In unserer Gesellschaft ist Monogamie immer noch die Norm und Eifersucht wird als Zeichen dafür gewertet, wie sehr man einander liebt. Offene Beziehungen, Polyamorie und Swinging sind Ausreißer – Abweichung vom Standardmodell. Doch das sind nicht die einzigen Lebensstile, die außerhalb des dominanten heteronormativen Paradigmas liegen. Cuckolding, das lange ein Schattendasein im Bereich von Erotik und Pornografie führte, ist längst nicht mehr eine private Fantasie, die man geheim hält, sondern ein Lifestyle, den immer mehr Paare ausleben.

 

Was ist Cuckolding? 

Der Begriff Cuckold stammt aus dem Englischen und bedeutet Hahnrei. Ein Cuckold ist ein Ehemann, dem von seiner Partnerin Hörner aufgesetzt wurden. Anders als beim normalen ehelichen Betrug geschieht dies beim Cuckold Kink jedoch mit Wissen und Billigung des Mannes. Oft beteiligt er sich sogar daran, greift aktiv ein. Manchmal hilft er bei der Partnerwahl, bereitet seine Frau für ihren Lover vor, hilft ihr sich schön zu machen. Ob und wie der Mann ins Cuckolding involviert ist, hängt natürlich von den individuellen Vorlieben ab und den Vereinbarungen des jeweiligen Paares.

 

Was ist der Kick für den Cuckold?

Weder Wissenschaft noch Psychologie haben ein vollständiges Bild des Kinks Cuckolding. Allerdings gibt es einige Theorien. Die meisten davon haben mit dem Phänomen der Sperma Konkurrenz zu tun, das man auch bei anderen Spezies beobachten kann. Paaren sich mehrere Männchen kurz hintereinander mit einem Weibchen, ist deren Sperma fruchtbarer und Spermazellen bewegen sich schneller. Es gibt einige Hinweise, dass es sich beim Menschen ähnlich verhalten kann. Jedoch greift diese biologische Erklärung zu kurz, um das komplexe Sexualverhalten des Menschen vollständig zu erklären.

 

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Den Cuckold macht es an, wenn seine Partnerin Sex mit einem anderen Mann hat.

 

Was sagen Paare, die aktiv den Cuckolding Lifestyle leben?

Die Motive für den Cuckold-Lifestyle sind so unterschiedlich, wie die Menschen, die ihn ausleben. Fast alle Männer, mit denen ich darüber gesprochen habe, nennen jedoch Demütigung als einen wichtigen Faktor. Für sie ist es ein Rausch zu sehen oder zu erleben, dass ihre Frau die Befriedigung erhält, die sie ihr selbst nicht geben können.

Viele Frauen wiederum berichten, dass der Aspekt der Dominanz wichtig ist. Der Cuckold Lifestyle ist für sie eine subversive Art den gesellschaftlich vorbestimmten Status quo zu durchbrechen und ihre Fantasien auf ihre eigene Art auszuleben. Manche Frau genießt es, ihren eigenen Mann zu erniedrigen, in dem sie sich einem anderen Mann sexuell unterwirft.

 

Wie verbreitet ist Cuckolding? Wie viele Cuckolds gibt es?

Genaue Zahlen liegen nicht vor, doch es gibt viele Hinweise, dass Cuckolding längst kein Randphänomen mehr ist. Schon ein Blick in einschlägige Foren zeigt, dass Cuckolding sich enormer Beliebtheit erfreut. In Partnerbörsen boomen die einschlägigen Gruppen, und es gibt immer mehr Foren und Plattformen, die sich dezidiert diesem Thema widmen.

Vergleicht man die Anzahl der Googlesuchen, stellt man sogar fest, dass der Begriff „Cuckold“ schon seit längerer Zeit mit dem Begriff „Swinger“ konkurriert und ihn neuerdings sogar an Popularität übertrifft.

Auch gibt es mehrere Umfragen, nach denen „meiner Frau beim Sex mit einem anderen Mann zusehen“ unter die Top Ten erotischer Fantasien von Männern kommt.

 

Was ist der „Bull“?

Der Bull ist der meist dominante Lover der Ehefrau des Cuckolds. In Cuckoldbeziehungen mit einem Bull ist die Domination der Frau oft die treibende Kraft und die Demütigung des Cuckolds ein fester Bestandteil. Der Bull ist in der Regel gut ausgestattet und ein erfahrener Liebhaber. Ihre Erlebnisse mit dem Bull nimmt die Frau zum Anlass, dem Cuckold seine sexuelle Unzulänglichkeit unter die Nase zu reiben. Dem Bull unterwirft sie sich gerne, da er im Gegensatz zum Cuckold weiß, eine Frau zu dominieren.

Krönender Abschluss einer Begegnung mit ihrem Bull ist oft, dass sie sich danach vom Cuckold oral befriedigen lässt.

 

Wie unterscheiden sich die Kinks Hotwifing und Cuckolding?

Auch beim Hotwifing und dem sogenannten Wife-Sharing gibt es in der Regel ein Machtgefälle. Hier ist es jedoch der dominante männliche Partner, der bestimmt, wem sich seine Partnerin hingibt. Beliebt bei diesem Kink sind Parkplatztreffen, der gemeinsame Besuch in einem Pornokino oder sie wird in einen Sexclub ausgeführt.

 

Gibt es weibliche Cuckcolds?

Ja, auch diese gibt es, wenn auch seltener. Man nennt sie Cuckqueans bzw. Cuckqueens.

 

Tipps für den Einstieg in den Cuckolding Lifestyle

Eine Frage, die man in einschlägigen Foren von Möchtegern-Cuckolds immer wieder liest, lautet: „Wie überrede ich meine Frau?“

Vom „Überreden“ ist ganz klar abzuraten, denn es stellt eine Manipulation dar. Wir plädieren für Offenheit und Ehrlichkeit. Du kannst versuchen zu überzeugen, aber es ist sicher kein Fehler, dir vorab eine Strategie zu überlegen. Wie du vorgehst, hängt von der Art eurer Beziehung ab und wie ihr über eure sexuellen Fantasien und Vorlieben kommuniziert. Für manche Paare, die es gewohnt sind mit offenen Karten zu spielen, ist es am besten, direkt zu fragen. Andere Paare finden über Swinger Clubs den Einstieg ins Cuckolding. Hier kann man antesten, wie es ihr gefällt, einen anderen Mann ins Liebesspiel zu integrieren. Auch kann der Mann, der in seiner Fantasie gerne ein Cuckold wäre, antesten, wie es sich konkret anfühlt, wenn seine Frau sich einem anderen Mann hingibt. Viele, die solche Fantasien haben, stellen dann fest, dass sie doch nicht aus dem richtigen Holz geschnitten sind, um diese Fantasie auch in die Realität umzusetzen.

Ganz klar ist jedoch eines: Der Cuckold-Lifestyle geht nur im gemeinsamen Einverständnis, mit viel Einfühlungsvermögen, ständiger Kommunikation und einer gehörigen Portion Selbstreflexion.

Viel Spaß dabei!

 

Tomasz Bordemé ist Autor und Blogger, der über BDSM und Erotik schreibt. Außerdem versorgt er unsere kinky Community auf Fetisch.de mit News und Einsichten aus der Szene.

 

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