Les deux (IV)

April 29, 2020

Ich hatte in der Nacht tief geschlafen und erst als Marlene durch mein Haar strich wurde ich wach.
"Guten Morgen, mein Süßer", ihr Fingernagel kratzte über meine Lippen. Salzig, vertrauter Geschmack vom Vorabend. "Guten Morgen", säuselte ich noch schlaftrunken.

Ich bekam ein Frühstück, bestehend aus schwarzem Kaffee, Rührei mit Speck, Zigaretten. Friedlich, die Aussicht vom Balkon, über Tannen und das nächste Nachbarhaus stand in etwa hundert Metern Entfernung hinter einer buschigen Hecke. Marlenes Garten, den ich vom zweiten Stock überblicken konnte war nach hinten hin nicht abgezäunt, ging nahtlos über in eine Wiese die in einem dichten Wald verebbte.
"Ich muss noch mal in die Stadt", erklärt mir die Herrin des Hauses und legt mir einen Edelstahldildo von etwa zwanzig Zentimetern Länge auf den Tisch. "Was du damit machst ist dir überlassen, du solltest ihn aber benutzen", dann: "Es wäre zu deinem Besten."
Bedrohlich glänzend ragte das Edelatahlprojektil in den Himmel. Ich spüre wie ihre Blicke mich mustern, meine Reaktion genießend.
Ich hatte schon öfter einen Dildo in der Hand gehabt. Tanja hatte eine Auswahl, in die sie mich mit strenger Geduld eingeführt hatte, aber...
Marlene verließ das Haus ohne weitere Anweisungen an mich. Ich habe gut Lust mich am Schnapsregal zu bedienen, fahre mit meinem Zeigefinger die Buchrücken ab. Wells, Hemingway, King, Kafka, Orwell, sogar Bukowski fand ich in ihrem Regal. Ich hielt inne. Nur weil Marlene diese Bücher bei sich hatte, bedeutete das nicht, dass sie diese auch gelesen hat, dachte ich.
Die Bibel. Sonderbar, kam es mir in den Sinn. Belesene Menschen neigen dazu Bücher zu horten, aber die Bibel gehört nicht dazu. Ich ziehe das Buch heraus. "In der heiligen Schrift wirst du die Antwort finden", ich hatte 'die Verurteilten' von Stephen King so oft gelesen und gesehen... Hallo, meine Schöne Maria, ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen.
Zwanzig Minuten später liegt das auagehölte Buch auf dem Couch Tisch und ich auf dem Sofa. Hieß es nicht in der Genesis "Der Mensch solle herrschen über alle Pflanzen", nun bitte, mit jedem Atemzug werde ich heiliger.
Sie ist da, oh ja, die Lust mich zu berühren und endlich... Halt! Schnauzt mich das Metall meines Käfig an. Aber, bettle ich, nur ein wenig. Meine Arme, Beine liegen wie Blei auf dem Ledersofa. Ich habe Lust auf Musik, LED Zeppelin oder die Stones. In Marlenes Regal finde ich nur Depeche Mode, das genügt auch.
Denk nicht an Feuer. Denk nicht an Erdbeben. Denk nicht an den Flug der Habichte. Verdammter Käfig, fluche ich, mein harter, errigierter Penis schreit mich wütend an: "Los jetzt, erwürge mich." Ich hasse dich "Los, greif mich an" halt die Schnauze "Wichs jetzt, los, los" ich halte dir eine geladene Waffe an den Kopf "Ich will jetzt schießen"...

