich ohnehin nur ihm und niemand würde auf die Idee kommen, dass sich kein echter Schwanz darunter verbarg. Um meinen Hals hatte er mir ein Hundehalsband gelegt und führte mich derb an der Leine herum, während wir die Räumlichkeiten besichtigten. Ich durfte die Käfige und Gelasse ausprobieren. Lukas drückte mich zuweilen hart auf den Boden. Ich hatte ihm bedingungslos zu gehorchen. Die meisten Besucher waren im Gegensatz zu uns heterosexuell. Sklaven und Sklavinnen wurden von ihren Herrinnen oder Herren erzogen und gezüchtigt. Auch ich fand mich alsbald angekettet auf einer Strafbank wieder. Lukas probierte eine neue Peitsche an mir aus. Mein Hintern brannte ziemlich schnell und ich keuchte vor Schmerz. Das Blut auf meinen Backen begann bereits zu kochen. Lukas unterhielt sich mit dem Master einer Sklavin, der ihm eine richtige lange Sklavenpeitsche zeigte. Mein Peiniger holte damit aus und traf schmerzhaft. Ich schrie wie am Spieß. Das ging mir dann doch etwas zu weit. Lukas merkte es selbst und beendete grinsend unsere Session. „Das üben wir noch. Doch so ein Teil werde ich mir bei Gelegenheit kaufen“, meinte er. Danach zog er mich in den Vorraum, in dem ein großes Büfett aufgebaut worden war. Ich wollte mich erleichtert auf einen Stuhl neben ihn setzen. Mein Hintern tat allerdings so weh, dass ich es ließ. Stattdessen kauerte ich mich freiwillig auf den Boden zu seinen Füßen und wartete geduldig und brav darauf, bis mir mein Herr einen Hundenapf mit Wasser und etwas zu essen unter den Tisch stellte. Dankbar leckte ich ihm dafür die Schuhe. Es wurde ein sehr schöner Abend, der meine Sinne betörte und unserer Fantasie freien Lauf ließ. So frei und ungezwungen konnten wir uns noch nie ausleben. Ich unterhielt mich mit einigen Sklavinnen. Wir verabredeten uns mit den anderen Paaren für die nächste Party. Im Hotel liebten wir uns noch einmal und schliefen bis zum Mittag. Ich bat Lukas nach dem Aufstehen, noch einen Augenblick in den Park gehen zu dürfen. Vielleicht könnte ich Milan dort treffen. Er versprach, nach mir zu sehen. Fröhlich machte ich mich auf den Weg. Einige Augenblicke später stand ich wieder in der Toilettentür. Für mich fühlte sich das schon richtig gewohnheitsmäßig an. Milan war allerdings nicht da. Ein Stück weiter ging ein älterer Junge auf und ab. Er kam auf mich zu und sprach mich an. „Willst du etwas zu rauchen? Ich hab alles Mögliche.“ Ich schüttelte den Kopf. „Mein Freund kommt gleich und passt auf mich auf, der will nicht, dass ich etwas nehme.“ „Er braucht es ja nicht zu merken“, setzte mir der Junge zu. Er war älter als ich und körperlich hätte ich gegen ihn nichts auszurichten gehabt. „Ne, lass man. Lukas hat mich gerade gestern verdroschen, weil ich was getrunken hatte. Ich soll nüchtern und mit klarem Kopf Geld verdienen. Er sagt, die Freier wollen, dass die Jungen mitmachen und nicht total abgetreten nur den Arsch hinhalten.“ Er zuckte mit den Schultern. „Na, dann eben nicht, Kleiner.“ Ich hielt nach Lukas Ausschau. Er war noch nirgends zu sehen. Aber er hatte mir auch erklärt, dass er sich eventuell im Gebüsch verstecken würde. Durch die Zweige konnte ich die Straße erkennen. Der Parkplatz befand sich direkt am Parkeingang. Jetzt fuhr ein Auto heran. Es war Lukas. Erleichtert atmete ich auf. Er blickte zu mir herüber. Langsam schlenderte ich auf meinem Weg herum. Neben Lukas hielt ein dunkler Mercedes. Der Fahrer stieg aus, zog sich seine Kapuze tief ins Gesicht und suchte dabei trotzdem Blickkontakt zu mir. Ich hatte verstanden und ging auf ihn zu. Der Freier drehte sich wieder zum Wagen um und öffnete mir die Tür. Erregt, just vor Lukas‘ Augen zu einem Freier einsteigen zu dürfen, nahm ich das Angebot an und setzte mich neben ihn. Neugierig besah ich den Fremden, der auch mich musterte.

