Wie stehen Frauen zu den Fetischen der Männer?

[Mi****]

vor 6 Stunden, schrieb NeoMind:

Wer hat schon Lust sich als "pervers", "abartig" und nur als "Fetischist" bezeichnen zu lassen, wenn es einem nie nur um den Fetisch, sondern explizit zuerst um den Menschen ging? Das gesellschaftliche Framing hatte dazu geführt, dass ich sehr lange mit diesem Teil meiner Sexualität nicht zurecht gekommen bin. Kinkshaming at it´s best!

Wow, das klingt furchtbar! Sowas kenne ich nicht. Meine Vorlieben sind in meinem Freundeskreis und in meiner Familie kein Geheimnis. Hier gibt es auch keine Katholiken, die einem was von Sünde oder so erzählen. Ich lebe in einer weltoffenen und toleranten Stadt und habe viele wundervolle Freunde in der BDSM Szene. Wir nennen uns selbst die Liebbösen oder Perversen und lachen über die Spießer und Stinos dieser Welt. Denen entgeht doch was! ;-) Deren Frust über ein langweiliges Sexleben lasse ich mir nicht umhängen.

Aber das ändert nichts an der Tatsache, dass viele Fetischisten sich Femdoms oder Sadistinnen suchen, um ihre Fantasien auszuleben, weil sie glauben, dass dominante Frauen sind wie im Porno und gerne LLL tragen, oder was auch immer für Wünsche erfüllen. In den Chats geht es nie wirklich um normale Themen. Manche weigern sich sogar, ihren echten Namen oder ihren Beruf zu verraten! Das stelle man sich mal vor! Und viele wollen zu mir nach Hause kommen, nicht an einem neutralen Ort treffen, denn sie wollen Sex. Wo da die Basis für eine liebe- und vertrauensvolle Beziehung sein soll, sehe ich nicht.

Von daher, aus der Sicht einer blonden Femdom (und ich komme mir vor wie eine aussterbende Rasse, die im Zoo beglotzt wird), ist mir ein schüchterner, stiller BDSM Anfänger ohne klare Vorstellung viel lieber, als ein Fetischist, der genau weiß, was er will und es sich nimmt. Denn aus Erfahrung kann ich sagen, es ist weder witzig, gegen seinen Willen angewichst noch auf die Knie gezwungen zu werden. Nein, das ist keine Verallgemeinerung, das sind nur persönliche Erfahrungen.

Die Frage ist also nur, wo finden meine Freundinnen und ich die lieben, devoten, engagierten, schüchternen,  service-orientierten Männer, die wir uns so sehr wünschen? ;-)

[Mi****]

vor 17 Stunden, schrieb don_pocher:

Ich denke viele Fetische haben oft eines gemeinsam - es geht bei dem Kopfkino oft um Macht - Macht anzunehmen und auszuführen, Macht abzugeben und sich Macht zurückzuholen, also ich meine jetzt im Kern des Ganzen - die Einzelheiten wie man sich das vorstellt sind total verschieden. Das Problem ist: Wir Männer sind auf der Seite hier in der Überzahl ... Ich möchte nicht wissen, wie voll der Posteingang bei vielen Frauen ist. Wir sind eben das notgeilere Geschlecht und vielleicht auch eher bereit für Kopfkino, also notgeiler auf alle Fälle ja, Kopfkino können denke ich beide Geschlechter ganz gut - habe aber auch das Gefühl, dass durch das ,,Hey Liebling, mach jetzt Mal" der Motor der Frau erstmal ins Rollen kommen muss - bei Männern ist der eh immer an ist die Frau warm gelaufen, kann sie aber auch ganz schön verdorben sein. Ist vielleicht ein Relikt aus der natürlichen Selektion und des bequemen Umstands, dass sich die Frau in der Regel die Wahl ihrer geschlechtspartner eher aussuchen kann als der Mann.

