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Ein Gedankengang mit gewünschten Austausch


Empfohlener Beitrag

Geschrieben

Aus Sicht von jemandem, der nicht zwingend BDSM orientiert ist, empfinde ich es eher als Fluch. Denn es hat zu so einer Art Verarmung der Vielfalt geführt, so wie es halt immer mit der Masse passiert weil sie im Kollektiv allem hinterher rennt. Das heißt wenn man auf Kontaktbörsen und -seiten auf der Suche ist, dann gibt es gefühlt nur noch die Auswahl zwischen Vanilla und BDSM. Ein Dazwischen gibt es kaum noch, Leute, die einfach neugierig und verspielt sind und ein paar Fetische haben. Es scheint der Irrglaube zu herrschen, daß wenn man sich vom 08/15 Sex loslöst, man sich dann für eine dominante oder devote Rolle zu entscheiden habe und daß man Dinge wie Fetischkleidung oder ungewöhnliche Sexpraktiken zwingend nur mit einem Machtgefälle ausleben könne. Das finde ich sehr schade.

Geschrieben (bearbeitet)

So wie @MagicCross, gehe ich auch davon aus, dass es kaum mehr als die 1% wirklich gelesen haben. Habe ich im übrigen auch nicht und werde es auch auf gar keinen Fall tun.

Denn sein wir mal ehrlich, es ist ein intimes Themengebiet. Und die Schriftstellerin ist eine weiße Vorstadtamerikanerin. Dass ist jetzt echt nicht böse gemeint, aber was sexuelle Offenheit angeht, sind die Amis ja wohl nicht bekannt dafür. Daher gehe ich auch davon aus, dass der sogenannte "Mr. Grey" "krank" sein musste, um vor einer prüderen amerikanischen Öffentlichkeit eine "Rechtfertigung" haben zu können. Ebenso sehe ich es bei seiner "Gespielin", auch hier "sie konnte ja nicht anders". Auch dies, nichts weiter als eine Rechtfertigung vor einer (vornehmlich amerikanischen) Öffentlichkeit. Aber wie gesagt, wenn man, und das ist kein Vorwurf sondern eine Feststellung, mit stärkeren Ketten der Prüderie sozialisiert wird, dann kann man in der Regel auch keine freie und durch Erleben authentische Literatur schreiben. Was das angeht, sind im Vergleich zu Europa, noch viele nicht in den 50 Shades, sondern einfach in den 50er Jahren hängengeblieben.

Da aber die Zeit und die gesellschaftlichen Entwicklungen in den letzten Jahren (wie immer) nicht stehen gebleiben ist, hat sich auch der Begriff der Romantik, bzw. "Romanzen" weiterentwickelt. Das Ding ist doch, dass wie so oft, jede Generation ihre eingene Wahrnehmung hat. Die Wahrnehmung von etwas reiferen Frauen, welche in einer noch viel frauenfeindlicheren Welt aufgewachsen sind (nichts für Ungut, liebe @Trislana ;) ) ist halt eine andere als von jemadnem aus der "#Meetoo-Generation". Beide Perspektiven haben ihren Platz und liegen meist gar nicht so weit auseinander. Aber es gibt eben auch Punkte die auf gegenseitigen Widerspruch stoßen und den Kreis gleichzeitig wieder schließen.

Dass Paradoxe ist, dass egal, was die jungen Newbies hier auch posten, dass meiste gar nicht ernszunhemen ist. Insta-Genaration, dass ist tatsächlich mehr Schein als Sein. Wohl gemerkt, bei anderen Generationen ist es auch oft mehr der Schein. Jedoch merkt man die Auswirkungen der sozialen Medien an den jüngeren Menschen leider deutlicher. Bitte keine Urteile, wenn wir damit aufgewachsen wären, dann ginge es uns genauso! In der Realität erlebe ich es daher sehr oft, dass junge Menschen, trotz oder gerade wegen der stark sexualisierten Medienwelt imm prüder werden. Und hier schließt sich paradoxerweise wieder der Kreis zu einer weißen amerikantischen Vorstadtfrau - die Prüderie scheint wieder auf dem Vormarsch.

Obwohl das Buch durch die Pathologisierung der Charaktere ein "Trockenfist" für "die Szene" ist, ist es doch ein Segen, dass es überhaupt breiter thematisiert wurde. Leider wohl auch, WEIL es sich um eine weiße Vorstadtamerikanerin handelt. Jedes Land hat sein Rassismusproblem, aber das US-amerikanische ist eben auch noch "exportstark". Und wer weiß, vielleicht sind ja auch die Instas von heute die Vorstädter*Innen in dreißig Jahren und unser aller Hoffnung gegen die Prüderie. Also ja, eher Segen!

Liebe Grüße,

Neo!

 

bearbeitet von NeoMind
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