Streichel mein Haar und nenn mich Süßer. Reibe meine Brust und nenn mich dein süßer Schatz. Schlag mir ins Gesicht...
"Guten Morgen" Marlene stemmt ihre Fäuste in ihre Hüften, bedenkt mich mit einem mahnenden Blick :"Du hast dir einen schönen Mittag gemacht, nicht wahr?" Mein Puls ist bei 360. "Ja, Liebste, ja, ja, es tut mir leid, bitte, es tut mir leid" flehe Ich noch benebelt und meine Arme sind Eisen. "Süßer", Marlene küsst meine Stirn "Genieß es noch ein wenig". "Das ist wirklich eine Überraschung." eine mir unbekannte Stimme kommt mir näher. "Nein, was für ein Goldstück", ein junger Mann, ich krampfe meine Augen auf.
Finger streicheln über meine Nasenwurzel, mein Kinn, weiche Lippen küssen mich. Ich bin schon lange nicht mehr auf diese sinnliche Weise geküsst... "Wer ist das", lalle ich, starre in das schmale Gesicht eines jungen Burschen. Ich werde wach. "Simon", stellt mir Marlene den Besucher vor. Ich rappel mich auf, ziehe mich zurück. "Simon ist ein ehemaliger Nachbar aus Wuppertal", höre ich Marlenes Stimme über mir. "Kann ich dir etwas zu trinken anbieten" "Eine Cola". Simon ist etwa fünf Jahre jünger als ich, unter seinem T-Shirt zeichnen sich seine Brustmuskeln ab. Er hat bestimmt ein filmreifes Sixpack, denke ich. Er hat kurze, Straßenköterblonde Haare und seine blauen Augen blicken mich begierig an. "Hey, na", er streicht mir zärtlich durchs Haar. Mit einem Glas für den jungen Mann und für sich selbst kommt die Dame zurück. "Simon ist ein alter Freund", sie betrachtet den jungen Mann und sagt : "Ein Freund." Ich richte mich langsam auf. "Ich bin nicht...", Simon legt mir seinen Finger auf meine Lippen. "Ich will nicht, das du etwas machst, was du nicht willst." Marlene, an ihrem Glas nippend : "Du nicht".

Unter der Auflage, dass ich umgehend auf meinen angestammten Platz und damit runter vom Sofa gehe, reicht mir die Herrin des Hauses ein Glas Wasser. Ich brauche ein bisschen Zeit bis ich wieder zu klarem Bewusstsein komme, Simon und Marlene tauschen sich aus. Er studiere, hat sich ein Leben in Münster aufgebaut, hat eine offene Beziehung mit einem Jura Studenten. Er ist Verteidiger im Handball.
Wir lernen uns bei einem gemeinsamen Cocktail auf der Veranda besser kennen und während Simon und ich uns unterhalten, lehnt sich Marlene zurück, zieht ein Bein an, das Knie unter das Kinn : "Küsst euch", sagt sie plötzlich. Wir sehen sie beide kurz irritiert an. "Na los", dabei nippt sie an ihrem Glas. "Ich habe noch nie...", Simons Lippen saugen an meinen, er greift nach meiner Hand. Es ist ein heißer Sommertag im Mai und ich habe meinen ersten Zungenkuss mit einem jüngeren Mann - den ersten Kuss vergisst man nicht. "Lass es zu", höre ich Simon flüstern. Er ist sehr bestimmend, drückt meine Brust, meinen Rücken auf das Holz der Bank. Meine Erektion... Ich schmecke seine süße Zunge, fühle seine Hand an meinem Hinterkopf, sein Gewicht auf meinem Schoß. Mit der freien Hand streift er sein T-Shirt über seinen Kopf, verdammt, denke ich, was für ein geiles Stück DNA. Ich erwidere seinen Kuss. "So will ich das sehen", flötet Marlene.
Das muss entweder das Ganja... "Jeder ist ein bisschen bi", zwinkert mir der junge, trainierte Handballer zu,löst sich von meinem nackten Oberkörper und verschwindet im Haus. "Wir verlagern den Platz wohl nach drinnen", grinst Marlene. "Ich werde nicht..", sie legt mir ihren Zeigefinger auf meine Lippen. "Was du wirst und was nicht, das überlass mir und jetzt, hopphopp, rein mit meinem süßen Knackarsch."