Da ich mich als Femdom mit Macht auskenne, sag ich hier auch mal was dazu: ich liebe ein Machtgefälle in einer Beziehung! Da ich Sadistin bin, liebe ich auch Strafen, Schmerzen, Melancholie, Sehnsucht, viel Nähe und den Mann mit "Zuckerbrot und Peitsche" zu formen. Mein Kopfkino funktioniert erst, wenn ich einen Mann kennenlerne, der auf die Art und Weise reagiert, wie es mir am besten gefällt. Es gibt kein fertiges Szenario, in dem ich einen Mann über den Bock lege und mindestens 120 Mal mit dem Rohrstock schlage (völlig abwegig für mich!). In erster Linie möchte ich den Menschen kennenlernen, deswegen frage ich nach Hobbies, Herkunft, Lieblingsessen, versuche ein Gespräch über Sport, Filme, Serien, Musizieren, Beruf usw. Wenn alles passt und ich eine große Harmonie verspüre, dann stimme ich einem kurzen Treffen auf neutralem Boden zu. Wenn das gut läuft, dann stimme ich einem weiteren Treffen zu und lege mich fest, dass ich nur zu diesem Mann eine monogame Beziehung führen und ihn weiterhin kennenlernen möchte.

An der Stelle - spätestens - steigen die meisten aus. Zu einem zweiten Treffen kommt es selten, zu einem dritten nur alle paar Jahre mal. Warum?

Ich trage normale, eher sportliche Kleidung, ich rede normal, ich bin fast ungeschminkt, ich bin höflich und umgänglich. Das Domina und Porno Gehabe fehlt total. Das Kopfkino der Männer stirbt sofort. Sie sagen mir, ich sei ja gar nicht dominant. Oder sie fragen die ganze Zeit, ob ich mal was dominantes machen könnte. Einer strahlte mich mal an und sagte "mach mal was, irgendwas!" - reden und zusammen lachen und über die BDSM Szene Hamburgs reden war nicht genug.

Das fiel mir wieder ein, als ich "durch das ,,Hey Liebling, mach jetzt Mal" der Motor der Frau erstmal ins Rollen kommen muss " gelesen habe. Eine Frau, die durch einen Befehl wie diesen "ins Rollen kommt", ist service-orientiert und nimmt gerne Anweisungen entgegen. Sie ist Sub, eine Dienerin, und folgt deswegen der Anweisung des Mannes. Eine Femdom würde sagen, das ist Topping from the bottom, und das bedeutet: a) der Typ ist raus und kriegt gar nichts, b) der Typ bekommt was, aber nicht, was er will, sondern eine Strafe, die er nicht will, c) der Typ fliegt aus der Szene, weil alle ihre Freundinnen ihn auch nicht mehr wollen und er keinen Anschluß mehr findet.

Falls ihr eure Tipps also aus den Videos von Coach Burak Olgun bezieht, seid ihr verloren. ;-)

1) Ja, ich mag Macht

2) Ja, ich hab manchmal Kopfkino, aber das dreht sich nie um Fremde

3) Ja, Frauen bekommen ziemlich viel Post

4) Ja, wir glauben auch, dass die Männer durch ihr Testosteron getrieben sind und deswegen vor dem Orgasmus andere Dinge sagen und tun als nach dem Orgasmus (ich merke sogar im Chat, ob einer gekommen ist)

5) Manche Frauen haben Fantasien und Fetische und leben sie genauso selbstverständlich aus wie Männer

6) Frauen reflektieren mehr und tauschen sich mehr aus und sind emotionaler: ihre Fetische und Vorlieben werden eher selten mit wahllosen Männern ausgelebt

7) Man braucht eine genaue Vorstellung davon, welche Frau man erobern möchte, eine Femdom, eine Femsub, eine Stino, aus der großen Stadt, oder vom Dorf, oder aus einer katholischen Gemeinde, aus der BDSM Szene, getroffen am Arbeitsplatz oder im Café etc

8) Ich kenne nicht _eine_ Frau, die bei "mach jetzt mal" ins Rollen kommt (ein Abtörner vom Allerfeinsten)

9) keine Frau will Schwanzbilder von Fremden oder als Wichsvorlage dienen oder auf einen Fetisch reduziert werden (oder ihr bietet so viel Geld, bis sie einwilligt) (einwilligt und sich schlapp lacht oder euch an den Support meldet) ;-)

 

