Meiner Erfahrung nach gibt es eine Menge Überschneidungen zwischen der queeren und der Kink-Community. Ich denke, das liegt daran, dass queere Menschen nicht den gesellschaftlich auferlegten sexuellen Skripten folgen, sondern gezwungen sind, sich anderweitig umzusehen. Das erweitert ihre Vorstellung davon, wie sexuelles Vergnügen aussehen kann.
Das gilt auch für Trans*-Menschen. Pegging zum Beispiel, kann eine geläufige Art sein, wie ein Trans*-Mann Sex hat. Jemand, der eine Geschlechtsdysphorie bezüglich seiner Genitalien hat, findet Kink vielleicht einfacher als traditionelle Sexualakte, um Intimität mit seinem Partner zu erleben. Für einige (wenn auch sicher nicht alle) ist das Spiel mit dem Geschlecht innerhalb des Kinks die Art und Weise, wie sie beginnen, ihr Trans*-Sein zu erforschen.
Das war auch meine Erfahrung. In einer BDSM-Session, in der mein Partner mir den Arsch versohlte und meinen Schwanz wichste, erkannte ich, dass ich vielleicht trans* sein könnte.
Auch viele Kinkster haben das Gefühl erlebt, "anders" zu sein, auch wenn sie heterosexuell, weiß, nicht behindert und cisgender sind. Uns wird gesagt, dass Kink pervers ist. Deshalb machen sich viele Kinkster Sorgen, dass sie in irgendeiner Weise "falsch" sind, dass sie die Dinge, die sie wollen, nicht wollen sollten.
Trotzdem gibt es Kinkster, die immer noch Transphobie, Rassismus und Behindertenfeindlichkeit aufrechterhalten. Während viele Menschen eine Community innerhalb des Kinks finden, gibt es auch diejenigen, die sich in Kink-Räumen nicht willkommen fühlen – vor allem Schwarze, Indigene und andere People of Color, sowie behinderte und neurodivergente Menschen. Ich selbst bin trans*, und ich bin kinky, aber ich könnte nicht einfach so zu einem Munch gehen und darauf hoffen, geschlechtlich richtig eingeordnet zu werden.
Das ist der Grund, warum ich mich nicht stärker bemüht habe, meine lokale BDSM-Community kennenzulernen. Man wird immer noch schief angesehen, wenn man sich bei einem Munch mit seinen Pronomen vorstellt. Es zwingt die Trans*-Person dazu, die Aufmerksamkeit auf ihr Trans*-Sein in einer Situation zu lenken, in der sie nicht weiß, wie andere darauf reagieren. Das ist ein unangenehmes Gefühl und ich würde nicht an einer Session teilnehmen, wenn ich nicht darauf vertrauen kann, dass ich als Frau gesehen werde.
Der Transgender Day of Visibility existiert zum Teil, um auf diesen Missstand hinzuweisen. Selbst im Jahr 2021 kämpfen Trans*-Menschen immer noch für ihre Rechte, und es fühlt sich leider manchmal so an, als ob wir keine großen Fortschritte machen würden. Nur wenige Trans*-Menschen bewegen sich angstfrei durch eine Welt, die sie nicht so akzeptiert, wie sie sind.
Nehmen wir Events mit Male-Dom und Fem-Sub. Sollte ich als Switcher mit einer devoten Freundin überhaupt hingehen? Wäre es in Ordnung, wenn meine Partnerin transfeminin wäre, oder würden die Leute annehmen, dass ich der Unterwürfige bin? Wäre ich willkommen, wenn ich einen Rock trüge und ungebunden bin, also als Cis-Frau gelesen würde? Wäre meine Akzeptanz als männlicher Dom davon abhängig, dass ich mich einfüge?
Vielleicht projiziere ich meine Unsicherheiten. Ich bin mir sicher, dass, wenn ich den Veranstalter vorher kontaktiere, sie mit meiner Teilnahme einverstanden sind. Ich bezweifle nicht, dass andere Paare auf einer Male-Dom/Fem-Sub-Veranstaltung zu sehr in ihr eigenes Spiel vertieft wären, um auf meine Geschlechtsdarstellung zu achten.
Meine Annahmen sind jedoch nicht unbegründet. Viele trans*- und nicht-binäre Kinkster entscheiden sich dafür, nur Kink-Events zu besuchen, die von queeren oder Trans*menschen organisiert werden. Viele Trans*menschen meiden Veranstaltungen, bei denen die Organisatoren nicht erwähnen, was sie tun, um trans* und nicht-binäre Menschen zu integrieren. Andere erkundigen sich vorher, um sicher zu sein, dass sie tatsächlich willkommen sind.
Eine queere Gruppe macht ein Selfie
Wenn es keine bewusste Anstrengung gibt, Trans*Personen in Kink-Räumen einzubeziehen, werden sich die meisten von uns unwohl fühlen. Wir machen uns Sorgen, dass wir falsch zugeordnet werden; wir fürchten, dass wir nicht sicher sind, da Trans*-Menschen auch in der BDSM-Community Transphobie erleben. Wir erleben Transphobie in jedem Bereich unseres Lebens; es wäre absurd zu denken, dass Kink-Räume da anders sind.
Ich sage nicht, dass niemand in der Kink-Community Trans*-Menschen willkommen heißt oder dass keine Trans-Menschen das Gefühl haben, in die Kink-Community zu gehören. Die Kink-Gemeinschaft überschneidet sich mit der Queer- und Trans*-Gemeinschaft: Trans*-Menschen haben schon immer in Kink-Räumen existiert. Die Bereitschaft von Kinkstern, die gesellschaftlichen Vorstellungen von "normalem" Sex zu überschreiten, bedeutet, dass manche offener für Trans*-Menschen sind.
Doch es liegt noch ein langer Weg vor uns. Dass Trans*-Menschen schon immer in Kink-Räumen waren, bedeutet nicht, dass die BDSM-Community das einfach akzeptiert und übernimmt. Nur selten werden Events von Trans*-Menschen organisiert und wir sind in diesen Räumen zu wenig vertreten und deshalb fühlen wir uns nicht immer sicher.
Es ist anstrengend, trans* zu sein und immer andere über unsere Identität aufklären und sich ständig rechtfertigen zu müssen. Mensch geht zu Kink-Events, um zu spielen und eine Gemeinschaft zu finden, in der jede*r sein wahres Selbst leben kann. Auch Trans*-Menschen sollten in Kink-Räumen sie selbst sein können.
Quinn Rhodes (er/ihn) ist ein queerer, transsexueller und behinderter Sex-Blogger. Er ist ein Sex-Nerd mit Vaginismus, der über seine Vagina-Ängste, psychische Erkrankungen und seine Abenteuer das Ficken zu erlernen, ohne dabei abzuficken, schreibt. Meistens ist Quinn normalerweise in „Stomp-on-the-Patriarchy“-Boots anzutreffen, während er sich bei jedem Fick verliebt. Quinn schreibt über Sex auf onqueerstreet und Trans-Inklusivität auf benicetotrans.
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