Das Dinner - Kapitel 2: "Der Aperitif"

Dezember 18, 2023

Kapitel 2 “Aperitif”

Der Gang durch seine Wohnung vom Flur ins Esszimmer kommt dir unendlich lang vor und das obwohl du ihre Dimensionen eigentlich kennst. Die Augenbinde schärft deine restlichen Sinne, jedes Stückchen Boden ruft neue Wahrnehmungen hervor, seien es die kalten Fliesen und ihr Geruch nach Putzmittel im Eingangsbereich, der weniger harte, nach Bohnerwachs riechende, knarzende Dielenboden oder der weiche Teppichläufer. “Halt” hörst du plötzlich. Das Kommando wird durch einen Ruck an der Leine bekräftigt. Instinktiv hältst du Still. Du spürst seinen Atem in deinem Nacken und sein nach Edelhölzern riechendes, männliches Parfüm. Du vernimmst ein Klicken in der Nähe deines Halses. Du wirst abgeleint. Dann der erneute Griff in den Führungsring. Du würgst kurz beim ersten Ruck. “Du darfst aufstehen”, sagt er freundlich und zieht dich langsam am Halsband nach oben. Du riechst brennende Kerzen und hörst, wie er sich hinter dich bewegt. “Ich nehme dir jetzt die Augenbinde ab”, sagt er und löst den Knoten. Zu deiner Überraschung stehst du vor einer normal gedeckten Tafel mit weißem gutem Geschirr und Besteck für ein 4 gängiges Menü. Der Tisch ist quadratisch, etwa zwei Meter breit und aus massiver Eiche. Neben den Gedecken stehen bereits ein kleiner Gin Tonic und ein Whisky Sour als Aperitif. Du lächelst Ihn an. Es ist das erste Mal, dass er dich bekocht. Du wusstest, dass er leidenschaftlich gern kocht. So viel Liebe zum Detail und Aufwand beeindrucken dich allerdings. Für einen Moment vergisst du, wie der Abend angefangen hat und entspannst dich. Wie von dir vermutet, ist der Gin Tonic für dich bestimmt, lächelnd weist er dir diese Seite des Tisches zu, während er sich auf die andere setzt. Erst jetzt fällt dir auf, dass neben dem schweren Lehnstuhl auf seiner Seite eine kleine schwarze Ledertasche liegt und ein Rohrstock gegen den Tisch lehnt. Bevor das Karussell deiner Fantasien überhaupt anfangen kann, sich zu drehen, folgt die nächste Überraschung: Du suchst vergeblich nach einem Stuhl! Fragend siehst du ihn an und er scheint deine Frage bereits antizipiert zu haben. Milde lächelnd sagt er: “Du suchst deinen Stuhl?" "Da ist er!” und zeigt auf die Wand. “Du wirst unser Dinner im Wall-Sit genießen, meine Liebe." "Das stellt doch sicherlich keine Herausforderung für dich dar, oder?” Die Überraschung steht dir ins Gesicht geschrieben. “Fuck, ist das wirklich sein Ernst?” Du sinnierst einen kurzen Moment darüber, warum er dich so herausfordert. War es sein gekränkter Stolz, weil du ihn neulich beim gemeinsamen Training hinter dir gelassen hast? War es einfach nur Sadismus oder doch eine perfide Äußerung des Stolzes auf die mentale und körperliche Stärke seiner Unterworfenen? Sein süffisantes Lächeln ließ nichts verraten. Sein Griff zum Rohrstock unterbricht deine Gedanken und du begibst dich in den Wandsitz. Du bemerkst, wie die Anspannung in den vorderen Oberschenkeln wächst. Ihm gefällt es. Entspannt zurückgelehnt, mustert er dich intensiv. Sein Blick schweift über deinen flachen Bauch und verharrt auf deinen trainierten Oberschenkeln, deren Linien nun gut zu erkennen sind, dann wandert er zwischen deine Beine und deine wohlgeformten Waden hinunter. Du glaubst einen Moment, einen Funken Erregung in seinen Augen zu entdecken. Seine Zunge benetzt seine Lippen, das bestätigt dich. Das Gefühl, dass er dich begehrt, beschert dir Gänsehaut und startet erneut ein wohliges Pumpern zwischen deinen Beinen, dass seine auf dem Griff des Rohrstocks ruhende Hand nur verstärkt. Vorsichtig rutscht du mit deinem Rücken an der Wand entlang und versuchst, den Winkel deiner Beine so zu verändern, dass sie sich leicht entspannen können. “Scheiße will der wirklich, dass ich die ganze Zeit so sitze”, durchfährt es dich. Schließlich ergreift er sein Glas zum Toast: “Prost meine Liebe, wie war dein Tag?” Konversation kann zur Folter werden, begreifst du nun. Trotzig richtest du dich auf und machst den Rücken gerade. Mit selbstbewusstem Blick und kühlem Lächeln toastest du zurück. “Sehr gut mein Herr, Danke für die Einladung”...