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Unkritische Verwendung von "Sklav*in"


thejollyjoker

Empfohlener Beitrag

  • Moderator
Geschrieben
vor 4 Minuten, schrieb thejollyjoker:

ich hoffe ich bin in der richtigen Kategorie gelandet.

Danke für deine interessante Frage.

Ich habe das Thema in das Unterforum BDSM verlegt.

 

LG Uyen

Kinky-Community

Geschrieben

Das ist ein wirklich interessantes Thema.

Im Prinzip kann man sich im BDSM bezeichnen, wie es einen kickt. Die einen verwenden einen Begriff, andere einen anderen. Die Diskussion darum, ob es z.B. einen Unterschied zwischen Sub und Sklave gibt, wird regelmäßig geführt und ist doch eigentlich obsolet, weil BDSM eben nichts mit echter Sklaverei zu tun hat und es deshalb "nur" ein Spiel mit einem Begriff ist, der kickt.

 

Warum kickt es? Zum einen glaube ich, dass in den Köpfen weißer Europäer die Geschichte der Sklaverei mehr als ein Märchen aus "tausend und einer Nacht" wahr genommen wird. Dieses Bild der Sklavin, die im Harem sitzt. Die Sexsklavin im alten Rom, die schöne Geliebte in Gefangenschaft... Es gab auch in Europa Sklaverei und es waren Europäer, die als weiße Herren Sklaven nach Amerika verschleppten. Aber es ist nicht so in den Köpfen, welches leid Menschenhandel mit sich bringt. Und obwohl man eigentlich weiß, dass die meisten Prostituierten durch Menschenhandel zum Sex gezwungen werden, scheuen sich viele nicht, die trotzdem zu benutzen.

 

Es ist schlicht nicht angekommen und überromantisiert. Im besten Fall versteht man es als Spiel und im übertragenen Sinn, im schlechtesten meint man es ernst.

Geschrieben
Wenn der Begriff für dich eine solche Auswirkung hat, dann musst du ihn natürlich nicht benutzen. Wenn er für andere Menschen gut im Rahmen von BDSM funktioniert, dann sollen sie ihn benutzen. Wenn sich jemand von so einem Begriff getriggert fühlt sollte das vorher kommuniziert werden oder sich informiert werden, was bei der jeweiligen Veranstaltung zu sehen und hören sein wird. Jemandem einen Begriff komplett abzusprechen, weil er im ursprünglichen Sinn ein schlimmes Ereignis beschreibt halte ich für Unsinn. BDSM ist ja das spielhafte ausleben von Fantasien über in der Realität schlimmen Handlungen. Erniedrigung, Strafe durch Schläge, Zwang, Unterwerfung, Schmerz, etc. Das alles zu umschreiben weil die Worte ja in der Realität schlimme Dinge beschreiben verbessert dabei nichts.

Ich habe allgemein ein Problem damit, wie viel wert auf einzelne Begriffe gelegt wird und nur überlegt ob es ok ist diese zu verwenden oder nicht statt auf Kontext zu achten und über die eigentlichen Sachverhalte hinter den Begriffen zu reden.
Geschrieben
Addendum: es gibt auch durchaus Fetische wie Race Play, wo man auch beim Wort angesprochen werden will, das nicht genannt werden darf ;) auch Uniformfetische orientieren sich oftmals an militärischer Richtung, die nicht selten von Naziästhetik - NICHT (unbedingt) Symbolik - geprägt ist. Bedeutet nicht, dass man diese Gräueltaten gut heißt. Selbiges gilt für auspeitschen. Heißt nicht, dass man das als Strafe wie in UAE gutheißt o.ä.
BDSM und das "normale" Leben und politische Einstellungen sind dann doch meist zwei paar Stiefel.
Geschrieben
Vor 51 Minuten , schrieb Seanthiar:
Zum einem ist es immer die Sache zwischen zwei Personen wie sie sich gegenseitig titulieren und zum anderen denke ich sollten alle erwachsen genug sein um zu realisieren das die Begrifflichkeit von Sklave heutzutage mehr symbolischer Natur ist um eine BDSM-Beziehung zu definieren und nichts mit Kolonialismus u. Hautfarbe zu tun hat. Wenn TE mit dem Begriff Problem hat benutz ihn nicht, vergiss aber nicht tolerant zu sein anderen gegenüber, die nicht so ein übertriebenes Problem mit dem Begriff haben. Sklaverei gab es nach neuester Geschichtsforschung schon in der Steinzeit. Zum anderen kram mal deine Bibel raus und lies z.B. 2. Mose 21 das über die Rechte von Sklaven geht. Gibt noch viele andere Stellen im AT u. NT wo im hebräischen bzw. griechischem Originaltext 'Sklave' steht aber in akt. Übersetzungen 'Knecht' - In Latein ist der Begriff für Sklave u. Knecht identisch mit 'servus'

