Dies ist ein beliebter Beitrag. Mm**** Geschrieben Januar 13 Dies ist ein beliebter Beitrag. Geschrieben Januar 13 Ich zittere, tief erschüttert und kann mich jetzt schon nicht mehr wirklich beruhigen und überlege, wie genau ich das eigentlich immer hinbekomme, mich in solche Situationen zu manövrieren. Meinen stolpernden, viel zu schnellen, mausähnlichen Herzschlag kann ich gar nicht mehr richtig spüren, spannenderweise aber deutlich, an der Stelle direkt unter meinem Brustbein, beobachten. Mein Atem geht stoßweise, abgehackt. Ich entscheide, dass es für die Zukunft gut für mich wäre, auf die harmlos anmutende Frage “Na was geht dir so durch den Kopf?” einfach etwas von der Arbeit zu erzählen, statt schillernd mein Kopfkino vor dir auszubreiten. Auf Grund meiner Überlegungen konnte ich deine letzten drei Fragen circa nicht verstehen und selbst wenn, eine Antwort zu finden, ist grade absolut zu vergessen. Ich weiß durchdringend: dich anschauen wäre jetzt glasklar die richtige Entscheidung. Und wirklich, würde ich auch gerne, aber der neuronale Weg vom Hirn zur Augenmuskulatur ist mindestens mal betäubt, wenn nicht gänzlich durchbrochen. Ach und in Luft würde ich mich auch gern auflösen, so entwürdigend finde ich es auf diesem vermaledeiten Gynstuhl vor dir zu liegen. Deine Ohrfeige holt mich unsanft zurück auf den Boden der Tatsachen. “Du solltest jetzt wirklich zuhören.” informierst du mich und fährst mit einem Finger den Abdruck deiner Hand auf meiner Wange nach, was mir eine Gänsehaut am ganzen Körper beschert. Diese Mischung aus Härte und Sanftheit erschreckt mich immer wieder. Deinen Ausführungen kann ich trotzt ernsthafter Bemühungen weiterhin maximal mangelhaft folgen und ich hasse diese Art von dir, mir haarklein zu erläutern, was du gleich machst. Manchmal rechne ich fast damit im Anschluss einen Test ausgehändigt zu bekommen. Und grade würde mich schon das Errechnen des Ergebnisses von eins plus eins oder das wörtliche Zitieren eines drei-Wort-Satzes vor ernsthafte Schwierigkeiten stellen. Irgendein Teil in mir versucht parallel zu meinem wirren Gedankenstrom die Worte, die du so unverblümt in den Raum stellst, mit meiner zu erwartenden Zukunft in Verbindung zu bringen und scheitert kläglich. „Arsch weiter vor... ja genau... noch ein Stück.“ Du klingst fast ärgerlich, ich mag dich weder ärgerlich, noch so grob und bemühe mich deinen Aufforderungen zügig nachzukommen. Gleichzeitig frage ich mich, warum ich das eigentlich mache und merke wie ich rot werde vor Erregung, vor Scham. Als hättest du einen Sensor dafür, schnellt dein Kopf hoch und du lässt einen Finger durch meine Nässe gleiten, meine Röte intensiviert sich dadurch nur weiter. Deinem Gesichtsausdruck kann ich entnehmen, dass es dir gefällt - dennoch wende ich meinen Blick vorsichtshalber ab. Du zelebrierst das richtig, das Zurechtlegen der Utensilien, das Desinfizieren meiner Scham... es brennt übrigens wie die Hölle auf der frisch rasierten Haut, jedoch nicht so stark wie meine...ja was eigentlich? Scham? Wut? Geilheit? Frustration? Keine Ahnung. Das Gefühl ist wörtlich nicht greifbar obwohl es mich körperlich gänzlich in Beschlag nimmt. Als du mit deinen Vorbereitungen fertig bist, bin ich endgültig durch, emotional gar gekocht, tief beschämt und wenn überhaupt noch 3mm von der Tränengrenze entfernt, nur an meinem Stolz kann ich mich noch festklammern. „Ab jetzt hälst du ganz still und schön entspannen.“ sagst du und ich würde dir gerne das begleitende Grinsen aus dem Gesicht reißen. Aber statt Aufstand zu proben halte ich die Luft an und versuche völlig erfolglos, mich zu entspannen. Ob dir mal jemand erklärt hat, dass Entspannung auf Befehl quasi unmöglich ist in so einer Situation? Vermutlich nicht und ich mache es auch nicht. Ich bleibe brav liegen, was fast noch unerträglicher ist, als dir zuzusehen, wie du diesen verfluchten Plastikschlauch mit Gleitgel einschmierst und dich ans Werk begibst. Es war mir bis eben nicht klar, wieviele Nervenenden sich an dieser Stelle meines Körpers befinden und es macht den Eindruck, du lässt dir absichtlich ewig Zeit, das Röhrchen in meinen Harngang zu schieben. Mein Stolz hat sich auf jeden Fall spätestens nach dem ersten Zentimeter aus dem Staub gemacht und ich bettel dich an, doch bitte aufzuhören. Außer einem süffisanten Grinsen und einem Schulter zuckenden: “Ach ist doch gleich vorbei.” hast du zu dem Thema nichts beizutragen. Aber Frau ist ja vermeintlich schlau und wechselt die Strategie, so kann ich mir halb fasziniert zuhören, wie ich es mit sowas wie Verhandlungsgeschick versuche und lausche mir, wie ich dir die unterschiedlichsten alternativen Quälereien anbiete, während ich mich frage, ob ich eigentlich noch alle Latten am Zaun habe. In meiner Aufregung bekomme ich dann doch nicht so richtig mit, dass der Katheter liegt, sondern registriere es lediglich daran, dass du sagst: “Fein, das merke ich mir. Wenn du dann fertig wärst?” Ich verstumme zügig und das Gefühl mich wieder reingeritten zu haben beschleicht mich ganz langsam und gemächlich und setzt sich tief in mir fest. Wie du mir jetzt nah kommst meinen Kopf mit einer Hand an den Haaren so fixierst, dass ich deinem Blick nicht ausweichen kann, ist mir fast zu nah und zutiefst unangenehm. Es fühlt sich immer so unfassbar exponiert an wenn dein Blick sich in meinen bohrt, als sei ich ein offenes Buch, dass sich selbst vorliest. Als du die Klammer löst und ich höre, wie es anfängt zu plätschern, überkommt mich das dringende Bedürfnis die Beine zu schließen, mit einem schlichten Kopfschütteln weißt du diesen Impuls zu verhindern. Auf diese Art bloß gestellt, der basalsten Kontrolle über den eigenen Körper beraubt, überkommt mich ein intensives Gemenge aus Hilflosigkeit, Überforderung und Scham, dem ich absolut nichts mehr entgegenzusetzen habe. Dein zufriedenes Lächeln verschwimmt durch den Tränenschleier, als ich anfange zu schluchzen.
sc**** Geschrieben Januar 14 Geschrieben Januar 14 Das ist doch eine wahre Geschichte!? Jedenfalls hab ich das vor langer Zeit mal sehr ähnlich erlebt... und so schön geschrieben ist es eine wunderbare Gedankenauffrischung! Danke.
Empfohlener Beitrag