„Mit allem, einen Fuffy“, unterbrach ich unser Schweigen. „Kein Problem. Aber ich habe ein paar Sonderwünsche, wie steht’s bei dir damit?“ „Kommt darauf an, was willst du?“, fragte ich nach. „Ich fahre mit dir etwas raus aus der City. Da gibt es einen alten Resthof. Ich will dich fesseln und knebeln, während ich dich nehme. Hinterher versohl ich dir noch den Hintern.“ „Das bin ich gewohnt, mein Freund macht nichts anderes mit mir. Er sitzt nebenan. Ich sag ihm nur kurz Bescheid. Wohin fahren wir?“ „Nach Wilhelmsburg.“ Ich stieg aus, Lukas ließ die Scheibe runter. Ich erzählte ihm kurz, um was es ging. Er nickte, zeigte aber dem Freier, dass er mit ihm reden wollte. „Das ist alles okay, aber der Kleine ist ‘ne Transe und noch nicht operiert. Du solltest das wissen, bevor du ihn untersuchst und feststellst, dass er noch einen Dildo trägt. Er ist ansonsten ein ganz normaler Junge und wird dir brav gehorchen. Sonderwünsche kosten allerdings extra, ich krieg zweihundert Euro gleich von dir. Was du ihm noch gibst, ist mir egal. Wann bringst du ihn zurück?“ Der Mann gab Lukas das Geld. Mir wurde etwas komisch im Magen. Die verkauften mich tatsächlich wie eine Ware. Ich war ein Sklave und hatte zu tun, was die beiden wollten. Ich fühlte mich gedemütigt, gleichzeitig allerdings erregt und wurde aus mir selbst nicht mehr schlau. „Wir fahren zwanzig Minuten hin, dasselbe zurück und noch ein wenig arbeiten, in zwei Stunden ist er wieder hier“, hörte ich meinen Freier sagen. Lukas schlug die Autotür zu. Mein Begleiter fuhr los. Ich gehörte ihm und beschloss, gehorsam meine Rolle zu spielen. Es wurde auch nur halb so schlimm, wie ich befürchtet hatte. Mein ‚Master’ erwies sich als recht zärtlich und brachte alles schnell hinter sich. Der Arschvoll war erträglich. Ich hatte es bei Lukas schon wesentlich härter erlebt. Er gab mir hundert Euro extra, weil ich so gut mitgespielt hatte. Kurz vor fünf Uhr setzte er mich wieder neben Lukas‘ Wagen ab. Ich verabschiedete mich und gab dem Freier noch meine Handynummer. Lukas hatte sich die Zeit im Dönerimbiss vertrieben und unterhielt sich mit dem Zuhälter einer blonden Hure, während ich eintrat. Er grinste breit, als er mich sah und wies mich an, seine Rechnung zu bezahlen. Ich wollte protestieren, ließ es aber, denn er warf mir einen ziemlich strengen Blick zu. Zähneknirschend tat ich, was er verlangte. Mein gerade sauer verdientes Geld wechselte schneller als erwartet den Besitzer. Im Auto schimpfte ich mit ihm. Lukas lachte nur. „Die Nutten zahlen alle liebend gerne für ihre Luden die Zeche. Stell dich nicht so an.“ Daran kaute ich doch ein wenig. Dem zuzustimmen fiel mir echt schwer. Am Abend saß ich wieder allein im Wohnzimmer zu Hause und betrachtete mein Weinglas auf dem Tisch. Das Spielen mit Lukas gefiel mir, doch ich wollte mich nicht immer so vollständig erniedrigen lassen. Ich merkte, dass ich begann, dabei zeitweilig meine Würde zu verlieren. Soweit sollte es nicht kommen. Bei nächster Gelegenheit würde ich mit meinem Zuhälter Tacheles reden, beschloss ich und besaß in dieser Nacht ausnahmsweise mein Bett für mich allein.

Zunächst holte mich aber der biedere Schulalltag wieder ein. Ich hatte auch Termine bei den Gutachtern und bei Frau Doktor Vollmer. Von meinen sexuellen Ausschweifungen erzählte ich selbstverständlich niemand etwas. Frau Doktor Vollmer wusste natürlich, dass ich mich mit Lukas arrangiert hatte. Sie freute sich ehrlich für mich. Ohne operiert zu sein, einen homosexuellen Freund zu finden, war fast unmöglich. Lukas galt auch für sie als absoluter Glücksfall. Das war er schon deshalb, weil für ihn grundsätzlich nicht das Körperliche den Ausschlag gab. Für Lukas zählten weder ein perfekter Schwanz noch andere Äußerlichkeiten. Es kam auf die inneren Werte an. Das ließ er mich sogar ganz deutlich wissen, als er eines Abends zu mir sagte: „Chrissy, ich liebe dich als der Mensch, der du bist. Körperliche Perfektion hilft uns nicht durch Freud und Leid dessen hinweg, was wir Leben nennen. Nur dein Wesen, deine innere Einstellung und deine Liebe können mir helfen, neuen Mut zu finden, wenn es einmal nicht so läuft.“ Ich hatte nach diesen Worten Tränen der Dankbarkeit und Rührung in den Augen und wusste, dass ich alles daran setzten würde, um mir dieses besondere Glück zu erhalten.

[werniw]

Eine tolle Geschichte aus einem Buch das ich noch nicht kannte, sehr realistisch geschrieben !