Ich hoffe, ich habe Orientierung gegeben.

bearbeitet Oktober 25, 2020 von MissEnola_HH

[Gelöschter Benutzer]

@MissEnola_HH, danke für deine ausführlichen Antworten, ich sehe wir sind da im Kern recht d'accord, freut mich (das duzen finde ich freundlicher, selbstverständlich lasse ich mich da belehren)  (:

 

Also das mit dem ,,Liebling, mach jetzt Mal.." bezog sich eher auf das Szenario über die Fetische reden in der Partnerschaft (sorry, war da auch selbst in einer Gedankenspirale, da ich eben gerade daran denken musste), weniger bezogen auf einen (Sex-)Chat.

 

Was ich im Kern damit eigentlich sagen wollte ist, dass sowas wie ein außergewöhnlicher Fetisch eben nicht so gut angenommen und/ oder geteilt wird, vielleicht aber dennoch eine dominante/ oder devote Ader bei der Frau vorliegt und man seinen eigenen Fetisch mit etwas Einfallsreichtum in ein Szenario umdenkt, das weg vom Objektfetisch hin zum Spielen mit dem Machtgefälle führt und damit quasi besser angenommen wird und man nicht nur als ,,Weirdo" abgestempelt wird - zumindest habe ich oft die Erfahrung gemacht, dass sowas dann ganz gut angenommen wird. Und dieses ,,Hey Liebling mach doch Mal jetzt.." war eher gemeint mir ,,Hey wenn wir doch schon gerade diese zwei Rollen spielen, dann würde eine Daunenjacke an dir einfach sexy aussehen.

 

Zugegeben - ,,Hey Liebling, mach doch Mal jetzt" ist wohl der Abtörner des Jahrhunderts - alles was aus so einer Aufforderung kommt, wird grundsätzlich erstmal vor seinem geistigem Auge abgelehnt.

 

Habt eine schöne Zeit & genießt das Wochenende ihr Lieben (:

 

[Gelöschter Benutzer]

Am 24.10.2020 at 16:15, schrieb StefanDaune:

Das sehe ich völlig anders:

Ich springe nicht von Bett zu Bett, sondern ich suche eine Partnerin.
Mit dieser Partnerin will ich das ausleben, mit niemandem sonst.........

Dieser Meinung kann ich beipflichten. Ich als FSH-Träger sehe sowas als Anreiz zum/beim Sex und auch, wenn das Verständniss zum mitmachen da ist, erregend diese dabei zu tragen. Am liebsten beidseitig. Also ein "Zubehör" eben.

bearbeitet November 24, 2020 von Gelöschter Benutzer
Komplettzitat gekürzt.

[biDWTzofe]

Ok, dann mal MEINE Meinung dazu:

In einigen anderen Foren schneiden DWT (Crossdresser, Sissys usw.) sehr schlecht ab.

Die Damen finden das "unmännlich", wollen "richtige Kerle", Beschützer, Machos usw. ....

Ich frage mich dann schon, wo plötzlich die EMANZIPATION geblieben ist.

Selten, bzw. sehr selten bekam ich mal "Angebote" von "Herrinnen" , die eigentlich nur einen ZAHLSKLAVEN suchen oder von SUGARGIRLS, die einen zahlwilligen Daddy wollen, das natürlich möglichs langfristig aber ohne SEX! Bestenfalls darf man sich vor ihnen einen runterholen....

Da würde ich das Geld lieber dem nächsten Obdachlosen in die Hand drücken, nach hause gehen, mich richtig geil und nuttig anziehen und meinen Vibrator reiten!

[towel]

ich selbst hab nunmal keinen fetisch..ich hab meine neigung, die per se schon nich grad üblich daherkommt, lach
daher musses einfach passen bei nem gegenüber...und das würd n fetisch seinerseits eben nich wirklich

[MikeP-75]

Zuerst einmal sollten wir uns in meinen Augen bewusst werden, dass wir alle verschieden sind und es da kein Besser oder Schlechter geben sollte. Und ja viele haben einen Fetisch und wie heißt es so schön "Leben und leben lassen ..." 

Und Partnerschaft heißt zumindest für mich, dass sich die Partner aufeinander einlassen ...