Häbräisch und altgriechisch wären praktisch, fürs Studium der originalen quellen.
Aber ja, begrifflich sind wir auch da bei der Leibeigenschaft.
Lost in Translation ist halt n ziemlich übliches Ding.
Bin da ganz bei dir
LG. Sue

Geschrieben
Punkt 1, ja, der Begriff wird inflationär und unreflektiert benutzt. Ja auch ich habe den Fetisch/die Vorliebe zur Sklavenhaltung, was ich persönlich sehr explizit meine.

Punkt 2, es gibt die Geschichte der Sklaverei, was ein unfassbares Verbrechen gegen die Menschlichkeit war und ist.
Ich kann mir (sehr gern und gut) vorstellen in eine Sklaven-Halter-Beziehung zu gehen, auch mit Menschen, die eine andere Herkunft haben. Wichtig ist, sich vom historischen Begriff zu trennen und sich klarzumachen, dass wir hier explizit von Sklavemtum sprechen, dem beide Seiten aus freien Stücken zustimmen. Und dass man sich klar mit.dem Begriff beschäftigt hat und die Tragweite kennt.

Wem es angenehmer ist, nennt es TPE
Geschrieben

Mir persönlich gefällt der Begriff "Sklave" auch nicht, und ich würde Begriffe wie "Diener", "Untergebener" bevorzugen, aber das soll doch jeder für sich selbst entscheiden, wie er/sie/es von DOM betitelt werden möchte.

Zum Thema Begrifflichkeiten und gesellschaftliche Assoziationen:
Ich kenne eine Frau, die sich selbst "Zigeunerin" nennt und die gerne auch so genannt werden darf, da der Begriff für sie nur die Zusammenfassung der Sinti und Roma darstellt, dessen Abstammung sie ist.
Ich kenne Schwarz-Afrikaner, die überhaupt kein Problem damit haben, wenn man sie "Neger" nennt, da der Begriff von "Negro" (=Schwarz) abstammt, was einfach nur ihre Hautfarbe beschreibt und somit zutrifft.
Sie möchten jedoch niemals "Nigger" genannt werden, da dieser Begriff immer nur als Diskriminierung verwendet wird.
Selbst der Begriff "Kanacke" ist von seinem Wortstamm keine Diskriminierung, da es wörtlich einfach nur "Mensch" bedeutet.

Alle diese (ursprünglich) harmlosen Begriffe wurden/werden jedoch recht häufig in einem diskriminierenden Kontext verwendet, so dass man glauben könnte, dass der Begriff an sich eine Diskriminierung darstellen würde.

Geschrieben
vor 2 Stunden, schrieb thejollyjoker:

Halli Hallo,

ich hoffe ich bin in der richtigen Kategorie gelandet. Ich würde mich gern mit Leuten über die unkritische Verwendung des Begriffs "Sklave/Sklavin" in der BDSM-Szene austauschen. Ich muss ehrlich sagen, dass es mich ganz schön schockiert hat, als ich auf der App gelandet bin, wie normal dieser Begriff ist. Lange bevor ich auf diese App gestoßen bin, hatte ich Kontakt mit einer Stammtisch-Gruppe, die vorwiegend aus PoC (people of color) bestand und die sich in großen Teilen der BDSM-Szene nicht willkommen gefühlt hat u. a. aufgrund der unkritischen Verwendung dieses Begriffs, der ein riesiges jahrhundertelanges menschliches Verbrechen beschreibt und von dessen gesellschaftlichen Überresten weiße Menschen noch heute profitieren bzw PoC unterdrückt werden. Irgendwie bin ich davon ausgegangen, dass solches Wissen, dass die Verwendung dieses Begriffs etwas unsensibel sein könnte, grade in der jungen Generation bereits weiter vorgedrungen sein könnte. Hier auf der App zumindest sieht es allerdings nicht danach aus...

Ich selbst habe einige Fantasien und Kinks, die wahrscheinlich im BDSM unter den Begriff "Sklaventum" fallen würden, aber es fühlt sich für mich persönlich unfassbar unsensibel, falsch an, dass so zu nennen. In meinem Kopf sind so viele schreckliche Geschichten damit verbunden. Selbst wenn man Slaverei nicht nur auf den Kolonialismus bezieht, besser wirds dadurch ja auch nicht. Der Begriff ist für mich so aufgeladen mit Leid, Ungerechtigkeit, generationalem Schmerz und Trauma und Unterdrückung - dass möchte doch ich nicht in meinem Schlafzimmer haben?

Habt ihr euch jemals Gedanken über die Verwendung dieses Begriffs gemacht? Könntet ihr euch vorstellen, andere Begriffe zu verwenden stattdessen und habt ihr Ideen für alternative Wörter und Beschreibungen?

Das schlimmste was es für mich gibt, sind Pauschalisierungen durch selbsternannte Richter die eine Kollektivhaftung einfordern.

Ich benutze das Wort Sklave weiterhin in bestimmten Zusammenhängen, weil es etwas gut beschreibt.

 

Im Übrigen ist die Sklaverei üblich, seit es die Menschheit gibt. Und nicht ein Konstrukt, das ausschließlich PoCs betraf. Schon Jahrtausende davor. Und bis in die Gegenwart reichend. 

 

Geschrieben
Ich persöhnlich bin keine Sklavin und suche auch keine/n Sklavin/en. Was aber nichts mit der herkömmlichen Bedeutung dessen zu tun hat.
Ja es gibt viele Menschen die Vorverurteilen es das im BDSM dieser Begriff genutzt wird und haben kein Verständnis dafür.
Ich vergleiche es dann gerne mit anderen Wörtern mit harmloseren Bedeutungen die unterschiedliche Bedeutungen haben. ZB nur weil eine Bank im Park von oben bis unten von Vögeln besch... wurde heißt es doch nicht das eine Bank die Geld verwaltet ebenso ist..... seltsamer Vergleich ? Richtig, aber ebenso seltsam finde ich den Vergleich eines erzwungenen Sklaven der es nicht freiwillig erwählt hat in dieser Position zu leben und Menschen die sich genau dies für sich wünschen und glücklich darüber sind.
  • Moderator
Geschrieben
vor 43 Minuten, schrieb ShyStallion:

...aber das soll doch jeder für sich selbst entscheiden, wie er/sie/es von DOM betitelt werden möchte.

Am Anfang sollte immer  das gegenseitige Einvernehmen stehen.

Wenn das geklärt ist, denn kann man viele Begriffe/Bezeichnungen unkritisch verwenden.

Was Aussenstehende davon halten, ist wieder eine andere Baustelle.

 

Es wäre schön, wenn du @thejollyjokerdich auch mal zu Wort melden könntest, immerhin ist es ja deine Fragestellung an die Community.

  • Moderator
Geschrieben

Ich möchte euch mal bitten, bei dem Thema "Sklave" nicht an die Vergangenheit zu denken, denn um die geht es nicht.

Hier geht es auch nicht um Ethnien, also Hautfarben und Herkunft, (darüber diskutieren wir nicht, Forenregeln bitte beachten).

Es geht nur um den Begriff "Sklave" in Bezug auf BDSM.

Bitte also beim Thema bleiben, danke.

Gruss Uyen

Kinky-Community

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