Klar es gibt solche und solche Fetische und auch in Stino Beziehungen gibt es Dinge die uns zu Kompromissen zwingen und wenn das Restpaket stimmt überlegt sich auch bspw. der/die Veganerin, doch über den tollen Menschen nachzudenken, der halt diesen "Fehler" Fleisch hat und im Endeffekt gilt das auch für Fetische! Wenn Sub auf LLL steht, wird wenn das Restpaket passt auch LLL eingebaut ! Wenn es allerdings Sachen sind, die total abgelehnt werden und einer Beziehung entgegenstehen passt es halt nicht ! 

ERGO : Entweder es passt oder halt nicht !  Ob er der Fetisch ist, die berühmte Chemie oder dass man den anderen einfach nicht "riechen" kann - es kommt ganz darauf an ...

 

Aber dies ist nur meine Meinung ....

[Ne****]

Die Zauberworte lauten "Beziehung" und "Kompromiss". Deren Grundlage ist allerdings: "Akzeptanz". Niemand muss etwas mögen, nur weil der/die Partner*Inn es toll findet. Ja, ich gehe sogar so weit zu sagen, darf auch gerne abgelehnt werden - das steht allen frei. Nur weil es eine Neigung ist, die subjektiv etwas sehr Persönliches ist, darf man auf keinen Fall den Fehler machen, sich als Person abgelehnt zu fühlen. Akzeptanz bedeutet halt auch eine genaue Auseinandersetzung mit der Faktenlage. Ablehnung des Fetischs ist nicht gleich die Ablehnung des Menschen! Darf man sich von den eigenen getroffenen Gefühlen nicht in die Irre leiten lassen. Man muss auch sich selbst Zeit geben, das einzuordnen - ist ja auch ein sensibler Punkt.

Wir haben auf der einen Seite die Palette von freudig geilem Teilen der Fetische, über das neugierige Ausprobieren bis hin zu "Ist-zwar-nicht-ganz-meins-aber-es-ist-schön-Dir-eine-Freude-zu-machen-weil-ich-Dich-liebe-Schatz!". Und auf der anderen Seite geht die Palette von "überhaupt nicht meins", "ist der volle Abturner", bis zu "das schreckt mich ab / ist mir unheimlich" und ja, auch "igitt, davon will ich gar nichts hören!".

Gerade bei Letzterem ist es extrem schwer, es nicht persönlich zu nehmen, ich weiß. Aber beispielsweise kann ich es bei KV, Vomit usw. auch nachvollziehen. Wir alle sind nun mal Kinder unserer Sozialisation. Da empfehle ich erstmal der ganzen Sache etwas Zeit zum Sacken lassen. Man muss nicht gleich mit der ersten Reaktion das Kind mit dem Bade ausschütten. Und dass Breathplay und diverse SM-Praktiken auch Angst machen können, liegt ja auf der Hand.

Fürs Schwarz-Weiß-Schema ist der Mensch zu vielschichtig - und entsprechend sind's die Beziehungen auch(²). Deshalb bilden die Reaktionen auch immer ein gewisses menschliches Spektrum ab. Ich sage daher, dass es allen wertfrei zusteht zu den Fetischen zu stehen wie sie wollen! Sollte die/der Partner*Inn einen als Person deshalb ablehnen, kann man froh sein zu wissen, dass es nicht matcht!

Wenn alles andere stimmt, dann findet man eine Lösung/einen Kompromiss - selbst wenn das bedeutet, sich den Fetisch woanders zu holen. Klar wäre es schön, dass auch mit seinem geliebten Menschen zu teilen. Aber was soll's? Wenn’s wie bei mir und meiner Frau seit Jahren so funktioniert - why not?! Vor dem Hintergrund es Idealen sieht halt alles scheiße aus, ich weiß. Und manches wird bei manchen hier und da auch ein fauler Kompromiss sein. Aber nur weil es ein Kompromiss ist, muss es aber umgekehrt nicht gleich faul sein.

Steht dazu, wie ihr wollt. Nur, seid ehrlich und geht sensibel miteinander um!

bearbeitet Januar 3, 2023 von NeoMind